Delacroix und Delaroche im Museum der Bildenden Künste in Leipzig

 

Felicitas Schubert

 

Leipzig (Weltexpresso) - Eugène Delacroix (1798-1863) und Paul Delaroche (1797-1856) zählen zu den bedeutendsten Historienmalern des 19. Jahrhunderts, die mit ihren Historiengemälden die Pariser Salons ab etwas 1820 in Aufruhr versetzten.

 

Heute beginnt mit Delacroix die Moderne und Delaroche ist hierzulande vergessen. Fast vergessen. Auf jeden Fall ist das Verhältnis zwischen beiden genau entgegengesetzt zu dem Werturteil der Zeitgenossen, die Delaroche sogar vorzogen wegen seines erstaunlichen Realismus.

 

Mit spektakulären Leihgaben zahlreicher Museen aus Deutschland, Frankreich, Holland, England und Dänemark wird dem nun überzeugend entgegengearbeitet. Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt vom 11. Oktober 2015 bis zum 17. Januar 2016 eine facettenreiche Ausstellung der beiden Künstler mit rund 40 Gemälden, 60 Zeichnungen sowie 60 Grafiken. Unter anderem wird Delacroix‘s kompletter Faust-Zyklus präsentiert.

 

Die künstlerische Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Zeit zwischen 1820 und 1850 war wesentlich durch die Erfahrung großer Umbrüche in kurzer Folge beeinflusst. Beide Künstler entstammen einer Generation, die durch die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen im Zuge der Französischen Revolution wie dem Aufstieg und Fall von Napoleon Bonaparte geprägt wurde.

 

Der Untertitel der Ausstellung „Geschichte als Sensation“ bezieht sich auf das Wort „Sensation“, das im Französischen und Englischen nicht nur Spektakel, sondern auch

Empfindung bedeuten kann. Unter den Haupteinflüssen der beiden französischen Maler lassen sich die Facetten der romantischen Strömung der Literatur mit einer emotionalen Wirkung der Geschichte verbinden. Historische Personen wie Napoleon I. oder die Sagengestalt Saranapal wurden von den Künstlern nicht als Helden dargestellt, sondern im Angesicht ihres Scheiterns als Anlass künstlerischer Auseinandersetzung betrachtet.

 

Die Ausstellung stellt rund 140 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Delacroix und Delaroche gegenüber. Das Highlight der Ausstellung ist Paul Delaroches Werk "Napoleon I. in Fontainbleau nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris am 31. März 1814" von 1845. Es ist das berühmteste Werk der Sammlung des Leipziger Seidenhändlers Adolph Heinrich Schletter (1793-1853). Das Bild ist seit 1853 im Besitz des Museums und wurde vor kurzem aufwendig restauriert.

 

30 andere Werke französischer Malerei aus der Sammlung Schletters werden parallel zur Ausstellung „Eugène Delacroix & Paul Delaroche“ im Museum der bildenden Künste gezeigt. Zudem sind im dritten Obergeschoss temporär einige Werke deutscher Historienmalerei des 19. Jahrhunderts aus dem Museumsmagazin zu sehen.

 

In Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Leipzig ist ein Katalog mit 384 Seiten und zahlreichen Farbabbildungen im Verlag Michael Imhof erschienen, den wir noch besprechen werden.

 

 

Foto:

Paul Delaroche, Napoleon I. in Fontainebleau am 31. März 1814 nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris, 1845

 

Info:

Ausstellung bis 17. Januar 2016