Serie: Neues vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain, hier im Frankfurter Goethehaus, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die erste Ausstellung des vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain initiierten IMPULS ROMANTIK in BILDENDER KUNST wurde im Frankfurter Goethe-Haus eröffnet und läuft bis zum 15. Juli: HÄNSEL UND GRETEL IM BILDERWALD – ILLUSTRATIONEN ROMANTISCHER  MÄRCHEN AUS  200 JAHREN. Ein schöner Beginn, denn mit den Märchen läßt sich die Romantik besonders gut einfangen.

 

 

Und wenn Sie an Ihre Kindheit denken, kommen nicht nur die Märchen selbst in die Erinnerung, sondern das Buch, aus dem sie vorgelesen wurden und aus dem man beim Lesenlernen dann selbst buchstabieren lernte und dabei mit den Illustrationen nicht nur das Aussehen von Hänsel und Gretel ein für alle Mal im eigenen kulturellen Gedächtnis festschrieb, sondern gleich mit dem Aschenputtel und dem Schneewittchen mit den Sieben Zwergen oder Rotkäppchen, auch dem Das Tapfere Schneiderlein bis heute den Hollywoodverfilmungen das Kindheitsmuster entgegenhält. Natürlich, diese Bilder waren viel altmodischer, romantischer eben.

 

Die Ausstellung im Goethe-Haus zeigt auch eigenständige Bilder als Zeichnung, Originalgrafik und Gemälde, aber eben auch die gedruckten in den Märchenbüchern, die im Kontext des Textes ein anderes Gewicht erhalten, als wenn sie groß und allein an der Wand hängen. Heute illustriert auch David Hockney Märchen, Max Beckmann malte ja sogar seiner Bilderwelt versteckte Symbole hinein – wenn bloß jemand einmal die Katze als Wächter genauer entschlüsseln könnte – und zu Zeiten der Romantik waren es Philipp Otto Runge und Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Richter sowie vor allem Moritz von Schwind.

 

Was einem die Ausstellung im Goethe-Haus, für die man eine akustische Begleitung nutzen kann und sollte, auch nahebringt, ist die Bedeutung deutscher Märchen der Romantik für die Rezeption in der Welt. Der Begriff der Romantik ist dabei sehr auf Deutschland konzentriert. In den Illustrationen findet man querbeet alles vorhanden: da gibt es das romantisch verbrämte Tausendundeine Nacht, denn der Orient ist einfach eine die Phantasie beflügelnde weite Welt, da gibt es aber auch den guten, schönen und den fremden und dunklen deutschen Wald.

 

Die Romantik gab der durch den Barock zurechtgestutzten Natur ihre Selbstbestimmung wieder. Nicht wie heute, wo man, soweit wie es geht, Naturwüchsiges zulassen möchte, was noch den Eltern und Großeltern als häßliches Unkraut galt, sondern der Natur, die als vorgeführte Natur gestaltet wurde: die Landschaftsgärten oder eben als schlichter Wald, als Laubwald noch hell und sonnig, als Nadelwald dunkel und gefährlich.

 

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt erarbeitet. Ein gezieltes Führungsprogramm sorgt dafür, daß die Ausstellung auch in den Schulen als Ausflugsprogramm wahrgenommen wird. Aber auch für Familien und den individuellen Besuch von Kindern hat man vorgesorgt. SCHATZSUCHE IM ZAUBERWALD haben Cornelia Ilbrig und Anja Leinweber als „Rätselspaß, Reimen, Malen und Basteln für neugierige Kinder“ in einem Heft zusammengestellt.

 

Auf der Rückseite ist die Silhouette eines gestiefelten Katers. Dem kann man ein güldenes Fell überziehen, wenn man die Anleitung ausführt: „Pause den Umriss des Katers ab, lege ihn auf den Samt und schneide danach den Samt aus. Klebe den ausgeschnittenen Stoff auf das Katerbild auf der Rückseite. Dann kannst Du mit Filzstift dem Kater sein Gesicht malen.“ Ach, dachten wir uns, vielleicht sollte man auch öfter für Erwachsene in Ausstellungen zur Vertiefung Handarbeiten anbieten.

 

Bis 15. Juli 2012

 

Katalog: Hänsel und Gretel im Bilderwald. Illustrationen romantischer Märchen aus 200 Jahren, 2012 Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift. Ein anspruchsvoller Katalog einer Ausstellung, die man auf vielfache Weise sehen kann: Im erinnernden Vorübergehen, zum Herauspicken von Büchern und Bildern, die einem besonders gefallen oder zum längerfristigen Erwerb von Bildern und Texten der Ausstellung. Für Letzteres braucht man einfach den Katalog, der alles in einem ist: wissenschaftliche Vertiefung, Schwerpunkt der Brüder Grimm, auch in den Bilderbüchern der Gegenwart und Märchen-Arabesken. Sodann erfolgt ein Abriß der zweihundertjährigen Illustrationsgeschichte und das Eigentliche sind dann die Schlüsselszenen, wo die Blätter und Illustrationen aus Büchern detailliert vorgestellt und beschrieben werden. Sie sehen: ein Katalog fürs Leben und für die Nachkommen dazu!

 

www.kulturfonds-frm.de