Serie: WARHOL, BASQUIAT, CLEMENTE in der Bundeskunsthalle Bonn, Teil 1/2

 

Felicitas Schubert

 

Bonn (Weltexpresso) – Wer erst heute in die Kunstgeschichte und Ausstellungen von Gegenwartskünstlern eintritt, der kennt den US-Amerikaner Andy Warhol – 1928-1987 - auf jeden Fall, der dieses Jahr zum 25. Todestag u.a. im Museum Moderner Kunst (MMK) eine große Jubiläumsausstellung feiert.

 

Der Italiener Francesco Clemente, geb. 1952, der seit 1981 in den USA lebt, hatte ebenfalls im letzten Jahr eine große Ausstellung in Frankfurt, in der Schirn, die ihn als bedeutend herausstellen wollte, die aber manchen zu glatt war; Jean-Michael Basquiat schließlich hatte im Jahr 2010 eine große Retrospektive in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel. Basquiat, geb. 1960 in New York von Eltern, die aus Haiti und Puerto Rica stammten, starb schon 1988 an einer Überdosis  Drogen: er war der einzige Afroamerikaner, der auf dem westlichen Kunstmarkt Spitzenpreise wie seine weißen Kollegen erreichte. Er hatte als Graffiti-Straßenkünstler begonnen und hinterließ mit 27 Jahren rund 1000 Gemälde und 2000 Zeichnungen.

 

Es war der gemeinsame Wohnsitz New York, der diese drei Künstler, von denen jeder für sich eine völlig unterschiedliche Form- und Inhaltssprache pflegte, als Künstler zusammenbrachte – Keith Haring gehörte als Vierter im Bund auch dazu. Daß sie aber nicht nur befreundet waren, sondern auch zusammenarbeiteten, d.h. mit unterschiedlicher Handschrift gemeinsame Gemälde fertigten, daß weiß man nur aus der Kunstgeschichte – und auch das wissen nur wenige. Denn, was sich seit Anfang der 80er nach und nach als gemeinsames Arbeiten  herumsprach und zwar das gemeinsame Verfertigen von Gemälden – manchmal zu dritt, öfter in der Kombination Warhol/Basquiat -, das ist 2012 nur noch Kunstgeschichte und vergessen.

 

Insofern ist die Bonner Ausstellung eine, die nicht nur die drei so unterschiedlichen Maler – der immer jugendlich wirkende Warhol in der Vaterrolle, die beiden anderen aus der nächsten Generation – in ihren Einzelwerken vorstellt und dann die dreijährige Phase der gemeinsamen Werke mit Beispielen dokumentiert. Wie muß man sich das Produzieren in der Zusammenarbeit vorstellen? Basquiat erklärte dazu: „Er (Warhol) macht meistens den Anfang. Normalerweise beginnt er ein Bild mit etwas ganz Konkretem oder klar Erkennbarem, zum Beispiele einer Zeitungsschlagzeile oder einem Markenlogo. Dann bin ich dran und kritzle es irgendwie zu und versuche dann, ihn dazu zu bewegen, weiterzuarbeiten. Meistens bin aber ich derjenige, der weiterarbeitet.“ Und dabei bleibt es meistens.

 

 

Bis 20. Mai 2012

 

Katalog: Ménage à trois. Warhol, Basquiat, Clemente, hrsg. von Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Kehrer Verlag 2012. Während man in der Ausstellung auf die Bilder konzentriert ist, liefert einem der Katalog die notwendigen Hinweise, wie Bruno Bischofberger zum Spiritus rector der Zusammenarbeit aller drei Künstler wurde. Es werden die individuellen Lebenswege und die gemeinsamen Jahre vorgestellt. Von heute her erschrickt man, daß zwei von den drei mit 58 bzw. 27 Jahren kurz danach verstarben. Clemente wird dieses Jahr 60 Jahre.