BUBER-ROSENZWEIG-MEDAILLE 2013 an Mirjam Pressler und das Frankfurter Fritz Bauer Institut
Klaus Hagert
Wiesbaden/Kassel (Weltexpresso) – Als „leuchtendes Symbol für christlich-jüdisches Miteinander in unserem Land“ bezeichnete Ministerpräsident Bouffier heute den Anlaß der Preisvergabe in Kassel an die beiden Preisträger: die Buber-Rosenzweig-Medaille.
Erhalten haben sie die in Darmstadt geborene Schriftstellerin Mirjam Pressler und das Frankfurter Fritz Bauer Institut Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Sie wurden in Kassel mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2013 des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) ausgezeichnet. Im Rahmen der Feierstunde, die traditionell auch Auftakt für die WOCHE DER BRÜDERLICHKEIT ist, erklärte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier: „Die Buber-Rosenzweig-Medaille ist ein leuchtendes Symbol für das christlich-jüdische Miteinander in unserem Land. Ihre Trägerinnen und Träger geben der Hoffnung auf Freundschaft nach einem unfassbaren Zivilisationsbruch ein Gesicht. Die ‚Woche der Brüderlichkeit‘ zeigt seit über 60 Jahren, wie mutige Bürgerinnen und Bürger aufeinander zugehen und uns mit ihrem Engagement und Verständnis die Sprachlosigkeit nach der Katastrophe nehmen. Ich gratuliere den Preisträgern herzlich zu dieser wichtigen Auszeichnung und danke Ihnen für diesen Einsatz“, so Bouffier.
Der Ministerpräsident unterstrich, dass das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte nie in Vergessenheit geraten dürfe. „Wenn wir uns der Geschichte des Nationalsozialismus und der Shoah stellen, dann tun wir das nicht, um Gedenken und Betroffenheit zu konservieren. Wir tun es, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie bedroht Menschenwürde, wie zerbrechlich Toleranz sein kann und wie sehr es unsere Anstrengung für ein friedliches Miteinander braucht“, sagte der Regierungschef. „Nur wer erfährt, wozu fanatisierte Menschen fähig sind, der vermag den unermesslichen Wert der Freiheit und des Friedens zu schätzen.“
Die „Woche der Brüderlichkeit“ ist eine seit 1952 jährlich im März stattfindende Veranstaltung für die christlich-jüdische Zusammenarbeit und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis“. Der DKR hat seinen Sitz in Bad Nauheim. Ziel der Woche ist es, den christlich-jüdischen Dialog, die Zusammenarbeit zwischen Christen und Juden sowie die Aufarbeitung des Holocaust zu fördern. Schirmherr der Veranstaltung ist Bundespräsident Joachim Gauck.
Im Rahmen der Veranstaltung wird seit 1968 die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Sie erinnert an die jüdischen Philosophen und Pädagogen Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig (1886–1929). Die Auszeichnung, die nicht dotiert ist, wird an Persönlichkeiten, Initiativen oder Einrichtungen vergeben, die sich um Verständigung und christlich-jüdische Zusammenarbeit verdient gemacht haben.
Das teilt uns netterweise die Staatskanzlei mit, weshalb auch die Worte des Ministerpräsidenten ausführlich zitiert sind. Leider aber weder die Laudatio auf die Preisträger noch deren Erwiderung. Mirjam Pressler kennen wir noch aus Kindertagen und wir kennen Sie auch als Übersetzerin von Literatur aus Israel, beispielsweise von Amos Oz oder Zeruya Shalev. Auch die Tagebücher der Anne Frank wurden von ihr in einer Kritischen Werkausgabe herausgebracht. Aber es sind die Kinder und Jugendbücher, für die sie einen guten Namen hat und deshalb gratulieren wir herzlich.
Das gilt auch für das Fritz-Bauer-Institut an der Frankfurter Universität, das, wenn es es nicht schon gäbe, dringend erfunden werden müßte. Denn dort wird aufgearbeitet, was die nächsten hundert Jahre nicht abgeschlossen werden kann, wie es zum Verbrechen von Staats wegen an Juden, aber auch zu Andersdenkenden oder Fühlenden, kommen konnte, sowohl was die Konzentrationslager und den Mord an den Insassen wie auch den „kleinen alltäglichen Faschismus angeht.
Schade auch, daß die Presseerklärung aus der Staatskanzlei nichts zum Namensgeber Fritz Bauer sagt. Immerhin waren das Zeiten, auf die Hessen bis heute stolz sein sollte. Ein Oberstaatsanwalt Fritz Bauer, der sich mit der ganzen Nazi-Sippschaft, die sich nach dem 2. Weltkrieg in der Westzone wieder breit gemacht hatte, anlegte, den Auschwitzprozeß nach Frankfurt holte und nicht nachließ aufzuklären, nachzufragen und die Anworten zu veröffentlichen.
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