Serie: 60 Jahre Revolution in Kuba, Teil 2/3
Hubertus von Bramnitz
Berlin (Weltexpresso) – Bei aller notwendigen und richtigen Kritik an den kubanischen Regierungen seit 1959, die man nicht mehr nur mit der Person Fidel Castro bezeichnen kann, muß man, was den Anfang seit 1953 angeht, auf die katastrophale Politik der USA gegenüber Kuba verweisen. Die Vorstellung, was aus Kuba hätte werden können, wären die USA statt als Gegner, als aufbauender Freund zur Verfügung gestanden, kann man nur träumen.
Es ist aber wichtig, der Blockadepolitik der USA, der sich die abhängige Bundesrepublik Deutschland voll anschloß – so war die Einfuhr kubanischer Waren verboten, auch die der Havannazigarren! - bewußt zu sein, die Fidel Castro und die Seinen in die Arme des Feindes der USA trieb, die Sowjetunion. Ohne deren enorme Hilfe, wäre das Projekt Kuba schon damals erledigt gewesen. Die Hilfe wiederum ist aus politischem Kalkül erfolgt, nicht unbedingt aus Übereinstimmung der politischen Ziele und schon gar nicht aus Sympathie für die fidelen, tanz- und musikbegeisterten Kubaner. Denn für ein stalinistisches System wie auch einen aufgeklärteren Sowjetkommunismus blieben gleichwohl kubanische Verhältnisse immer etwas suspekt. Die Insel war auch unter Fidel Castro zu lebensprall, um als vorbildliches sozialistisches Eiland durchzugehen.
Vorbild aber ist die Bevölkerung von Kuba für den nicht nachlassenden Prozeß, die eigenen Dinge in die Hand zu nehmen. Das geht langsam, aber es bewegt sich immer etwas. Hieß es früher, daß nur Fidel Castro als Person die Herrschaft der Altrevolutionäre garantiere, kann man schon lange sehen, daß auch Bruder Raúl noch immer an der Macht ist, obwohl er die Öffentlichkeit eher scheut und schon gar kein volkstribunenhaftes Gehabe hat. Es geht also auch ohne den Máximo Líder seinen Gang. Da Raúl Castro immerhin seit dem Jahr 2006 nach und nach Bruder Fidel ablöste,zeigt sich das kubanische System von Herrschaft als sehr viel stärker mit der Bevölkerung verbunden, als die westliche Welt dachte.
Der neu Pragmatismus brachten moderne technische Errungenschaften unters Volk wie Internet mittels Computer und Handys. Diese bleiben weithin privat und werden nicht in größerem Umfang für politisches Aufbegehren genutzt. Am 26. Juli feierte also die neue alte Führung der kommunistischen Partei Kubas die 60 Jahre Revolution in Santiago de Cuba, wo die Moncada-Kaserne angegriffen wurde. Die Stadt im Osten der Insel ist rund 900 Kilometer von der Hauptstadt Havanna entfernt und durfte anläßlich der Feiern zum 60. Jahrestag auch politische Prominenz aus dem Ausland erwarten. Jedes Jahr ist der 26. Juli als Nationalfeiertag ein Ort gewesen, wo Grundlegendes für die Zukunft verkündet wurde. Das aber war nun doch an Fidel Castro gebunden, dessen mitreißenden Wort so fehlen werden, wie die wegfallenden langatmigen Reden es nicht tun.
Wir wollen uns die Änderungen, die man von außen her wahrnehmen kann, anschauen, wollen aber vorher noch ein Loblied auf den Kubaner per se singen. Denn in keinem Land der Welt hatten wir persönlich eine so lernbegierige, offene und gutgelaunte Bevölkerung erlebt, die zudem mit allen Schattierungen versehen, keinen rassistischen Eindruck macht, was mit Abstrichen auch für Mexiko gelten kann, aber nicht für Latein- und Mittelamerika.
Unsere Erinnerung gilt LEONARDO, der sprach uns 1979 in Havanna auf einer Bank an. Auf Deutsch, denn er hatte die deutsche Reisegruppe von den Lauten her identifiziert. Er erzählte, daß er Ingenieur sei und zur Zeit den Deutschkurs besuche. Der dauere ein Jahr, danach könne er Deutsch, denn schließlich hat er im Jahr zuvor Italienisch und auch schon Französisch studiert. In Abendkursen selbstverständlich. Und er war schon etwas ratlos, was er im nächsten Jahr studieren werde. Er stellte so kluge Fragen nach dem Leben in Deutschland, sprach so offen über seine Sehnsüchte, die Welt kennen zu lernen und auch darüber, Fidel nicht enttäuschen zu wollen.
Damals zumindest, immerhin auch schon 20 Jahre nach den nun 60 Jahren der Tribunen- und Parteiherrschaft, war Fidel der unangetastete Volksführer, dem man sich persönlich verbunden fühlte. Leonardo bat uns dann, ihm unser Hotel mitzuteilen, wo wir am Morgen eine Kassette vorfanden, mit Liedern und Ansprachen von Leonardo an uns, mit seinen Ansichten zur Welt und dem, was er an professioneller Musik und eigenem Gitarrenspiel uns gerne nach Deutschland mitgeben wollte. Noch heute kann man das tief bewegt hören. Diesem Leonardo also zum 60. Jahrestag der Revolution die besten Glückwünsche. Fortsetzung folgt.