Frankfurtgehtaus20Restaurantführer "Frankfurt geht aus!", Teil 1

Notker Blechner

Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Kaum Grund zum Feiern hatten Frankfurts Top-Gastronomen, die vom Gastro-Guide "Frankfurt geht aus!" ausgezeichnet wurden. Die eingeführte Sperrstunde sorgt für Verdruss.

Pino Finchera war sichtlich angefressen. Erst im März hat der Geschäftsführer von "Thai and Turf" und "T&T Steakhouse" an der Hochstraße das neue italienisch-amerikanische Restaurant "Pino" eröffnet. Nach dem wochenlangen Lockdown im Frühjahr droht mit der Sperrstunde ab 23 Uhr der nächste Rückschlag. Denn normalerweise ist das "Pino" bis drei Uhr morgens geöffnet - und lockt viele Nachtschwärmer an.

Er sei hier mit einem lachenden und weinenden Auge, sagte er bei der Präsentation der Tops und Flops vom Restaurantführer "Frankfurt geht aus!". Die Auszeichnung mit Platz eins in der Kategorie "Eat and Meet Hotspots" freue ihn zwar. Gleichzeitig "sind wir sehr traurig, was momentan mit uns Gastronomen gemacht wird", klagte Pino. "Wir brauchen unsere Gäste und unsere Öffnungszeiten." Ihm gehe es nicht darum, Geld zu verdienen. Er mache sich eher Sorgen um seine 60 Mitarbeiter, die ihre Familien ernähren müssten. 


Wegen ein paar schwarzen Schafen hart bestraft

Es gebe ein paar schwarze Schafe, aber die meisten würden sich strikt an die Hygieneregeln halten, bekannte Pino. Viele Gastronomen haben viel Geld investiert, um ihre Lokale mit Lüftungsgeräten auszustatten. Die kollektive Bestrafung aller Frankfurter Restaurants und Bars sei unfair, meinen auch andere Gastronomen.

In Frankfurter Restaurants und Bars haben sich bislang nur wenige Menschen mit Corona infiziert. Laut James Ardinast, Mitbesitzer der angesagten "Bar Shuka" und des "Stanley" im Bahnhofsviertel, seien es nur etwa 2,5 Prozent aller Infektionen gewesen.


Hausverbot für Feldmann

Die Initiative Gastronomie Frankfurt will sich gegen die frühe Sperrstunde wehren - notfalls vor Gericht. Restaurantbesitzer Pino Fichera hat bereits erste Konsequenzen gezogen. Er hat via Facebook Oberbürgermeister Peter Feldmann, Ordnungsmitarbeitern und Polizisten Hausverbot erteilt.

Unter den Corona-Restriktionen leidet auch teilweise Andreas Krolik, Küchenchef im Lafleur, der erneut zum besten Koch der Stadt ausgezeichnet wurde. Die vorübergehende Schließung des Palmengarten-Gesellschaftshauses und des Tigerpalasts treffe ihn schon. Andererseits laufe das Geschäft in Edelrestaurants wie dem Lafleur weiter rund.


Sind die Edel-Restaurants die Corona-Gewinner?

Zweisterne-Koch Krolik sieht sein Haus eher als Gewinner der Corona-Einschränkungen. Verlierer seien Restaurants mit Share-Konzepten, in denen Gerichte in großen Portionen aufgetischt werden, die sich die Besucher teilen.

Die wochenlangen Schließungen von Restaurants hat Krolik dazu genutzt, in seinem Garten zu arbeiten. Und zum Backen. "Ich habe zuhause viel Brot gebacken."


Erstes japanisches Restaurant mit Kaiseki-Küche

Auch in Corona-Zeiten haben sich neue innovative Konzepte in der Frankfurter Gastro-Szene durchgesetzt. So hat das Nihonryori Ken in Sachsenhausen die Vielfalt der japanischen Küche erweitert. Es ist einer der ersten Restaurants in Europa, das Kaiseki anbietet, die traditionelle aus der Teezeremonie entstandene japanische Küche mit saisonalen Zutaten. Sie bietet eine Alternative zu den Sushi-Restaurants, die auf Lachs setzen. "Bei uns gibt's keinen rohen Lachs in Form von Sashimi", sagt Geschäftsführer Sebastian Stasch, der japanisch spricht und ständig übersetzen muss. Die japanischen Köche sprechen kaum deutsch und nur ein gebrochenes Englisch.

Besonders viel tut sich in der fleischlosen Küche. Das "Seven Swans" in der Frankfurter Altstadt hat auf vegane und vegetarische Speisen konzentriert und ist inzwischen das einzige vegane Sternerestaurant in Deutschland. Küchenchef Ricky Saward zelebriert Gerichte wie Dry-Age-BBQ-Karotte, Paprika & Sanddorn, eine mit Chili angespitzte Möhrenscheibe in Sanddornjus mit Paprika als Partner. "Wir arbeiten nur mit regionalem Gemüse", sagt Saward.


Hippe israelische Küche zur Mittagspause

Neuen Wind in die Mittagspause hat der Jaffa Market gebracht. Im Café der Bäckerei Liebesbrot wird ein Stück Tel Aviv mitten im Frankfurter Westend angeboten. Cremiger und intensiv nach Kircherbsen schmeckender Hummus, scharfe Sigara-Sticks mit Hackfleischfüllung und das Nationalgericht Shaksuka, eine Art Tomaten-Paprika-Eierpfanne, locken viele Fans der neuen israelischen Küche an. Im Gastro-Guide "Frankfurt geht aus" belegt der Jaffa Market Platz eins in der Kategorie "Mittagspause international". "In der Mittagspause sind immer restlos überfüllt", lacht Chefkoch Moris Gabay.

Gabay bedauert, dass viele Imbissbuden Falafel quasi aus der Konserve zubereiten. "Wir dagegen machen alles selbst", sagt er. "Wir nehmen keine fremden Zutaten."

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