In der Hünfelder Bahnhofsgalerie stellen derzeit 2 Maler und ein Grafiker aus

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Ein Fisch schnappt aus einem Frauenkopf heraus nach Luft. Im Hintergrund eine Häuserfassade und seltsame Landschaften, vorne ein Gebilde mit Insekten, ganz in der Ferne das Meer. „Darin muss ich erst mal spazieren gehen“, meinte ein Besucher zu seiner Begleiterin, „bevor ich was sagen kann.“

Die beiden betrachteten ein Werk des serbischen Malers Victor Randjelovic (42). Dessen Arbeiten sind nicht besonders groß, doch die 19 Bilder seiner Serie „East of Eden“ sind die eindrucksvollsten und individuellsten Malereien der Ausstellung. Der Künstler verbindet in diesen, sowie weiteren größeren Arbeiten symbolisch aufgeladene Dinge miteinander - Eier, Hunde, Menschen, Musikinstrumente - und schafft doch in sich geschlossen Bilder. Oft entführt er in traumartige Gegenden, manchmal auch Landschaften unter Wasser, in denen die Besucher „spazieren gehen“ können.


Randjelovic gestaltet seine surrealistischen Gemälde sehr altmeisterlich, man spürt seine Liebe zu den flämischen und niederländischen Malern. Jedoch wirken seine  Werke modern und zeitlos zugleich. Elmar Hegmann, der Vorsitzende des Trägervereins, sprach vom „Update“, das der Künstler nutze, „um in einer spannungsreichen Balance zwischen Realität und Fiktion neue, weiterführende Gedanken zu entwickeln.“


Ebenfalls zwischen Wirklichkeit und Traum bewegt sich die Kunst des Bulgaren Kamen Kissimov (44). Manchmal verschwimmen seine großformatigen Frauenbilder und wirken dadurch wie vage Erinnerungen an vergangene Zeiten oder Fantasien unerfüllter Begierden. Seine Arbeiten sind weniger verschlüsselt, gefälliger könnte man sagen, wenn sie nicht immer wieder durch irritierende Zutaten gebrochen würden („Cellistin mit Windhund“). Oder wie die Gemälde der sehr schönen, großäugigen Frauen mit aufgespritzten Lippen, die jedoch in fremden Umgebungen sehr verloren wirken. „Sie spiegeln in leicht nostalischer Ausdrucksweise in märchenhaften Gestalten sein Verständnis von Gut und Böse, von materialhaften Dingen, von Leben und Tod wieder“, meinte Hegmann dazu.


Der Dritte im Bunde ist der bulgarische Grafiker Bojidar Kovatechev (75), der aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hünfeld kommen konnte. Sein Beitrag zur Ausstellung ist eine kleine Werkschau mit sehr unterschiedlichen Blättern in verschiedenen grafischen Techniken. Seine Radierungen  sind weniger verschlüsselt als die Bilder seiner Kollegen, zu sehen sind Menschen bei der Arbeit oder in ihrer Freizeit, auch abstrakte Grafiken, einige Aquarelle.
Viele der eigenartigen oder bizarren Malereien sind unmittelbar sehr berührend und müssen nicht rational entschlüsselt werden. „Greifen Sie zu!“, forderte die in Hünfeld lebende Bulgarin Fani Parvova-Altenfelder die Besucher auf: „Nicht nur bei den Leckereien sondern auch bei den Gemälden.“ Die seien überraschend preiswert, erklärte die Kunstvermittlerin später im Gespräch. Gerade Randjelovic stelle zum ersten Mal in Deutschland aus und wolle, dass ihn Kunstfreunde kennenlernen und eine Chance zum Kaufen haben. Der Maler will während der gesamten Dauer der Ausstellung in der Bahnhofsgalerie präsent sein, dort arbeiten und mit den Besuchern ins Gespräch kommen.

 

Foto: Das Bild zum Spazierengehen aus der Serie „East of Eden“ von Victor Randjelovic (c) Hanswerner Kruse

Info:
Die sehenswerte Ausstellung „2 & 1“ ist noch bis zum 4. November geöffnet: Mi - Fr von 16 - 18 Uhr, So und feiertags von 14.30 - 16.30 Uhr