Die teuerste Kunst auf deutschen Auktionen im Jahr 2016, Teil 2/2

Felicitas Schubert

Berlin (Weltexpresso) - Auf der Liste nach oben folgt als Nummert 5 wieder ein Nolde, der mit 1,25 Millionen Euro zwar über der unteren Marge des Schätzpreises von 1, 2 Millionen liegt, aber die obere von 1, 6 Millionen deutlich verfehlte.



Übrigens wie alle bisherigen, denn nur zweimal war der Auktionspreis höher und  und zwar deutlich höher als der Schätzpreis. Das waren die Nummern 9a Adolph Menzel  und 7 Andy Warhol. Noldes WEISSE WOLKEN aus dem Jahr 1926, Öl auf Leinwand, mißt 73 mal 88 Zentimeter und wurde am 2. Juni bei Grisebach versteigert.

Ernst Ludwig Kirchner ist ein gern gekaufter Expressionist, dessen MÄDCHEN MIT SÜDWESTER aus der früheren Zeit 1912, Öl auf Leinwand, mit 51 mal 56 Zentimetern relativ klein ist, aber genau den unteren Schätzpreis von 1,3 Millionen erzielte. Am 2. Dezember bei Lempertz versteigert.

Das dritteuerste Gemälde wurde endlich einmal nicht bei Grisebach in Berlin oder Lempertz in Köln versteigert, sondern am 25.  November bei Bassenge in Berlin. Es ist das vierte Bild der 13 teuersten, das aus den Jahrhunderten vor dem 20. stammt. Allerdings aus dem 19. Jahrhundert, dort aber aus dem ersten Viertel, was schon mal ungewöhnlich ist. Erst recht, wenn man hört, daß es sich um eine Zeichnung handelt, nur 9 mal 25 Zentimeter groß, Feder in Graubraun über Bleistift auf Velin. EIN ZWEIG MIT WELKEN BLÄTTERN ist 1817 von Julius Schnorr von Carolsfeld gezeichnet worden und brachte 1,7 Millionen Euro ein. Dieses – wirklich wunderschöne - Liebhaberstück war dem Käufer 1, 7 Millionen Euro wert, was mehr als dreimal so viel wie der Schätzwert von 450 000 Euro ist. Was man dazu auch einmal sagen kann, ist, daß dieses Werk dasjenige ist, das nach Quadratzentimetern gemessen, den allerhöchsten Preis erzielte.

Max Beckmann ist ein besonders begehrter Maler. Hier ist es STILLEBEN MIT BRENNENDER KERZE von 1921, Öl auf Leinwand, das bei einer Schätzung auf 700 000 – 1 Million kam, aber für 2, 5 Millionen Euro seinen Käufer fand. Damit ist das 50 mal 35 Zentimter große Gemälde für weit mehr als dreimal so viel verkauft worden und man sieht, je teurer die Werke versteigert wurden, desto vielfacher liegt der Endpreis über der Schätzung. Hier steigern sich die Käufer also.
 
Das gilt zuvorderst für das teuerste Werk, GELBE GASSE von 1932 von Lyonel Feininger. Tatsächlich ist dies mit 100 mal 80 Zentimetern auch größte Werk der 13 teuersten Werke. Dabei fällt auf, daß die großdimensionierten Gemälde gar nicht versteigert, bzw. gar nicht bei den teuersten Werken auftauchen. Das ist anders als früher und hat sicher auch damit zu tun, daß selbst reiche Leute nicht mehr über so viel Platz in großen Palästen verfügen wie früher, bzw. die Wände schon weithin bedeckt sind. Dies allerdings ist auch ein Kleinmädchenvorurteil, denn viele Käufer auf Auktionen gehen beim Kauf nicht nach ihrer Vorliebe und dem eigenen Geschmack, sondern sehen dies als Kapitalanlage an, was unterm Strich sich viele Jahrzehnte ausgezahlt hat.

Die GELBE GASSE auf jeden Fall bekam den Zuschlag bei 3 Millionen Euro, die Schätzung lag bei 1- 1, 5 Millionen. Das war am 1. Dezember 2016 bei Grisebach in Berlin.

Faßt man die Ergebnisse zusammen, so sind hohe Beträge zusammengekommen. Der Feininger ist mit den 3 Millionen das zweitteuerste Gemälde, das je bei einer deutschen Auktion erzielt wurde. Daß die Kunstpreise ständig ansteigen, mit unregelmäßiger Steigerung, wie Aktien steigen und fallen, das ist für den Kunstbetrieb, der ein ökonomischer ist, in die Öffentlichkeit bekannt. Aber es war ja befürchtet worden und von interessierter Seite in die Öffentlichkeit kolportiert worden, daß das im August verabschiedete Kulturgutschutzgesetz das Kunstkaufen und -verkaufen massiv einschränken werde.

Im Katalog wird  bei den einzelnen Losen die Herkunft der Bilder belegt. Das gehört zum Geschäft, aber genau diese Angaben waren ja bei den großen Fälschungen, die ihre „Feuertaufe“ bei großen Auktionsnamen bestanden hatten, der mitgefälschte Beweis. Daraus haben die Verantwortlichen sowieso gelernt. Sicher wird man bei 'Privatsammlungen' zweimal hinschauen. Nun sind die beiden teuersten Stücke, der Feininger und der Beckmann, alle beide aus deutschen Privatsammlungen. Und sie gehen beide ins Ausland. Die 3 Millionen schwere  GELBE GASSE von Feininger findet ihr Zuhause in der Schweiz und das 2,5 Millionen teure STILLEBEN MIT BRENNENDER KERZE  wird eine Privatsammlung in den USA bereichern. Das wird durch das neue Gesetz nicht verhindert, sondern in ein ordentliches Verfahren geleitet. Kunst, die älter ist als 75 Jahre, die brauchen dazu eine Ausfuhrgenehmigung. Das betrifft die beiden Spitzenwerke deutscher Auktionen im Jahr 2016.

Foto: Lyonel Feininger, Gelbe Gasse (c) grisebach.com