Ein perliger Abend
Notker Blechner und Anna von Stillmark
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Champagner und Riesling - das passt durchaus zusammen. Das Frankfurter Weinhandelshaus Frankenhof hat es vorgemacht und eine kulinarische Probe der beiden Edelgetränke organisiert. Dabei gab es einige überraschende Momente.
Schon Oscar Wilde wusste: "Nur phantasielosen Menschen fällt kein Grund ein, Champagner zu trinken!" Dementsprechend groß war der Andrang der Neugierigen, die sich an einem regnerischen Herbsttag in der Cigarum Lounge innerhalb des "Frankfurter Hofs" einfand. Die rund 50 Gäste waren vermutlich vor allem wegen des Champagners aus dem Hause Bollinger gekommen, der hierzulande als Geheimtipp gilt.
Dementsprechend begann der Abend mit einem Champagner - und endete mit einem Champagner. Zuerst tischten die Organisatoren den Bollinger Spécial Cuvée Brut auf, der sich gut als Aperitif eignet. Zur Krönung des Abends gab's dann den Bollinger La Grande Année 2002. Den König der Champagner, der gut acht Jahre im Keller lagert. Die meisten anderen Bollinger-Champagner reifen mindestens drei Jahre.
Trinken wie James Bond
"La Grande Année" könnte zum Kult werden, den kein Geringer als James Bond trinkt den Edel-Champagner in seinem neuen Film 'Skyfall', der im November in die deutschen Kinos kommt", erklärt Michael Abt vom veranstaltenden Weinhandelshaus Frankhof. Früher trank Bond Tattinger und stieg dann auf Bollinger um, weil die Franzosen mit viel Geld wedelten.
Billig ist der Bond-Champagner übrigens nicht. Eine Flasche kostet stolze 109 Euro.
Bollinger gilt als der britischste Champagner, er verkauft sich vor allem auf der Insel. In Deutschland tut sich die Marke noch schwer. Erst seit 50 Jahren wird Bollinger hier angeboten. Mit einem Absatz von über zwei Millionen Flaschen gehört Bollinger eher zu den kleinen Champagner-Produzenten. Man legt mehr Wert auf Qualität als auf Absatzsteigerung.
"Kein Alkohol, sondern eingefangener Sonnenschein"
Weil zu viel Champagner die Libido anregt, ergänzten die Organisatoren das reichhaltige Abendprogramm mit Riesling-Weinen von Julius Wegler, einem der renommiertesten Weingüter Deutschland. Gleich mehrfach war der Geheimrat J vertreten - mit den Jahrgängen 2000 und 2009. Während der 2000er eher einen Geschmack unreifer Äpfel hinterließ, wirkt der 2009er eher fruchtig und reif. Da kam selbst Michael Abt ins Schwärmen: "Das ist kein Alkohol, sondern ein eingefangener Sonnenschein", merkte er an und erntete viel Ahs und Ohs für diesen netten Spruch.
Star der Riesling-Weine war der Bernkastler Doktor, um den sich viele Mythen ranken. Er soll seinen Namen dem Trierer Kurfürsten Boemund verdanken, der 1630 durch den Genuss des edlen Bernkasteler Rebensafts von seinem schweren Fieber geheilt wurde. Heute zählt der Doktor zu den teuersten Weinbergen Deutschlands.
Der edle Doktor
Der 39 Euro teure Riesling begeisterte die meisten Gäste. "Der Bernkasteler Doktor hinterlässt einen langen Eindruck, lobte Abt vom Weinhandelshaus Frankhof. "Man hört nicht auf, ihn zu schmecken." Abt voller Euphorie: "Der Wein wischt alles bisher Getrunkene aus dem Mund." Insofern passt hier wirklich der Spruch: "Trinken, bis der Doktor kommt!"
Zum Abschluss des Abends wurde ein weiteres Tabu gebrochen - der Sekt von Geheimrat J wurde zusammen mit dem Champagner Bollinger La Grande Année serviert. Der Vergleich war zwar interessant, letztlich übertraf der Champagner aber den Sekt doch klar im Geschmackserlebnis.
Konzept hat sich bewährt
Das Experiment, Champagner und Riesling gemeinsam an einem Abend zu testen, ist aufgegangen. Manche Rieslinge harmonierten ganz gut mit dem Edel-Schaumgetränk, meinten die Gäste.
Wenn man aber die Wahl hätte, würde man am liebsten den ganzen Abend nur Champagner Bollinger La Grande Année trinken. Und sich wie James Bond fühlen, dem im "Skyfall" attestiert wird: "Mr. Bond, Sie sind ein Connaisseur."
Links: Weinhandelshaus Frankhof (www.frankhof-weine.de)
