Die originalen Lithographien von Antoine des Saint Exupéry zu seinem Buch im Grimm-Haus in Steinau

 

Hanswerner Kruse

 

Steinau/Kreis Schlüchtern (Weltexpresso) - Wer kennt nicht das moderne Märchen „Der kleine Prinz“ von Antoine des Saint Exupéry? Der verträumte französische Schriftsteller schuf dafür einst auch selbst die Grafiken, von denen jetzt im Steinauer Grimm-Haus eine Auswahl gezeigt wird.

 

Die Ausstellung der 20 Original-Lithografien ist überraschend, denn die Bilder sind viel größer und wesentlich farbintensiver als im Buch. Hier gibt es auch das bekannte Bildnis des kleinen Prinzen mit dem Fuchs, der von ihm gezähmt werden will: „Man kennt nur die Dinge die man zähmt. Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennenzulernen.“

 

Die Drucke hängen in der Reihenfolge, wie sie die Geschichte bebildern, einige sind sehr „schön“ und stehen durchaus als kleine Kunstwerke für sich. Doch prinzipiell sind sie Illustrationen - deshalb ist es hilfreich, noch einmal das Buch durchzuschauen, um sich die Handlung zu vergegenwärtigen:

Mit seinem Flieger ist der Ich-Erzähler in der Wüste abgestürzt und begegnet dort dem kleinen Prinzen, dessen Lebensgeheimnis er langsam erkennt und später niederschreibt: Der Fremde kommt von einem winzigen Stern und besucht verschiedene Planeten, deren Bewohner seltsame Dinge tun: Der Säufer trinkt weil er sich schämt und er schämt sich, weil er trinkt. Ein König herrscht über ein Volk, das es gar nicht gibt. Der hektische Geschäftsmann zählt die Sterne am Himmel um sie zu besitzen. „Die großen Leute sind entschieden sehr, sehr wunderlich, sagte er (der Prinz) zu sich auf seiner Reise.“

 

Zwischendurch berichtet er dem Autor von seiner Heimat, etwa von der kleinen Blume, die er für einzigartig hielt. Doch auf der Erde sieht er, dass es nur eine Rose war, von denen es hier unzählige gibt. Aber der gezähmte Fuchs tröstet den kleinen Prinzen: „Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.

 

Die 94-seitige Erzählung ist ein leicht surreales Kindermärchen mit sprechenden Blumen und Tieren, in dem sich Wirkliches und Unwirkliches mischen. Zugleich ist die Geschichte aber auch mit zahlreichen zivilisationskritischen Fragen und philosophischen Aphorismen durchsetzt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, belehrt der Fuchs den Prinzen.

 

Die Idee zum Buch entstand 1942 bei einem Treffen mit seinem Verleger, bei dem der Autor beiläufig die kleine Figur auf eine Papierdecke kritzelte. Mittlerweile ist das Büchlein in 180 Sprachen übersetzt worden.

 

Exupéry thematisiert im Text auch seine Lithografien: „Wenn ich hier versuche ihn zu beschreiben, so tue ich das, um ihn nicht zu vergessen. Deshalb habe ich mir schließlich auch einen Farbenkasten und Zeichenstifte gekauft...“

 

INFO:

Die Ausstellung ist bis zum 12. Juli 2015 im Grimm-Haus (Steinau, Brüder-Grimm-Straße 80) zu sehen. Täglich geöffnet von 9 bis 17 Uhr.

 

FOTOs

Hanswerner Kruse:Eine Besucherin vor dem Bild (rechts) mit der legendären Begegnung des Prinzen mit dem Fuchs: „So machte dann der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut.“

Graphik: © Sussession Antoine de Saint Exupéry: Der kleine Prinz auf seinem Stern