Serie: TURNER  MONET  TWOMBLY: 'Later Paintings' in der Staatsgalerie Stuttgart bis 28.Mai!! (Teil 1/2)

 

Siegrid Püschel und Klaus Hagert

 

Stuttgart (Weltexpresso) – Auf den letzten Drücker und angesichts bis in die Nacht verlängerter Öffnungszeiten haben wir uns in Stuttgart diesen so interessanten wie irritierenden malerischen Dreiklang ‚reingezogen’, dessen gegenseitige - behauptete -Anverwandlungen wir im ersten Raum für einen Ausstellungstrick hielten und am Ende – durch Sehen schlau geworden – sagten mußten, das hat schon was, diese Dreierkonstellation.

 

Und wenn wir wie im Sport oder beim Film erst einmal als Überschrift THE WINER IS TURNER gewählt hatten, wäre das  natürlich zu frech und auch nicht angemessen gewesen, aber tatsächlich kann man Monet sehr häufig sehen und selbst der letztes Jahr verstorbene Twombly wurde in den letzten Jahren in Deutschland viel ausgestellt, darum ist sind es allein schon die Turnergemälde wert, bis zum 28, Mai in die Staatsgalerie zu kommen, denn dieser englische Maler ist ein Prophet und malt seine Gegenwart inhaltlich in den Mythen der Vergangenheit und gleichzeitig formal mit den malerischen Mitteln der Zukunft, also im Rausch zum Ungegenständlichen hin, aber auch zur Kombination von Licht und Farbe als der einzigen Materie der Welt. Das ist dann so esoterisch wie modern. Visionär eben.

 

Das mußte, weil einen die Turners so freuen, vorneweg gesagt sein. Die Ausstellung will über die Freude hinaus – ja, das merkt man, sie will auch das sinnliche Erlebnis, ja die Lust am Bilderschauen fördern – mit der Auswahl der drei Künstler und der speziellen Hängung etwas beweisen, mit Raumtiteln wie SCHÖNHEIT; KRAFT UND RAUM oder ATMOSPHÄRE oder FEUER UND WASSER oder EINE SCHWEBENDE WELT  und SÜSSESTE MELANCHOLIE und DIE JAHRESZEITEN sowie DIE LEBENSKRAFT.

 

Die Ausstellung hat aus der Sicht der Ausstellungsmacher folgendes Ziel: „.In einer großzügigen Hängung entstehen, teilweise über die Raumgrenzen hinweg, faszinierende Zusammenspiele zwischen den farbintensiven Bildern. Durch die Gegenüberstellungen wird eine Vielzahl tieferliegender Bezüge zwischen Turner, Monet und Twombly aufgedeckt: Sie treffen sich nicht nur in der Art und Weise, wie sie mit Farbe experimentieren, die Möglichkeiten der Malerei ausloten und dabei in einer für die Zeitgenossen nicht immer verständlichen Weise mit der Tradition brechen. Ihre Werke berühren ähnliche Motive und Themen: Sie setzen sich mit Tod und Vergänglichkeit auseinander, mit Veränderungen im Fluss der Zeit, mit der Natur als friedlichem Rückzugsort, aber auch mit der Natur als Bedrohung des Menschen“.

 

So weit, so gut. Nimmt man die angeführte Begründung wörtlich, könnte man gleich die halbe Malersippe mitaufführen und ausstellen, denn das sind in der Tat die Werklebensthemen der meisten Künstler. Zudem, könnte man annehmen,  das wird wohl modern, Künstler im Dreierpack auszustellen, wie es gerade die Kunsthalle Hamburg mit ihren MÜDE HELDEN vorführte. Dort – vergleiche unsere Ausstellungsberichte – mit erstaunlichem Recht, da der Russe Deineka (1899-1969)  in Form und Inhalt sich Ferdinand Hodler (1853-1918) aus der vorherigen Generation und weit weg vom revolutionärem Rußland – anverwandelt. Daß dann Neo Rauch deren Ur- und Ururenkel sein kann, war eine gelungene Überraschung, auch für Rauch selbst, wie dieser zustimmend betonte.

 

Solche kunsthistorischen Innovationskicks sind in Stuttgart weder zu erwarten, noch intendiert. William Turner (1775-1851), Claude Monet (1840-1926) und Cy Twombly (1928-2011) sind einander historisch viel näher und haben insofern eine Gemeinsamkeit als Künstler, als sich ihre jeweils  eigene künstlerische Handschrift nicht nur in den Augen der Betrachter deutlich zeigt, sondern alle drei ihre spezielle Malweise durch kunsttheoretische Überlegungen und philosophische Überbau ganz bewußt entwickelt haben. Fortetzung folgt.

 

bis 28. Mai 2012

 

INFO:

In Zusammenarbeit mit dem Moderna Museet Stockholm und der Tate Liverpool: Die Ausstellung war vom 8.10.2011 bis 15.1.2012 in Stockholm zu sehen und wird nach Stuttgart vom 22.6. bis 28.10. in der Tate Liverpool gezeigt.

 

 Wegen des drängenden Besucherinteresses gibt es verlängerte Öffnungszeiten:
Am Pfingstwochenende ist von Samstag, 26. Mai bis einschließlich Montag, 28. Mai bis 20 Uhr geöffnet. An allen drei Tagen können die Besucher an stündlich stattfindenden Führungen zwischen 12 Uhr und 18 Uhr teilnehmen. 

 

Katalog: Turner Monet Twombly. Later Paintings, Verlag HatjeCantz 2012 

www.staatsgalerie.de.