Yves Kugelmann
Paris (Weltexpresso) - Die Buchhandlungen sind geöffnet. Das war’s. Die Stadt ist leer, kaum Verkehr, viel bewaffnete Sicherheitskräfte. In Saint-Germaine lichten sich die Einkaufsstrassen. Alle paar Meter wieder ein Ladenlokal, ein Restaurant oder ein Café, das inzwischen leersteht. Die Parks sind voll. Im Jardin de Luxembourg treffen sich Menschen für Geschäftstermine, Familien für Begegnungen oder Jugendliche in der Freizeit. Die Nostalgie wird zur Tristesse.
Vor dem Café Flore fotografieren Spaziergänger die verschlossenen Türen und diskutieren über ihre letzten Besuche im magischen Dreieck der Literatentreffs mit Brasserie Lipp und Café Deux Margots. Wird es wieder so sein wie einst?
Auf dem Pressestand nebenan hängen die Zeitschriften aus. Frankreichs Debatten gehen weit über die Pandemie hinaus. Die Kulturdebatten, erneut #MeToo, Cancel Culture und und und toben heiss. Allerdings nicht mehr in Cafés, wo sie genährt, normalerweise jeden Tag von morgens früh bis nach Mitternacht verhandelt wurden.
Die Res Publica ist im Moment nicht mehr und die inszenierten TV-Duelle werden sie nicht ersetzen. Frankreich und so viele andere Länder haben den öffentlichen Raum gegroundet - der Kultur, der Gesellschaftsdebatte ausgerechnet dort die metaphorische Luft genommen, wo sie in Pandemiezeiten real eingeatmet werden soll im öffentlichen Raum, in Schulen, Theatern, Kinos. Der Unterschied zwischen wenigen Besuchern und totalen Verboten ist nicht marginal in einer Welt, in der sich Börsen rasch und das reale Leben langsam erholen.
Foto:
©tripadvisor.de
Info:
Nachdruck der drei Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16.4. 2021
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Die Res Publica ist im Moment nicht mehr und die inszenierten TV-Duelle werden sie nicht ersetzen. Frankreich und so viele andere Länder haben den öffentlichen Raum gegroundet - der Kultur, der Gesellschaftsdebatte ausgerechnet dort die metaphorische Luft genommen, wo sie in Pandemiezeiten real eingeatmet werden soll im öffentlichen Raum, in Schulen, Theatern, Kinos. Der Unterschied zwischen wenigen Besuchern und totalen Verboten ist nicht marginal in einer Welt, in der sich Börsen rasch und das reale Leben langsam erholen.
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Nachdruck der drei Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16.4. 2021
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.