ANDRÉ MASSON – FRAUEN/FEMMES demnächst in DIE GALERIE, Frankfurt am Main
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, Sie müssen sich noch nicht auf den Weg machen, aber durchaus schon die wenigen Werke studieren, die dem als Surrealisten geltenden André Masson auf den Leib rücken, oder besser seinen Leinwänden. Wenig in Deutschland gezeigt – Ausnahme war BILDER AUS DEM LABYRITH DER SEELE auf der Mathildenhöhe im Jahr 2003 – engt diese Ausstellung sein Werk auf Frauen ein. Was darunter zu verstehen ist, dem Verhältnis des Künstlers zur Weiblichkeit nahezukommen, seine Beziehung offenzulegen, ist Ansatzpunkt dieser Ausstellung, die ab 2. September in DIE GALERIE in Frankfurt zu sehen sein wird.
Das läßt erst einmal einen großen Spielraum offen, der sich auch nicht näher bestimmen läßt, wenn man zusätzlich erfährt, daß es noch nie eine Masson-Ausstellung mit solchem Schwerpunkt gegeben hat. Die Idee hat sofort etwas für sich, wenn man weiß, wie sehr Masson vor allem von seinen Kollegen ob seines spirituellen, aus den Tiefen des Unterbewußtseins sich speisenden Malens, des Stils und des Inhalts bewundert wird. Daß Frauen für jeden Mann wichtig sind, ist eine Binsenweisheit. Diese Wichtigkeit gilt für Frauen übrigens auch. Denn das fängt in der Regel erst einmal mit der Mutter an. Der Einladungstext für den 2. September führt dazu aus: „Da ist die Mutter, zum einen ganz physisch, aber auch transzendent als Urmutter, die das Leben hervorbringt. Da gibt es aber auch die sexuelle Frau: die Geliebte und Partnerin. Nicht immer sind diese Aspekte von Weiblichkeit voneinander getrennt. Genau diese Unschärfe ist bei André Masson deutlich zu spüren.“
Im Text geht es weiter: „Masson verzaubert mit pastösen exquisiten Arbeiten wie der 1944 entstandenen Nu au papillon. Doch bereits seine 1942 entstandene Femme tourmentée, eine expressive Bronze, zeigt einen ganz anderen Typus: nicht die zarte Schönheit, sondern eine gequälte, aber kubistisch kraftvoll daherkommende Plastik. Wenn uns nun die 1964 entstandene Plastik Hybris als übergroße monumentale Vagina im Zentrum der Bronze entgegentritt, spürt der Betrachter, dass Massons Verhältnis zu Frauen mehr als nur einen Aspekt umfasst. Leidenschaft, Sehnsucht, Sexualität aber auch gewaltsame Übergriffe auf die Frau sind dabei nur einige der Themen, die in der Ausstellung angesprochen werden.“
Zweifelsohne ist jede Masson-Ausstellung schon deshalb sehenswert, weil dieser französische Künstler, der zur Pariser Kunstavantgarde um 1930 gehört, einfach gegenüber Gleichzeitigen wie Dalì in Deutschland zu wenig bekannt ist. Obwohl er grob als Surrealist gilt und ein Weggefährte von André Breton ist, finden sich auch andere Zeitströmungen wie Kubismus oder Abstraktion in seinen Bildern. Gerade weil er sich wenig auf Stil oder Gewohnheit festlegen läßt und sich sich sein eigenes Universum zusammengemalt und gebildhauert hat, geht er gegenüber dem Gruppenverhalten in der Kunstpolitik, die Künstler gerne mit ---ismen zusammenfassen, leicht unter.
Mit über 50 erstklassigen und teilweise noch nicht gezeigten Werken, darunter Skulpturen, Malerei, und Papierarbeiten, kündigt DIE GALERIE eine spannende Ausstellung an, „die auf sehr unmittelbare Weise die Obsession Massons an der Weiblichkeit spürbar macht.“ Wie es sich damit verhält, werden wir sicher in der Besprechung dieser Ausstellung reflektieren.
Info:
André Masson – Frauen / Femmes. Ein Tauchgang in Massons Kosmos zeigt neue Facetten dieses Künstlers von Weltrang, der für so viele, darunter z.B. Jackson Pollock, zum Katalysator wurde. Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.
Eröffnung: 02. September 2012
DIE GALERIE Frankfurt, Grüneburgweg 123
Katalog der Ausstellung BILDER AUS DEM LABYRINTH DER SEELE, hrsg. von Kai Buchholz/Klaus Wollbert, Frankfurt 2003
Sehr interessant! Diesem Katalog entnimmt man, daß die damalige Ausstellung eine Kooperation zwischen DIE GALERIE und der Mathildenhöhe Darmstadt und daß DIE GALERIE das WErki von André Masson in Deutschland vertritt.