Der Künstler Georg Baselitz steht im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität am 29. Juni 2015

 

Sibylla von Suden

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Georg Baselitz zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. Vor allem durch seine auf dem Kopf stehenden Gemälde, die er Mitte der 1970er Jahre begann, wurde er weltweit bekannt. Aber auch schon während seines Studiums eckte Baselitz an.

 

1957 wurde er von der Hochschule der bildenden Künste Berlin-Weißensee wegen „gesellschaftlicher Unreife“ verwiesen; er siedelte nach Westberlin um. Seine oft obszönen Darstellungen Anfang der 1960er Jahre entsprachen jedoch auch in Westdeutschland nicht den gängigen Vorstellungen. Sein Gemälde „Die große Nacht im Eimer“, welches einen masturbierenden Jungen zeigt, löste 1962 einen (wenn auch selbst herbeigeführten) Skandal aus.

 

Wie kaum ein anderer Maler oder Bildhauer inszeniert er ausgewählte Stationen seines Lebens in Publikationen und Ausstellungen. Der Vortrag von Julia Voss, deren Artikel aus der FAZ bekannt sind und die keine herkömmlichen Kunstartikel liefert, sondern viel Geschichtliches in ihnen entdeckt, widmet sich beispielsweise den vielfältigen Verbindungen zwischen Leben und Werk des Künstlers und beleuchtet unter anderem die Fragen: Was erzählt Baselitz selbst von seiner Biografie? Welche Informationen liefern andere Quellen?

 

Die Veranstaltung ist Teil der vom Soziologen Prof. Tilman Allert konzipierten Vortragsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien“. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten deutscher Sozial- und Kulturgeschichte vor.

 

WELTEXPRESSO ist ein großer Anhänger dieser Reihe, will aber auf den montäglichen Abend auch deshalb hinweisen, weil Julia Voss in Frankfurt im Jüdischen Museum im Jahr 2013 eine besonders wichtige Ausstellung kuratiert hatte. Die nahm das Jahr 1938 in den Blick und überprüfte, welchen Kontext KUNST, KÜNSTLER, POLITIK im damaligen Deutschland hatten.

 

Dabei konnte man Künstler und Künstlerinnen kennenlernen, die entweder danach in den KZs umgebracht wurden und deren Werke wir erst heute kennenlernen, oder die sich ins Ausland retten konnten – und auch deren Werke sind in der Nachkriegszeit völlig unbekannt geblieben und kommen erst heute wieder, inzwischen in Berlin und Wien in einer großen Städteausstellung, vor unsere Augen, darunter die beiden sensationellen Malerinnen Lotte Laserstein und Elfriede Lohse-Wächtler. Wir greifen den Vortrag über Georg Baselitz, also ein völlig anderes Thema, dennoch gerne auf, um über diese Ausstellung der Referentin zu berichten, was in einem Ausstellungskatalog auf dem Wallstein Verlag festgehalten ist.

 

INFO:

 

Georg Baselitz – „Die große Nacht im Eimer“

Referentin: Julia Voss ist stellvertretende Leiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

 

Zeit: Montag, 29. Juni 2015, um 19.30 Uhr

Ort: Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

 

Der Eintritt ist frei.

Das komplette Programm der Frankfurter Bürger-Uni: www.buerger.uni-frankfurt.de