Serie: „Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa“ als Großprojekt für 2013/14 des rem Mannheim, Teil 1
Claudia Schulmerich
Mannheim (Weltexpresso) – Wieder sind die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim die Initiatoren, die es zuwege bringen, die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen auf ein länderübergreifendes Kulturprojekt zu verpflichten, das der gemeinsamen Geschichte gilt, als das Geschlecht der Wittelsbacher fast 600 Jahre diese Gegenden bestimmte.
Anlaß für das sehr viele weitere Museen einbezogene Großprojekt ist die Übergabe der Pfalzgrafschaft an den bayerischen Herzog Ludwig I. im Jahr 1204, die sich bis zum Ausstellungsende zum 800sten Mal jährt und immerhin bis zum Jahr 1803 Bestand hatte. Wir können also von einer gemeinsamen 600jährigen Kulturgeschichte sprechen. Herzog Ludwig, das war der Kelheimer , und die Pfalzgrafschaft, das ist die „Pfalzgrafschaft bei Rhein“ genannte Besitzung, deren Kurfürst als einer der sieben Kurfürsten den deutschen König und den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wählten.
Ja, dieses Kurfürstentum galt neben den kirchlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier als das wichtigste weltliche. All das werden wir beim Ausstellungsbesuch genauer wissen, auf den man sich schon heute freuen kann, denn er betrifft zum einen den zentralen Kern deutscher und europäischer Geschichte und hat zum anderen seinen Schwerpunkt in der Einbeziehung der regionalen Institutionen und Museen, so daß sich tatsächlich die hohe Welt erneut in kleinen Pfalz trifft.
Die Ausstellung wird vom 8. September 2013 bis zum 2. März 2014 fast sechs Monate laufen. Das ist eine lange Zeit und muß gut vorbereitet werden. Deshalb ist es auch richtig und wichtig, daß das Mannheimer rem schon jetzt mit einer Pressekonferenz, über die wir noch berichten, auf ihr Großprojekt aufmerksam machte. Gerne begleiten wir das sympathische Ausstellungsvorhaben von Zeit zu Zeit mit weiteren Informationen, denn das muß sich herumsprechen, was die Mannheimer vorhaben, damit viele aufgeklärte Kultur- und Geschichtsinteressierte frühzeitig davon wissen und sich früh auch um den Besuch kümmern können, den vor allem wieder Busunternehmen in großem Stil anbieten werden.
Als vor drei Jahren mit der Staufer Schau sich die südwestdeutschen Länder – man zögert ein wenig, auch Hessen so einzugruppieren, aber zumindest für Südhessen gilt es – schon einmal zu einer großen landesgeschichtlichen Ausstellung zusammentaten, hätte wohl kaum jemand mit diesem Publikumserfolg gerechnet. Allein das rem Mannheim zog damals 237 000 Besucher an. Das ist zum einen unglaublich viel und zum anderen erfaßt diese Zahl nicht die Besucher der vielen Begleitausstellungen, die in allen drei Ländern stattfanden, oft an kleinen Orten, die unter den Staufern als Pfalz oder sonst wie eine große Bedeutung hatten. So etwas ist lebendige Geschichte und bedeutet eben nicht, mit einer Großausstellung ein Thema abgehackt zu haben, sondern bleibt im kulturellen Gedächtnis der Beteiligten.
So werden auch diesmal weitere regionale Institutionen in allen drei Ländern einbezogen sein. Als erstes wird die Museumslandschaft in Mannheim selbst erweitert. Hauptausstellungsort bleibt das rem, das in seinem Museum Zeughaus aus der sechshundertjährigen Geschichte den mittelalterlichen Abschnitt zeigen wird, der von 1214 bis 1503 währt. Das wenige Minuten entfernte Barockschloß Mannheim stellt die Fortsetzung aus, den neuzeitlichen Teil von 1504 bis 1803, als mit den napoleonischen Kriegen nicht nur das Reich aus dem Verkehr gezogen wird. Auch das Kurpfälzische Museum Heidelberg beteiligt sich. Es wird in eigener Regie sich um die Grablegen der Wittelsbacher kümmern. Auf die bayerische Königszeit (1816 bis 1918) gehen das Historische Museum der Pfalz in Speyer – das ist das, das durch spektakuläre Ausstellung sehr positiv von sich reden macht, sei es zu den Amazonen, den Skythen oder wie gerade zu Alt Ägypten – sowie auch die Villa Luwigshöhre in Edenkoben ein. Schloß Erbach im Odenwald stellt die Schenken von Erbach vor, die eines der höchsten Ämter am Hofe der Wittelsbacher innehatten.
Projektleiter ist Alexander Schubert, der die Länderzusammenarbeit als einmalig kennzeichnet und sich an der Fortsetzung freut: „Den Verantwortlichen in BadenWürttemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen ist bewußt, daß kulturelles Erbe nicht an den modernen Ländergrenzen halt macht und daß man deutsche und europäische Geschichte nur glaubhaft erzählen kann, wenn man historische Kulturräume in ihrer Gesamtheit vorstellt.“ Fortsetzungen folgen.