Serie: WARHOL, BASQUIAT, CLEMENTE in der Bundeskunsthalle Bonn, Teil 2/2

 

Felicitas Schubert

 

Bonn (Weltexpresso) – In der Ausstellung stürzt man sich natürlich auf diese gemeinsamen Bilder und weiß nicht ganz, was man dazu sagen soll. „Alba’s Breakfast“ beispielsweise von 1984 erkennt man Clementes Beitrag sofort – das denkt man wenigstens, wenn man weiß, daß Alba seine Ehefrau ist, und liest dann, daß die an Warhol gemahnenden Zufügungen von Basquiat stammen.

 

Auch Cilindrone, ebenfalls 1984 gemalt, hat Clementefarben und –formen. „Hand Ball“ ist so ein gemeinsames Bild, das man als geschlossenes Werk erlebt, mit surrealen Anteilen und graphischer Gestaltungskraft und Schwung. „Ex-Ringeye“ dagegen wirkt eher wie eine Persiflage auf Clemente.

 

Warhol und Basquiat stehen sich formal näher, aber es entsteht nichts umwerfend Neues. Warhol sah das wohl anders und lobte die gemeinsamen Werke, bei denen man keine Künstlerhandschrift mehr identifizieren konnte. Das geht einem bei den je eigenständigen Werke natürlich anders. Da werden Warhols frühe Campbells Suppen von 1962 farblosen von 1981 gegenübergestellt. Serielle Porträts von Berühmtheiten, die sich in den Farbgebungen unterscheiden, auch der berühmte Tischbeingoethe. Den konnte man ebenfalls tags zuvor bei der Eröffnung des Neuen Städel in Frankfurt bewundern, wohin er auch gehört, nicht nur weil Tischbeins „Goethe in der Campagna“ dort hängt.

 

Es gibt dazu eine nette Geschichte, die auch nach Bonn gehört. Wie im Katalog betont wird, war der umtriebige Warhol persönlich ein sehr scheuer Mensch, der Kontaktaufnahme scheute. Im Frankfurter Städel tigerte er wie ein Tramp durch die Räume auf der Suche nach Goethe, erzählt Gallwitz, damals dessen Direktor, den er dann wie besessen fotografierte. Der Witz an dieser Aktion war denn auch, daß Gallwitz das Tischbeingemälde nicht schätzte, Andy Warhol dagegen mit den heutigen Besuchern es liebte, was man seiner Verfremdung ansieht, auf der Goethe zu einem romantischen Burschen wird.

 

Jean-Michel Basquiat, von dem da Titelzitat stammt, das sich fortsetzt in: "Ich versuche, über das Leben nken.",  bringt die Straßenkunst auf die Leinwand. Jedes seiner großen Gemälde mit viel Schrift und meist einheitlichen Farben ist eine Erzählung. Das unterscheidet ihn diametral von Warhol. Clementes Bilder durchlaufen verschiedene Phasen. Es gibt die konzeptuellen und die an Mosaike erinnernden, ebenfalls erzählfreudigen Tableaus aus den Jahren 1980/81.Man sieht seinen Bildern an, daß er noch auf der Suche nach der Form ist. Sie haben einen Anfang und suchen ihr Ende. Ein Gesicht von 1983 nimmt den Joker von Heath Ledger vorweg; man denkt sogar, daß dieser seinem Bild nachgeformt wurde.

 

Und so hat man in dieser Ausstellung, die eigentlich der Zusammenarbeit dreier Künstler gewidmet ist, doch neue Sichten auf die Einzelwerke gewonnen.

 

Bis 20. Mai 2012

 

Katalog: Ménage à trois. Warhol, Basquiat, Clemente, hrsg. von Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Kehrer Verlag 2012. Während man in der Ausstellung auf die Bilder konzentriert ist, liefert einem der Katalog die notwendigen Hinweise, wie Bruno Bischofberger zum Spiritus rector der Zusammenarbeit aller drei Künstler wurde. Es werden die individuellen Lebenswege und die gemeinsamen Jahre vorgestellt. Von heute her erschrickt man, daß zwei von den drei mit 58 bzw. 27 Jahren kurz danach verstarben. Clemente wird dieses Jahr 60 Jahre.