Kunstwerk des Karlsruher Bildhauers Emil Sutor
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Mit strahlenden Augen streichelt Hildegard Lazar (76) die liegende Frauenfigur im Kurpark von Bad Herrenalb. „Das ist mein Fundstück und ich bin glücklich, dass die Loffenauerin nun wieder einen Ehrenplatz bekommt.“
Das gegossene Betonfundament von Reinhold Nofer muss nur noch abtrocknen, dann wird die 2,70 Meter große Figur im Fantasie-Garten an der Einmündung des Gaisbachs in die Alb wieder in Herrenalb zu sehen sein.
„Wir haben die Loffenauerin dank Frau Lazar reaktiviert nachdem sie die viele Jahre unbeachtet im Bauhof abgestellt war“, lacht Traude Maier. Die Projektleiterin des Fantasie-Gartens, die gemeinsam mit 12 BürgerInnen der Stadt Bad Herrenalb konsequent das Ziel eines Bürgergartens in der Kurstadt verfolgt, ist glücklich, dass das Bürgerprojekt nun eine so prominente Figur zieren wird. „Wir wollten einen Bürgergarten wo sich alle Bürger alle treffen können, egal ob groß und klein oder alt und jung, mit überdachten schattigen Plätzen, einem offenen Bücherschrank, wo jeder seine Bücher reinstellen kann, die er zu Hause übrig hat – aber auch welche auch mit nach Hause nehmen darf wenn man möchte“.
Damit es auf den vielen abwechslungsreichen Sitzgelegenheiten auch so richtig „gemütlich“ wird, sollen Kräuter und Beeren angepflanzt werden, die man essen darf. Mit der „Loffenauerin“ ist nun der passende Rahmen gesetzt, um den Garten der Bürger zünftig einzuweihen. Geplant ist ein Fest mit Fantasie-Häppchen und Fantasie-Bowle und selbstverständlich Erdbeeren. Denn die Figur der „Loffenauerin“ trägt auf dem Kopf eine große Schale, die mit Blätterwerk verziert verschiedene Früchte präsentiert.
Bis in die 50-er Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen die Frauen zu Fuß über das Käppele um frische Erdbeeren und feines Obst in der Kurstadt zu verkaufen. Noch heute weiß man im Volksmund vom Erdbeerpass zu berichten und Reinhold Nofer (62) aus dem Gaistal bestätigt, daß die Frauen aus Loffenau Heidelbeeren und Erdbeeren auf dem Kopf freihändig nach Herrenalb getragen haben. Meine Großmutter hat das auch noch so gemacht, die hat die Kartoffen auf dem Kopf getragen und an den Händen links und rechts noch schwere Eimer.Dann ging es bergauf und das alles ohne abzusetzen“.
Von ihm ist auch zu erfahren, dass Emil Sutor die Figur der Loffenauerin geschaffen hat. Der 1888 in Offenburg geborenen Bildhauer lebte und arbeitete in Karlsruhe. Er schuf viele Werke mit religiösen Motiven. Es entstanden Kreuzigungsgruppen, Kreuzwege, Marien- und Heiligenfiguren für Kirchen in Karlsruhe sowie Aufträge am Dom zu Basel, Freiburg, Breisach und Straßburg. Seine Figuren lehnten sich dabei an die Formensprache der Spätgotik und des Expressionismus an. Im Bildhauerwettbewerb Kategorie Relief gewann er 1936 die Goldmedaille für Olympia in Berlin.
Durch seine Zusammenarbeit mit der staatlichen Majolika Manufaktur in Karlsruhe erhielt er vom Offenburger Burda-Verlag einen besonderen Auftrag. Auf Wunsch von Senator Franz Burda modellierte er die begehrte Trophäe des Medienpreises: Das Bambi. Die in Bronze gegossen und vergoldet Figur wurde bis 1999 in seinem Design unverändert ausgeführt. Der kreative Modelleur schuf den Mann am Wildparkstadion in Karlsruhe und die Loffenauerin für Herrenalb, die nun aus ihrem „Dornröschenschlaf“ erweckt wieder im Kurpark der Kurstadt zu sehen sein wird.
Fotos: (c) Sabine Zoller