S sportlehrerEin KOMMENTAR in der neuesten Ausgabe der DOSB-Presse

Prof. Detlef Kuhlmann

Berlin (Weltexpresso) - Neulich war vom Schulsport in der Bild-Zeitung zu lesen. Das kommt nicht alle Tage vor. Man ahnt nichts Gutes. Im Freistaat Sachsen soll der Sportunterricht um eine Stunde pro Woche gekürzt werden. So spart man Lehrkräfte. Daraufhin hatte der sächsische Landesverband des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) eine Online-Petition gestartet. „Schon 26 000 Unterschriften gegen Sport-Kürzungen“ titelte Bild. Sachsen hat akuten Lehrkräftemangel im Fach Sport. Das Problem geht noch weiter – denn: In der gesamten Bundesrepublik werden derzeit viele freie Lehrer- und Lehrerinnenstellen fachfremd besetzt – vorzugsweise mit sogenannten Quer- und Seiteneinsteigern. Das sind Menschen, die zwar in aller Regel ein Hochschulstudium mitbringen, aber entweder nicht für das Lehramt oder eben nicht für das zu unterrichtende Fach.

Mancherorts werden auch schon Studierende (z.B. mit Bachelorabschluss) vorübergehend eingestellt. In Sachsen beträgt der Anteil der Quereinsteiger jetzt schon mehr als 60 Prozent. Die Schülerzahlen sind in den letzten Jahren gestiegen. Die Gründe dafür sind hinreichend bekannt. Besonders prekär erscheint deswegen die Situation gerade im Grundschulbereich, so dass der DSLV schon auf seiner Bundesversammlung 2015 gegenüber der Kultusministerkonferenz (KMK) die Forderung erhoben hat, dass wenigstens eine (!) ausgebildete Sportlehrkraft pro Grundschule zugewiesen wird.

Es gab offenbar schon mal bessere Zeiten. Inzwischen gibt es sogar vermehrt Anzeichen dafür, dass es immer weniger Interessierte für ein Fachstudium Sport auch und gerade im Lehramt Grundschule gibt. Verlässliche Zahlen sind aber wichtig, um einigermaßen sichere Prognosen für die nächsten Jahre zu ermitteln. Die KMK will deswegen Ende dieses Jahres umfängliches Datenmaterial präsentieren, wie viele Lehrkräfte bis 2030 bundesweit in den einzelnen Schulformen bzw. Schulstufen gebraucht werden. Noch fehlt aber eine Bestandsaufnahme zur Situation des Studiums im Fach Sport bzw. Sportwissenschaft in Deutschland, die der Fakultätentag Sportwissenschaft zusammen mit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft seit drei Jahren angemahnt hat. Soviel steht jedenfalls heute schon fest: Mehr Sportlehrkräfte braucht das Land! Insofern trifft es sich ganz gut, dass in diesen Tagen der neue Studienführer 2018/19 am Kiosk erhältlich ist. Er ist in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Hochschulentwicklung entstanden und bietet auch ein paar Informationen zum Fach Sport: Hier können Interessierte tabellarisch bzw. per Ranking schon mal ermitteln, welcher Studienstandort für das Fach am besten zu ihnen passt. 

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Info:
Abdruck aus der  DOSB-Presse Ausgabe 22/2018, 29.05.2018