Serie: Das Gemeentemuseum Den Haag vereint die alten Meisterwerke des Mauritshauses und die Moderne, Teil 2/5

 

Claudia Schulmerich

 

Den Haag (Weltexpresso) – Die flämischen Meister, tatsächlich schon wieder ein Höhepunkt dieser Gastschau! Geben wir es zu, hier gibt es eigentlich nur Höhepunkte, weil tatsächlich das Beste vom Besten vorgeführt wird und sich der eine eben mehr in diese Bilder verguckt, der andere in andere. Und wir ganz eindeutig in die Flämischen Meister. Schauen Sie sich das Gemeinschaftswerk von Peter Paul Rubens und Jan Brueghel d.Ä. an: DER GARTEN EDEN aus dem Jahr 1615-17.

 

Wenn Sie ganz nah herangehen, sehen Sie, wie elegant beide Maler ihre gemeinsame Arbeit ausführten. Brueghel fing an mit der Natur und dem Getier, dann setzte Rubens seine leibliche Eva und einen virilen Adam dazu, der – ja, so fing das menschliche Unglück laut biblischer Geschichte an – von Eva den Apfel der Erkenntnis gereicht bekam. Dieses Bild ist tatsächlich einfach ein Ausdruck des Paradieses, wie es uns Mythen und Region glauben lassen.

 

Fein, daß auch ein David Teniers d.J. dabei ist, denn man in Deutschland immer noch so wenig kennt, was auch eine hervorragend Ausstellung vor Jahren in Karlsruhe nicht änderte. Denn seine herrliche in London in der Courtauld Gallery hatte sich eh hierzulande nicht herumgesprochen. Dort konnte man seine kleinen Täfelchen sehen, auf denen er die Kunstwerke der fürstlichen Galerie nachgemalt hatte - Raffael, Tizian u.a. -, die er dann zur Vorlage nahm für die gemalte Bildergalerie des Erzherzogs, ein zunehmend beliebtes Sujet und natürlich auch ein Ausweis der Gebildetheit und des Reichtums der.Herrschaft Und wer Teniers d.J. Bedeutung als Maler noch nicht kannte, dem sei verraten, daß er Anna, eine Tochter Jan Breughel d.Ä. heiratete und sein Trauzeuge Peter Paul Rubens hieß.

 

David Tenier d.J. ist hier mit einem Küchenstück von 1644 vertreten, aber seine Gemäldesammlung – er war Hofmaler in Brüssel, wo er Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Galerie in Brüssel abbildete, mitsamt dessen Hofmaler, also ihm selbst - muß man einfach imaginieren, wenn man Willem van Haechts APELLES MALT CAMPASPE von 1630 anschaut, wo die Favoritin Alexander d.G., die vom berühmtesten Maler der Antike gemalt werden soll, ja nur der Aufhänger dient für das Eigentliche, den Glanz und Prunk der Sammlung des Cornelis van der Geest vorzuführen, wenn wir das richtig verstanden haben.

 

So kommt eines zum anderen. Denn man sieht ja Bilder und Ausstellungen nicht mit dem Blick der Tabula rasa, sondern auf dem Grund seiner eigenen Erfahrungen, weshalb sich auch Ausstellungen nie für alle Menschen gleich interpretieren und bewerten lassen. Wichtig bleibt dabei, ob sie auch für Neulinge, sprich die ersten Museumsbesucher, seien sie Kinder oder bisher ausstellungsferne Erwachsene etwas sagen können.

 

Und hierin liegt sicher eine Stärke dieser Sonderschau. Durch die Überschaubarkeit und thematische Gliederung mitsamt der Betitlung, hilft sie auch demjenigen, der in der Kunst und Kunstgeschichte nicht zu Hause ist, einen Überblick zu erhalten, während für den Kenner jedes einzelne Werk völlig unabhängig von Thema und Zeit ganz andere Emotionen und Erinnerungen weckt. Deshalb wollen wir die weiteren Gattungsschwerpunkte noch nennen. Fortsetzung folgt.

 

 

Katalog:

Masters from the Mauritshuis at the Gemeentemuseum the Hague, hrsg. Von Quentin Buvelot und Epco Runia, Royal Picture Gallery Mauritshuis Foundation, The Hague 2012, Der Titel täuscht, den der wahrlich tierisch schauende Stier, Detail von Paulus Potters Inkunabel der Tierlandschaft von 1647, entspricht zwar diesem besonderen Bild, hat aber mit der Feinsinnigkeit der meisten Gemälde nichts zu tun. Deshalb kommt auch als Gegenüber des Vorworts der Direktorin Emilie S.S. Gordenker Vermeers Stadtansicht von Delft im Ausschnitt, die sozusagen die gesamte Auswahl leuchten läßt. Noch in der Einleitung sieht man auch eine Aufnahme aus der gegenwärtigen Hängung im Gemeentemuseum, die zeigt, welche starken Kontraste diesen Bildern zu Gute kommen. Auf dunklem Grün die einen und leuchtend auf rotem Grund die anderen.

Erst einmal wird das Mauritshaus beschrieben, 1652 als Königliche Bibliothek erbaut, und die beabsichtigen baulichen Erneuerungen beschrieben sowie die Sammlung charakterisiert. Dann erfolgt ebenfalls eine Würdigung des 1935 erbauten Gemeentemuseum. Den Anfang machen aus der Sammlung das Goldene Zeitalter und die frühen Niederländer, einschließlich Hans Holbein d.J. und Joachim Beuckelaer. Das Prinzip dieses Handbuches versteht man sofort, daß nämlich erst eine kurze Einleitung zu den thematischen Hängungen erfolgt und dann die einzelnen Bilder, mit allen notwendigen Angaben versehen, auch noch eine inhaltliche Gewichtung erhalten. Auf Englisch. Den Katalog gibt es auch auf Holländisch.

 

Mauritshuis in focus, ist ein weiterer kleinerer Führer, denn Emilie Gordecker, Mauritshuis und ihr Kollege Benno Tempel vom Gemeentemuseum gemeinsam verantworten und der die Kurzversion des richtigen Kataloges ist.

 

Für Kinder:

Das Mauritshuis hat auch die Wichtigkeit erkannt, Kinder und Jugendliche frühzeitig an Maler und Gemälde heranzuführen und in ihnen den Museumsbesucher von morgen schon heute vorzubereiten. Übrigens ein Weg, den heute jedes gute Museum, das etwas auf sich hält, beschreitet. Und mit Erfolg.

The Mauritshuis. Family Activity Book heißt die Broschüre, die mit vielfachen Anregungen, Fragen und Tips Familien zum gemeinsamen Schauen bringt. Insbesondere Knobelaufgaben und das Finden von Details in Gemälden machen Kindern sozusagen tierischen Spaß, erst recht, wenn Tiere dabei sind. Großzügig und latent witzig kommt es Kindern entgegen und ist so verständlich, daß es auch deren Eltern verstehen.

 

www.gemeentemuseum.nl

www.mauritshuis.nl