Was Susanne Fröhlich mit 50 Jahren zu sagen hat

 

Siegrid Püschel

 

Bad Soden (Weltexpresso) – Dieser Geburtstag zum halben Jahrhundert war schon am 15. November 2012. Und obwohl Susanne Fröhlich spätestens seit ihrem Abnehm-Hit „Moppel-Ich“ bundesrepublikanisch bekannt ist, muß man den anderen Deutschen als Hesse immer noch sagen, daß hierzulande Susanne Fröhlich Kult ist.

 

Das liegt in erster Linie daran, daß die seit 1984 beim Hessischen Rundfunk Beschäftigte, viele Sendungen mit Publikumsbeteiligung moderierte, die ein großer Spaß wurden. Da gab es beispielsweise vor langer Zeit eine Radiosendung, wo Susanne Fröhlich irgendwo anrief und entweder gleich mit dem Mann am Telefon als Liebespartner zu reden anfing oder, falls die Frau das Gespräch entgegengenommen hatte, den Mann verlangte und mit ihm zu turteln anfing . So bedankte sie sich für die letzte Liebesnacht oder auch ein Geschenk, auf jeden Fall gaukelte sie dem Gesprächspartner etwas vor, was andere dann in der Sendung mithören konnten.

 

Der Witz lag auch daran, wie unsicher die meisten daraufhin reagierten. Da gab es genug Männer, die sich erst einmal auf das Geplänkel einließen, weil sie herausfinden wollten, welche ihrer letzten Gespielinnen die Anruferin sei; andere empörten sich, welche Unverschämte da anriefe. Wiederum andere sagten kurz entschlossen: „Falsch verbunden“. Auf jeden Fall war das ein Heidenspaß, als solche Anrufe noch im Common sense möglich waren und gesendet wurden.

 

Inzwischen ist Susanne Fröhlich ein bewährter Gast in einer weiteren hessischen Kultsendung, den STRASSENSTARS, die Roberto Cappelutti moderiert, wo sie als eine von dreien Antworten von ausgewählten Hessen vorhersehen muß und entweder dafür Punkte gewinnt oder verliert. In Hessen sagt man zu einer, die ein richtiges Mundwerk hat, sieh hat eine Gosch und auf jeden Fall ist sie nicht auf den Mund gefallen, diese Susanne Fröhlich, die immer das letzte Wort behält, da können Sie machen, was sie wollen. Und das eben finden die einen wirklich unerträglich, und die anderen komisch, witzig gar und sympathisch.

 

Eigentlich hatte sie Jura studiert, aber abgebrochen und dann beim Hessischen Rundfunk im Rundfunk und auch im dritten Fernsehprogramm gearbeitet. Sie moderierte von 1988 bis zum Sommer 2007 das „Ausgehspiel“. In der ARD war sie in „Allein oder Fröhlich“, „Vorsicht Fröhlich“ oder „Wie vier“ zu sehen, im ZDF immer wieder Gast bei „Blond am Freitag“. Auch im MDR Fernsehen kommt sie mit der Buchsendung „Fröhlich lesen“. So richtig erfolgreich wurde sie dann mit ihren Büchern, die sich insgesamt mehr als eine Million verkauft haben. „Frisch gepreßt“ - verfilmt 2012 - ist der erste Roman über Andrea Schnidt, dem „Frisch gemacht“ und viele weitere folgten. Der größte Bucherfolg blieb „Moppel-Ich“, der in der Form eines Ratgebers auf die Probleme reagiert, die beim Abnehmen auftraten.

 

Obwohl Susanne Fröhlich als Autorin sehr viel über sich schreibt, ist sie gleichwohl gerade dadurch die beste Freundin vieler Frauen, die sich von ihr verstanden fühlen, weil die Autorin ausspricht, was sie selber empfinden. Gleichzeitig würzt sie alles mit einer gewissen Prise, die man Selbstironie oder Esprit nennen kann, auf jeden Fall hilft diese Eigenschaft, über sich selbst lachen zu können. Das ist das eine. Zum anderen thematisiert sie die Probleme vieler Frauen, auf der einen Seite solche Vorschriften, wie auf jeden Fall dünn zu sein, lächerlich zu finden, gleichwohl selbst abnehmen zu wollen, weil die Kleidung nicht mehr paßt und den eigenen Anspruch an Ästhetik nicht mehr erfüllt.

 

Sie ist bei ihnen im Prozeß des immer wieder durch läßliche Eßsünden unterbrochenen Abnehmens, dem Triumph, wenn es vollzogen ist und als Lohn neue Gewandung und Schmuck und sonst was folgt. Und sie ist einige Monate später noch immer oder wieder bei ihnen, wenn der gewohnte Jojo-Effekt die verlorenen Pfunde wieder aufpolstert und die Frauen danach meist dicker sind als vor der Abnehmaktion.

 

Auf jeden Fall vermittelt Susanne Fröhlich in Auftritten und ihren Büchern eine unglaubliche Offenheit, Spontaneität sowieso. Aber, was ihr eigenes Privatleben angeht, ist dies nur in den Fakten bekannt. Sie war Jahrzehnte bis 2007 mit Gerd Scobel, einem bekannten Kultur-Fernsehmoderator, liiert, mit dem sie zwei Kinder hat. Mehr erzählt sie nicht und Aufnahmen ihrer Lieben oder in ihrem Haus sind untersagt. Ihren fünfzigsten Geburtstag kündigte sie bei allen Gelegenheiten an. Weder als Hinrichtung, noch als unwesentlich, sondern als Ereignis, daß einem sage, daß man nicht mehr zu den Jüngeren zähle, sondern jetzt ausgesprochen zu den Älteren. Damit könne sie gut umgehen, äußerte sie.

 

Den 50sten Geburtstag selber hatte sie mit Freundinnen in Barcelona verbracht und all das gemacht, was sie auch sonst vertritt: eingekauft, gut gegessen und Kultur genossen. In der Tat trifft man bei Susanne Fröhlich auf eine, die das Attribut authentisch verdient, weil sie sich nicht verbiegt, sondern beim großen Öffentlichkeitsspiel mitspielt, die Regeln einhält, obwohl sie sagt, was sie denkt. Und darum ist es auch schön, älter zu werden, weil die Unabhängigkeit immer stärker wird. Den nächsten Geburtstag werden wir auch ihr feiern, weil sie stark macht und nicht schwach, wenn und wie viele sie auch auf diesen Weg nervt. Denn das tut sie kräftig. Sagen die einen, die meist Männer sind, während die anderen, die meist Frauen sind, sie als ihre beste, zumindest gute Freundin bezeichnen.