S diskuswerfer robert harting li bereitet sich kuenftig mit marko badura auf die naechste leichtathletik wm vor olympiasieger christoph harting trainiert dagegen weiter bei torsten loennfors KOMMENTAR in der neuesten Ausgabe der Broschüre des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) 

Detlef Kuhlmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Keine Sorge: Arthur Abele, der neue König der europäischen Leichtathleten, startet immer noch für den Schwimm-und Sportverein (SSV) Ulm 1846. Die beiden Diskuswerfer Robert und Christoph Harting, das bisher einzige Brüderpaar der Welt mit Goldmedaillen bei Olympischen Spielennacheinander (2012 Robert in London und 2016 Christoph in Rio), gehören beide nach wie vor dem Sport-Club Charlottenburg (SCC Berlin) an.

Ein solche Liste mit unseren Besten von den gerade beendeten Europameisterschaften (neuhochdeutsch: „European Championships“) ließe sich aktuell leicht fortsetzen. Warum dieser an sich banale Sachverhalt so bemerkenswert wird? Beim aufmerksamen Hören und Lesen zumindest der traditionellen Massenmedien wie Zeitung und Fernsehen können wir bemerken, dass diese Vereinszugehörigkeiten in der synchronen, aber auch in der chronistischen Berichterstattung häufig kaum noch eine Rolle spielen. Neulich wurde z.B. in einer großen deutschsprachigen Tageszeitung die „westfälische Blondine“ Gina Lückenkemper nicht nur als „schnell und jung, sondern auch hübsch, intelligent und ein bisschen frech“ porträtiert, aber über ihre Sportvereinsbiografie erfährt man dort gerade nichts.

Das Phänomen ist dabei gar nicht so neu: In Kommentaren, Berichten und Ergebnislisten wird – wenn überhaupt – anstatt des Vereinsnamens dann schon mal der derzeitige Wohnsitz genannt, als wenn z.B. die „Tina Punzel (Dresden)“, jüngst mit einem kompletten Medaillensatz, je einmal Gold, Silber und Bronze, aus Edinburgh zurückgekehrt, für die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen vom Dreimeterbrett gesprungen wäre, wobei sie doch genau genommen (nur) zur Auswahl des Deutschen Schwimmverbandes gehörte, der wiederum seine Aktiven, aber nicht aus der Kommune, sondern aus den (Schwimm-)Vereinen rekrutiert (hier: Dresdner SC).

Apropos Städtenamen: Im Fußball ist man da schon weiter, denn niemand würde vermutlich ernsthaft auf die Idee kommen, eine Spielpaarung wie „Schalke 04 gegen Borussia Dortmund“ einfach mit „Gelsenkirchen gegen Dortmund“ anzukündigen. Und was die Feinheiten unserer Sprache anbelangt, erleben wir seit einiger Zeit ohnehin eine lebhafte Debatte um das gendergerechte Sprechen und Schreiben – wesentlich geprägt von der Begründung, das (soziale) Geschlecht sichtbar zu machen. Mit dem Sportverein als soziale Heimat von Athletinnen und Athleten, selbst unserer derzeit Besten, könnte das genauso gehen – oder ist es etwa nicht „vereinsgerecht“, wenn deren Namen medial mal mit genannt werden? Nur die Radsportlerinnen und Radsportler fallen da allerdings ein wenig aus der Rolle. Die treten mittlerweile in Teams wie „Quick-Step Floors“ (mit Maximilian Schachmann aus Berlin) oder „Canyon SRAM Racing“ (mit Trixi Worrack aus Erfurt) an. Aber das ist dann schon wieder ein ganz anderes Thema ... 

Foto:
Robert und Christoph Harting © t-online.de