Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch im Bucerius Kunst Forum Hamburg

 

 

Felicitas Schubert

 

Hamburg (Weltexpresso) - Anläßlich des 500. Todesjahres von Hieronymus Bosch beleuchtet das Bucerius Kunst Forum, wie seine phantastischen Szenerien der Hölle und drastischen Schilderungen des Sündhaften die niederländische Kunst des 16. Jahrhunderts prägten. Dieser Künstler hat immer von neuem eine Renaissance, sobald Krieg oder Terror das Böse, das Gemeine in den Menschen stärker zum Erscheinen bringt als der bürgerliche Alltag im Frieden.

 

 

Es ist die Hölle auf Erden, die er in Bildern zeigt, phantastische Szenerien, von denen ganze Generationen von Kostüm- und Bühnenbildnern zehren. Und der Film führt das fort. Gezeigt werden in Hamburg nun rund 90 Arbeiten von Künstlern der folgenden Generation, die Boschs Bildsprache aufgriffen, über die Druckgraphik verbreiteten und weiterentwickelten. Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch macht anschaulich, wie sich diese Rezeption mit der geistesgeschichtlichen Entwicklung vom Ende des Mittelalters bis ins 17. Jahrhundert veränderte. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

 

Die modernsten und wirkungsmächtigsten Aspekte im Werk von Hieronymus Bosch (1450-1516) waren Darstellungen der Hölle und die Einbeziehung volksnaher Themen in die Kunst. Seine Bildfindungen und Sujets wurden von Künstlern der folgenden Generation rezipiert und erreichten vor allem über die Druckgraphik eine enorme Reichweite.

 

Bis heute faszinieren die nach Entwürfen von Hieronymus Bosch oder Pieter Bruegel d. Ä., seinem wichtigsten Nachfolger, geschaffenen Kupferstiche. Sie zeigen die irrwitzigen Monster der Unterwelt, mahnen vor Sünden und Lastern, illustrieren Sprichwörter und ironisieren menschliche Dummheiten. Als um 1600 die Angst vor Verdammnis und Hölle nachlässt, richten sich die moralisierenden Szenen auf das Diesseits, und die erschreckenden Mischwesen wandeln sich zu unterhaltsamen Grotesken.

 

In acht Kapiteln beleuchtet die von Dr. Michael Philipp konzipierte Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, wie Boschs Nachfolger seine Bilderwelt über die Druckgraphik verbreiteten und vor dem ideengeschichtlichen Hintergrund des 16. Jahrhunderts weiterentwickelten. Dabei stehen Themen wie die Vorhölle, die sieben Todsünden, Heilige und Narren oder Redewendungen im Mittelpunkt. Insgesamt umfasst Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch etwa 80 Kupferstiche und Radierungen. Diese werden ergänzt durch rund zehn Gemälde, die zum Teil erstmals öffentlich gezeigt werden.

 

Ausstellung: vom 4. Juni bis 11. September 2016

 

Katalog:

 

Der Katalog mit Beiträgen von Kathrin Baumstark, Stephanie Buck, Nils Büttner, Nora Haubold, Sebastian Oesinghaus, Michael Philipp, Stephanie Porras, Laura Ritter, Jaco Rutgers, Gary Schwartz und Bram van den Hoven van Genderen erscheint im Hirmer Verlag, München (ca. 240 Seiten mit farbigen Abbildungen aller ausgestellten Werke, 29 € in der Ausstellung).

 

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