Ausstellungen im Deutschen Architekturmuseum (DAM) JANUAR – JULI 2016

 

Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Deutsche Architekturmuseum ist für so manchen Kult. Für andere hingegen, die bisher alleine 'Kunst' anschauten, liegt es gar nicht im Horizont des Interesses. Das ist ein Fehler. Gerne greifen wir die Vorschau des DAM auf, um auf die laufenden Ausstellungen aufmerksam zu machen.

 

 

Daheim – Bauen und Wohnen in Gemeinschaft

12. September 2015 — 28. Februar 2016

Eröffnung: 11. September 2015, 19 Uhr

 

Wie und warum bauen und wohnen immer mehr Menschen in Gemeinschaft? Welche Ausprägungen dieses Phänomens existieren und was können Architektur und Baukultur in diesem Zusammenhang leisten? Die Ausstellung zeigt 26 in Deutschland und überwiegend im europäischen Ausland realisierte Projekte, die als Baugruppenprojekte, von Genossenschaften oder Wohnungsbaugesellschaften errichtet wurden und Antwort auf diese Fragen geben. Die Bauten reagieren mit unterschiedlichen Konzepten auf veränderte Lebensentwürfe und vielfältige Standorte, mithilfe von innovativen Planungs- und Bauprozessen werden Lösungen entwickelt, die unmittelbar auf die Wünsche und Anforderungen der Bewohner ausgerichtet sind. Dabei spiegelt die Idee in individuellen Wohnungen, aber gemeinschaftlich unter einem Dach zu leben, Nachbarschaft und Freundschaft zu pflegen sowie Raum und soziale Verantwortung zu teilen, Vorstellungen vom Wohnen wider, die klassische und moderne Lebensmodelle zu verbinden vermögen.

 

 

Linie Form Funktion – Die Bauten von Ferdinand Kramer

28. November 2015 – 1. Mai 2016

Eröffnung: 27. November 2015, 19 Uhr

 

Den Architekten Ferdinand Kramer (1898—1985) kennt die Geschichte als überragenden Entwerfer von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Bauten der funktionalistischen Moderne. Nachdem das Frankfurter Museum Angewandte Kunst im vergangenen Jahr sein Design präsentiert hat, wird sich die Ausstellung des DAM der Kramerschen Architektur widmen. In den 1920er Jahren war er ein Mitarbeiter Ernst Mays im Projekt des „Neuen Frankfurt“ und emigrierte später in die Vereinigten Staaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Kramer zu den Wenigen, die aus dem Exil die Rückkehr in das nicht nur materiell, sondern auch geistig beschädigte Deutschland wagten. Von Max Horkheimer gerufen, übernahm er 1952 den Posten des Leiters des Universitätsbauamts in seiner Heimatstadt Frankfurt. Nach dem Umzug der Universität von Bockenheim ins Westend werden nur wenige dieser Bauten übrig bleiben, die als Symbolbauten des demokratischen Neubeginns gelten können.

 

 

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2015

Die 22 besten Bauten in/aus Deutschland

30. Januar – 8. Mai 2016

Preisverleihung und Eröffnung: 29. Januar 2016, 19 Uhr

 

Das Deutsche Architektur Jahrbuch ist 2015 zum 33. Mal erschienen – die Ausstellung zeigt zum 9. Mal einen von einer Jury sorgfältig ausgewählten Querschnitt herausragender Bauten in und aus Deutschland. Diese stehen für die unterschiedlichsten Nutzungen und spiegeln drängende wie konstante, exotische wie vertraute Bauaufgaben - darunter unterschiedliche Wohnformen, Kulturbauten und auch eine Gedenkstätte. Die Rekonstruktionsdebatte wurde erneut angefacht, was die intensiven Diskussionen zum Gewinner des DAM Preises für Architektur in Deutschland 2015 belegen: die Neuen Meisterhäuser in Dessau des Berliner Büros Bruno Fioretti Marquez.

 

Die Architekten realisierten anstelle einer originalgetreuen Rekonstruktion eine „städtebauliche Reparatur“ mit der exakten und dennoch abstrahierten Wiedergabe der Hülle der ehemaligen Direktorenvilla Gropius und der Doppelhaushälfte Moholy-Nagy. Vielleicht gab es in der Geschichte dieses Preises noch nie einen so stark zur Debatte anregenden und gerade dadurch verdienten Gewinner.

 

 

Between the Sun and the Moon – Studio Mumbai

Die Wiederentdeckung des Indischen Handwerks

16. April – 21. August 2016

Eröffnung: 15. April 2016, 19 Uhr

 

Studio Mumbai wurde 2005 als eine Arbeitsgemeinschaft, die sich sowohl dem architektonischen Entwurf als auch dem Design widmet, von Bijoy Jain gegründet. Der in Mumbai geborene Architekt studierte in den USA und arbeitete danach bei Richard Meier in Los Angeles und später in London. Das Werkstattbüro von Studio Mumbai befindet sich in Alibag in einer teilweise noch ländlichen Umgebung im Südwesten der indischen Metropole. In einer großen Hofanlage arbeiten Architekten und Handwerker bis in die Details zusammen an der Projektentwicklung. Wesentliche Partner im Studio Mumbai sind der amerikanische Architekt Samuel Barclay, der Zimmermann Jivaram Sutar, Pandurang Malekar (Steinmetz) and Bhaskar Raut (Steinmetz und Zimmerman). Bei den Planungen von Studio Mumbai treten moderner Entwurf, Materialität, und traditionelles Handwerk in einen geradezu selbstverständlichen Dialog mit der Umgebung und sind in einer beeindruckenden Weise sinnlich präsent. Eine Ausstellung des arc en rêve centre d’architecture Bordeaux.

 

 

Zukunft von gestern

Visionäre Entwürfe von Future Systems und Archigram

14. Mai – 23. Oktober 2016

Eröffnung: 13. Mai 2016, 19 Uhr

 

Im Fokus der Ausstellung stehen außergewöhnliche Zeichnungen, Collagen und Modelle des 1968 nach London emigrierten, tschechischen Architekten Jan Kaplický aus den 1980er Jahren. Konfrontiert werden diese Exponate mit zwanzig Jahre früher entstandenen Werken von Archigram. Die Entwürfe der Londoner Architektengruppen Archigram um Peter Cook, Ron Herron und Dennis Crompton sowie Future Systems um Jan Kaplický und David Nixon sind in der utopischen Architektur angesiedelt. Während Archigram organische Architekturen für das Überleben in unbehaglichen Sphären entwarfen, nehmen die technoiden Konstruktionen von Future Systems ihren Raum in der freundlicheren Erdlandschaft ein. Das Gros dieser Utopien blieb auf dem Papier und war als Anregung für das (Über)leben in gesellschaftlichen Umbruchphasen erdacht. Die Weltraumarchitektur von Archigram entstand in der von Aufbruch geprägten Zeit der Mondlandung. Future Systems dagegen entwarfen ihre autarken, maschinenartigen Wohnkapseln für eine düstere Welt in der Hochphase des Kalten Krieges.

 

 

Thinking outside the box

An innovative approach to current urban challenges

21. Mai – 26. Juni 2016

Eröffnung: 20. Mai 2016, 19 Uhr

 

Eine Ausstellung des Masterstudiengangs Mundus Urbano der Technischen Universität Darmstadt

Die enormen Herausforderungen an globale Städte sind Ausgangspunkt für diese Ausstellung. Bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten – mit steigender Tendenz. Wesentlich betroffen sind Entwicklungsländer, die nicht nur das Bevölkerungswachstum zu bewältigen haben sondern auch mit Kapazitätsproblemen und Versorgungsengpässen konfrontiert sind. „Thinking outside the box“ ist eine Reflexion urbaner Realitäten, welchen wir uns heute stellen müssen. Die Auswirkungen von Urbanisierung und Klimawandel verlangen nach neuen Planungsansätzen und solidarischem Handeln. Die Ausstellung soll auf bestehende und kommende Sachverhalte hinweisen, kritisches und kreatives Denken anregen und lokale Aufmerksamkeit generieren.

 

 

Making Heimat – Germany, Arrival Country

Deutscher Pavillon auf der 15. Architekturbiennale 2016 in Venedig

28. Mai – 27. November 2016

 

Das DAM wurde ausgewählt, die Ausstellung „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ im Deutschen Pavillon auf der 15. Architekturbiennale 2016 in Venedig zu realisieren. Die inhaltliche Verantwortung für den deutschen Beitrag trägt das DAM-Team bestehend aus Generalkommissar und DAM-Direktor Peter Cachola Schmal, DAM-Kurator Oliver Elser und Projektkoordinatorin Anna Scheuermann. Die gegenwärtige Flüchtlingslage ist Ausgangspunkt für die Ausstellung: Wie werden aus den Neuankömmlingen gesellschaftlich integrierte Bürger? Und welchen Beitrag können Architektur und Städtebau in diesem Prozess leisten?

 

Ausgehend von den Thesen, die der kanadische Journalist Doug Saunders in seinem Bestseller „Arrival City“ entwickelt hat und als Berater in die Ausstellung „Making Heimat“ einbringen wird, beschäftigt sich das DAM im Deutschen Pavillon mit diesen Fragen. Untersucht werden deutsche „Ankunftsstädte“ und die Bedingungen einer guten „Arrival City“. In einem „Call for Projects“ hat das DAM nach Bauten gefragt, die derzeit in Deutschland für Flüchtlinge und Migranten umgesetzt werden. Die Ergebnisse sollen Anfang 2016 veröffentlicht werden. Auf diese Weise entsteht ein Informationspool für Planer und Entscheidungsträger.