Gastro-Führer adelt Villa Merton und watscht das Zarges ab
Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - - Wer in Frankfurt gut essen gehen will, weiß oft nicht wohin angesichts der Vielzahl von Restaurants in der Main-Metropole. Die nötige Orientierung liefert seit Jahren der Gastro-Führer "Frankfurt geht aus". Nun ist die 25. Ausgabe des Restaurant-Guides erschienen. Darin werden nicht nur die Top-Adressen vorgestellt, sondern auch ein paar Flops.
Selbst die gute alte Freßgass' ist vor kulinarischen Enttäuschungen nicht gefeit. In der Jubiläumsausgabe von "Frankfurt geht aus 2014" bekommt vor allem das Edel-Restaurant Zarges aus der Freßgass' sein Fett weg. "Die auf Erbsenpüree aufgebahrten Jakobsmuscheln kamen recht geruchsintensiv daher", kritisieren die Restaurant-Tester von "Frankfurt geht aus", die zwei Mal das Zarges besuchten. Und die hausgemachten Taglioni mit Ochsenschwanzragout und Belper Knolle erinnerten "eher an ein Nudelgericht mit Köttbullar und brauner Sauce, serviert wie in einem bekannten Möbelhaus". Die Diskrepanz zwischen Wein und Essen sei so frappierend, dass sich die Frage stelle, wer hier wen begleite, wunderten sich die Tester.
"Scheußlichste Pommes" im Hooters
Auch andere Restaurants bekommen eins auf die Löffel. So werden das 3D an der Alten Brücke, das Asia Gourmet im Hauptbahnhof, das Kish in Bockenheim, das El Che im Ostend, das Maredo in der Innenstadt und das Sishiedo im Bahnhofsviertel als besonders unappetitlich "geoutet". Ganz hartgesottene Gaumen brauchen die Gäste im Hooters in Alt-Sachsenhausen. Daran können auch die tiefen Ausschnitte der Serviererinnen nichts ändern. Die Tester klagen über die scheußlichsten Pommes, die ihnen je serviert wurden - "überall schwarze Stellen, brettharte Konsistenz und Geschmack uralten Fetts". Nicht viel besser sind die Garnelen, die in fett triefender Panade begraben sind. Und die Cheese-Sticks taugen gerade noch als "Fugenkitt", monieren die Tester.
Villa Merton verteidigt Spitzenplatz
Solche Negativ-Beispiele sind freilich die Ausnahme. Die meisten der 270 getesteten Restaurants in Frankfurt und Rhein-Main sind durchaus einen Besuch wert. Star des "Frankfurt geht aus"-Führers ist wieder einmal das Villa Merton in Bockenheim. Die Nova-Regio-Küche von Matthias Schmidt machte die Gastro-Kritiker "rat- und sprachlos". Küchenchef Schmidt überrascht ständig seine Gäste mit neuen lukullischen Experimenten wie zum Beispiel das "Grüne-Soße-Eis". Bei den Zutaten ist Schmidt besonders nachhaltig. "Wir benutzen ausschließlich regionale Produkte", erklärte der Zwei-Sterne-Maître gegenüber Weltexpresso.
Ein Hauch von Frankreich im Mon amie Maxie
Zu den Newcomern des Jahres zählt das "Mon amie Maxie" im Westend. Das neue Restaurant von Christian Mook ("Ivory Club", "Zenzakan", "Surf n Turf") ähnelt einer französischen Brasserie und bietet all das an, was auch Pariser mögen: Platten mit frischen Meeresfrüchten, ein halbes Dutzend Austern "fines de claire" und herzhafte Fleisch-Spezialitäten wie Steak Tartare und Boeuf Bourguignon. Selbst gratiniertes Knochenmark steht auf der Speisekarte. Das Konzept der französischen Brasserie und Austern-Bar komme gut an, berichtet Chefkoch Alexander Roisch. An Wochenenden gehe ohne Reservierung fast nichts.
Café Größenwahn ist der Liebling unter den Restaurants
Zum besten Restaurant der letzten 25 Jahre kürte das "Frankfurt geht aus"-Team das Cafe Größenwahn im Nordend. Unter der Überschrift "Gigametergroß" loben die Gastro-Tester die "gepflegte, aber bodenständige Atmosphäre, die ganz ohne Chichi auskommt" sowie den "dezenten, schnellen und liebenswürdigen Service".
Im Jubiläumsband der Gastro-Fibel enthüllen auch mehrere Frankfurter Promis ihre Lieblingsrestaurants. Und den ersten 10.000 verkauften Heften liegt als Sonderbeilage ein Kochbuch mit den besten Rezepten der Top-25-Restaurants der letzten 25 Jahre bei.
Jakobsmuscheln mit Parma und Knall-Erdbeeren mit Holundersirup
Einen kleinen Einblick in ihre Kochkunst gaben mehrere Chefköche ausgewählter Frankfurter Restaurants bei der Präsentation der 25. Jubiläumsausgabe in der Genussakademie Frankfurt. Alfred Friedrich vom Restaurant Lafleur servierte konfierten Atlantik-Kabeljau mit Pfirsich, Pfifferlingen, Bohnen und Ingwer, Carmelo Greco vom Ristorante Carmelo Greco zauberte Jakobsmuscheln mit Parma, Spargel und Parmesan-Zabaione auf den Teller, und Habib Khmissi vom Motions im Westin Grand tischte gebratenes Odenwälder Kalbsfilet sowie grünen Spargel mit Kalbsbries, Croissant-Mandelkartoffeln und Olivenjus auf. Und als besonderes Extra gab's von Daniel Schmitt von der Genussakademie Frankfurt noch "Knall-Erdbeeren mit Holundersirup". Diese sorgten für ein unvergleichliches Geschmackserlebnis. Die Schokolade mit kleinen Brausepulverstücken auf den Erdbeeren ließ es im Mund regelrecht knistern. Schade nur, dass die Köche schon nach kaum einer Stunde alles abräumten.
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