Ein Besuch im Fuldaer Atelier allerART

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Das kleine Fuldaer Kunst-Lädchen präsentiert eine Vielzahl von Bildern und Objekten zum Thema „Weiblich“. Zur Vernissage am Freitagabend standen die Besucher bis auf die Straße, auch am Wochenende kam viel Publikum.


 „Überall Busen wohin man guckt“, meint ein männlicher Besucher freudig überrascht beim Umherschauen im winzigen Atelier. „Na klar“, kontert keck Annette Hertenberger, „der weibliche Körper gibt einfach mehr her...“  Die fünf Künstlerinnen des kleinen Lädchens am Fuldaer Peterstor zeigen viele dralle, aber auch zarte weibliche Akte sowie Ballerinen aus Draht, Pappmaché und anderen Materialien. Dazwischen schweben Geisterwesen aus Modelliermasse von Lotte Schnath, Eva Amelung-Kakhzar zeigt Collagen. Eine Postkartenserie beschäftigt sich ebenfalls mit Tänzerinnen. „Das sind Träume“, erklärt Hertenberger ihre Bilder, alle Mädchen wollen doch gerne tanzen.“


Viele der Arbeiten wirken einfach nur schön, jedoch zeigt gerade KiMa Wehner auch aufgelöste und abstrahierte weibliche Formen. Tanja Abeln-Bil, die mit der Nähmaschine weibliche Akte „zeichnet“ (stickt), geht am Weitesten bei der Antwort auf die Frage: „Was ist weiblich?“, die sich die Künstlerinnen als Thema stellten: „Weg von der Anerkennung!“ Mutig verbindet Abeln-Bil in einem Künstlerbuch und einigen Wandbildern autobiografische Erfahrungen zur sozialen Zurichtung von Weiblichkeit mit ihren grafischen Elementen - und transformiert dadurch persönliche Erfahrungen zur Kunst.


Die überladenen Schaufenster präsentieren von der Barbie- bis zur Schaufensterpuppe eine Vielzahl witziger und kitschiger, künstlerischer und spießiger Objekte. Im Atelier sind weder die Werke der Künstlerinnen noch die verwendeten kreativen Medien fein säuberlich getrennt. Alles geht irgendwie ineinander über, wie in einer Frauenhandtasche kann man vieles entdecken. Die Artefakte sind von unterschiedlicher Anmutung und Qualität. Jedoch wird jeder Besucher, jede Besucherin interessante oder berührende Objekte finden - und kaufen können, denn die Preise sind sagenhaft günstig:  Kleine Aquarelle gibt es ab 8 Euro, Mini-Skulpturen ab 15 Euro und selbst große Bilder kosten unter 100 Euro. Die „Weiber“ werden wirklich ihrem Anspruch gerecht, Neugierigen die Schwellenangst zu nehmen und erschwingliche Kunst für alle anzubieten.


Den männlichen Besucher erschlägt die Ausstellung nicht mit feministischem Pathos oder komplexen Gendertheorien, der Göttin sei Dank. Aber ein wenig mehr kritische Auseinandersetzung - etwa mit den Themen weibliche Flüchtlinge, islamische Frauen oder wie formt die Gesellschaft das weibliche Geschlecht - hätte man(n) schon erwartet. Doch die Schau ist ja nicht nur den ganzen November über geöffnet, sondern will sich auch weiterhin mit „Weiblichkeit“ auseinandersetzen: „Wir sind weder Museum noch Galerie sondern offenes Atelier“, sagen die Künstlerinnen.

 

Foto: (c) Hanswerner Kruse

Info:
Atelier allerART, Fulda, Peterstor 3. Geöffnet freitags 14 - 18 Uhr, samstags 10 - 14 Uhr, dienstags 15.00 - 16.30 Uhr, donnerstags 16.30 - 18.00  Uhr