Hessischen Kulturpreis 2015 für die künstlerischen Leitungen der documenta der letzten 60 Jahre
Roman Herzig
Wiesbaden/Kassel (Weltexpresso) – Sensationell: Der Hessische Kulturpreis 2015 geht an die künstlerischen Leiterinnen und Leiter der documenta der vergangenen 60 Jahre. Ausgezeichnet werden Arnold Bode (posthum), Harald Szeemann (posthum), Jan Hoet (posthum), Manfred Schneckenburger, Rudi (Rudolf Hermann) Fuchs, Catherine David, Okwui Enwezor, Roger M. Buergel und Carolyn Chrstiov-Bakargiev.
Das Unglaubliche daran ist, daß die documenta generell nun ausgezeichnet wird, daß man keinen der einzelnen Leiter herausgreift, was immer zugunsten der Gegenwart und Zukunft geschieht, sondern eigentlich die Einrichtung dieser alle fünf Jahre weltweit führenden Nabelschau der zeitgenössischen Kunst auszeichnet. Wie lange ist denn Arnold Bode schon tot? Das erfährt man schnell. Der 1900 in Kassel geborene Bode und der eigentliche Gründer der documenta ist am 3. Oktober 1977 in Kassel gestorben und erhält nun 38 Jahre nach seinem Tod diesen Kulturpreis. Hoffentlich kommt der Preis seiner Tochter und Künstlerin E.R. Nele zugute.
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier erklärte dazu: „Mit der ersten documenta im Jahr 1955 hat Arnold Bode der zeitgenössischen Kunst in Kassel ein Forum und eine Heimat gegeben. In den folgenden 60 Jahren haben die künstlerischen Leiterinnen und Leiter der documenta immer wieder mit ihrem individuellen Blick auf die Kunst der Gegenwart Diskurse angeregt und neue Impulse gesetzt. Heute ehren wir sie als Menschen, deren Einsatz für Kunst und Kultur weit über Hessens Grenzen hinaus wirkt und unser Land um ein Weltereignis bereichert, das uns die Kunst der Gegenwart immer wieder neu erleben lässt.“
Ministerpräsident Volker Bouffier: „Sie haben unser Land um ein Weltereignis bereichert, das uns die Kunst immer wieder neu erleben lässt!“ Diese Worte aus dem Munde eines CDU Ministerpräsidenten hätten sich früher die Hessen auch nicht vorstellen können.
Die Auszeichnung ist mit 45.000 Euro der höchstdotierte Kulturpreis der Bundesrepublik Deutschland und wird zum 33. Mal verliehen. Ministerpräsident Volker Bouffier wird die Ehrung am 17. Juli 2017 in der Alten Brüderkirche in Kassel vornehmen, die Kuratoriumsbegründung verlesen und die Laudatio halten.
INFO:
Über den Hessischen Kulturpreis:
Im Kuratorium, dessen Vorsitz der Hessische Ministerpräsident innehat, sind neben dem
Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst Boris Rhein folgende Persönlichkeiten
vertreten:
Jürgen Engel, Architekt, Frankfurt am Main
Susanne Gaensheimer, Kuratorin und Direktorin
des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt
Michael Herrmann, Intendant Rheingau Musik-Festival
Bernd Leifeld, ehemaliger Geschäftsführer der documenta und
Museum Fridericianum VeranstaltungsGmbH
Michael Quast, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur
Hans Sarkowicz, Leiter Ressort hr2 Kultur und Bildung
Dr. Gerhard Stadelmaier, Redakteur und Theaterkritiker im Feuilleton der FAZ
Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Eine Liste der bisherigen Kulturpreisträgerinnen und -träger ist unter www.stk.hessen.de
(Über uns Orden und Ehrenzeichen Hessischer Kulturpreis) verfügbar. Man entnimmt, daß 1982 mit Eugen Kogon die Preisträger beginnen, 1983 der Preis dreigeteilt wurde und E.R. Nele ihn – also vor ihrem Vater – erhielt. Auch mit der gerade verstorbenen Gabriele Wohmann war eine Frau dabei, was sich 1989 mit der Teilung des Preises an den Regisseur Adolf Dresen und die Schauspielerin Judith Rosenbauer fortsetzte. Erst 1992 gab es mit Eilke Brigitte Helm, einer Ärztin, wieder eine Preisbeteiligung am diesmal dreiteiligen Preis. Auch danach kamen Frauen zum Zuge. Und, was wir vergessen hatten, aber durchaus richtig finden, im Jahr 2003 war auch Til Schweiger dabei, mit zwei Mitmännern. Die letzten Jahre übrigens, nachdem Rebecca Horn 2010 den Preis erhalten hatte, überhaupt keine Frau mehr und nun mit den sieben Männern auch zwei Frauen. Sehr interessant, sich im Detail damit zu beschäftigen.
Foto:
Wir zeigen die Briefmarke, die im Jahr 2000 zu Ehren des 100sten Geburtstags von Arnold Bode herauskam