Illustrationen der „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ von Maria Sibylla Merian im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg



Sybille von Suden



München (Weltexpresso) – Während die große und herrliche Dürerausstellung schon 200 000 Besucher angezogen hat, wissen nur die richtigen Spezialisten, daß es das ganze Jahr über in einer exquisiten Studioausstellung aus dem ungewöhnlichen Surinam-Buch der Pflanzenmalermeisterin und berühmten Tochter Maria Sibylla Merian jeweils 16 Doppelseiten im dreimonatlichen Wechsel umgeblättert und also gezeigt werden. Seit Dienstag, 7. August 2012, sind das die Tafeln der Nummern 29 bis 44.

 

Von vorne: Die Pflanzenkompositionen Maria Sibylla Merians (1647–1717) gehören zu den eindrucksvollsten Zeugnissen der Illustrationskunst des frühen 18. Jahrhunderts. Sie setzten neue Maßstäbe in der Natur- und Stilllebenmalerei des Barock. Von einer ganz eigenen Symbiose aus Kunst und Wissenschaft zeugen vor allem 60 aufwendige, handkolorierte Kupfertafeln des sogenannten Surinam-Buchs, die nach einer Reise Merians in den südamerikanischen Küstenstaat entstanden. Seit Anfang des Jahres zeigt das Germanische Nationalmuseum jeweils 16 Doppelseiten des wertvollen Buchs für die Dauer von drei Monaten in einer feinen kleinen Ausstellung. Jetzt wird „weitergeblättert“, ab Dienstag, 7. August 2012 sind die Tafeln der Nummern 29 bis 44 zu sehen. Im Laufe des Jahres werden so alle Illustrationen und dazugehörigen Begleittexte nacheinander präsentiert.

 

Maria Sibylla Merian wurde am 2. April 1647 in Frankfurt am Main in die berühmte Familie Merian hineingeboren, die dort im 17. Jahrhundert einen der größten europäischen Verlage betrieb. Eine künstlerische Ausbildung erhielt sie von ihrem Stiefvater Jacob Marrel, dem einzigen Schüler des Stilllebenmalers Georg Flegel, von dem ebenfalls ein Werk in der Dauerausstellung des Germanischen Nationalmuseums hängt. Doch neben der Kunst galt Merians Interesse schon immer der Naturwissenschaft, vor allem den Pflanzen und Insekten.

 

Im Jahr 1699 brach Merian auf Anregung des Gouverneurs der holländischen Kolonie Surinam, Cornelis van Sommelsdijk, zu einer zweijährigen Reise in den südamerikanischen Küstenstaat auf. Begleitet wurde sie von ihrer jüngeren Tochter Dorothea Maria, die die Leidenschaft ihrer Mutter für Flora und Fauna teilte. Vor Ort entstanden zahlreiche Skizzen und Handzeichnungen der außergewöhnlichen, in Europa weitestgehend noch unbekannten Insekten- und Pflanzenwelt. Nach Deutschland zurückgekehrt, arbeitete Merian ihre Studien aus und publizierte sie als illustrierende Kupferstiche in dem Buch „Metamorphosis Insectorum Surinamesium“, das zu ihrem Hauptwerk werden sollte.

 

Das Germanische Nationalmuseum besitzt eines der wenigen erhaltenen Umdruckexemplare der Erstausgabe, die im Jahr 1705 in Amsterdam erschien. Mit viel Liebe zum Detail und einer großen wissenschaftlichen Exaktheit sind vor schlicht weißem Hintergrund präzise und genau Pflanzen und Käfer dargestellt. Jedes noch so kleine Erkennungsmerkmal ist sichtbar, nahezu jede Gattung lässt sich daher bis heute problemlos zuordnen. Außergewöhnlich ist, dass Merian Tier und Pflanze stets in Symbiose wiedergab, als Lebensraum mit ihren Bewohnern. Farbenfroh und voller Lebendigkeit erscheinen die filigranen Tiere, wenn sie wie kleine Artisten auf Blättern und Kelchen herumklettern. Sie verdeutlichen ein wesentliches Charakteristikum des Surinam-Buchs: Maria Sibylla Merian versteht es auf unnachahmliche Weise, die Schönheit selbst niederer Tierarten augenscheinlich zu machen.

 

Die seltene Ausgabe des Surinam-Buchs, von dem heute nur noch 15 Exemplare bekannt sind, befindet sich seit 1901 im Besitz des Germanischen Nationalmuseums. Keiner, der diese Illustrationen von Pflanzen oder auch Tieren je gesehen hat, wird diese vergessen.

 

Wir holen uns gleich einmal unser Exemplar hervor. Nein, nein, kein altes, aber eines, das der Verlag TASCHEN als DIE INSEKTEN SURINAMS aufgelegt hat und das man einfach haben muß, wenn ein Original nicht vorhanden ist.

Info: Die Studioausstellung geht vom 28.2. 2012 bis zum 4.2. 2013

Unsere Abbildung zeigt "Mondwinde mit Käfern von 1705

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