Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 14. 1
WELT Corona-Update
Hamburg (Weltexpresso) - Auch wenn viele von uns das lange Himmelfahrtswochenende zuhause verbringen dürften, so hat diese Woche doch eines deutlich gezeigt: Besserung ist in Sicht, der nächste Urlaub scheint greifbar. Denn zum einen hat die Bundesregierung die Einreisebestimmungen, unter anderem für Urlaubsrückkehrer, erleichtert. Für vollständig Geimpfte und Genesene fallen Quarantäne und Testpflichten weg.
Zum anderen erleichtert nun auch eines der Lieblingsurlaubsländer der Deutschen die Einreise: Ab Sonntag entfällt für Italien-Urlauber aus der EU die bisher notwendige Quarantäne nach der Ankunft. Bei der Einreise muss nur noch ein negativer PCR- oder Antigen-Test vorgezeigt werden – und der Urlaub kann losgehen. Auch die Griechen verkünden den „Neustart des Tourismus". „Wir lassen die dunklen Wolken der Angst und Unsicherheit hinter uns“, sagte Tourismusminister Harry Theoharis. Welche Reiseregeln nun in der EU genau gelten, das erfahren Sie hier.
Auch in einigen Regionen in Deutschland wird gelockert: In Berlin darf voraussichtlich an Pfingsten die Außengastronomie öffnen, in Münster schon an diesem Wochenende und in Tübingen läuft das Modellprojekt wieder an.
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz liegt erstmals seit dem 20. März wieder unter 100 und kommt am Freitag auf 96,5. Und: In mehr als der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland ist die 7-Tage-Inzidenz inzwischen unter 100.
DER GERSEMANN DER WOCHE
Quelle: WELT
Würde die Corona-Inzidenz weiter so stark sinken wie in den letzten 3,5 Wochen, dann könnte sie sich bis Ende Mai halbieren – von knapp 100 auf dann 50. Im Februar waren wir schon mal fast so weit – doch vor allem die Virusvariante B.1.1.7 war es, die mutmaßlich ein weiteres Absinken verhindert hat.
DAS GESPRÄCH DER WOCHE
Quelle: Martin U. K. Lengemann/WELT
Christian Thiel ist Paar- und Singleberater und gibt auf dem Blog „Herzenssache 365" Ratschläge rund um die Liebe. Im Interview mit WELT erklärt er, warum viele in der Pandemie mehr streiten – und wieso die Lösung der Probleme nicht zu lang hinausgezögert werden sollte.
WELT: Herr Thiel, die Corona-Krise stellt viele von uns vor Herausforderungen, auch in der Liebe. Mit welchen Problemen kommen die Menschen derzeit zu Ihnen in die Beratung?
Thiel: Ich sehe keinen Unterschied zu vor der Pandemie, denn an den Problemen hat sich nichts geändert. Die Spannbreite der Themen reicht von „Wir haben uns gestritten“, über „mein Partner kritisiert mich zu oft“ bis hin zu „ich habe jemand Neues kennengelernt“. In der Pandemie ist der Druck größer geworden, dadurch vergrößern sich möglicherweise auch die Probleme. Viele Menschen sind dünnhäutiger und das wirkt sich auch auf die Partnerschaft aus. Wir sind wütender und empfindlicher als sonst und brauchen einander gerade viel mehr. Wenn dann Streit entsteht, kann es besonders schwierig werden.
WELT: Die Beziehungsprobleme in der Masse sind also nicht gestiegen, lediglich der Druck?
Thiel: Die Probleme sind natürlich gestiegen, eben durch den Druck. Konflikte kommen häufiger und schneller an die Oberfläche. Es gibt Paare, denen tut eine Krise gut, weil es sie zusammenschweißt. Bei anderen erhöht die Krise den Druck und vergrößert die Probleme. Ein Randphänomen der Pandemie ist zudem, dass ein Partner zum Beispiel politisch abdriftet oder zum Verschwörungstheoretiker wird. Eine Lage wie die aktuelle führt zu irrationalen Entwicklungen, auch im psychischen Bereich. Das kann dazu führen, dass man den eigenen Mann oder die eigene Frau nicht mehr versteht.
WELT: Wie macht sich der erhöhte Druck, von dem Sie sprechen, bei Ihnen konkret bemerkbar?
Thiel: Kaum gehen die Corona-Zahlen nach oben, steigt bei mir und bei anderen Beratern die Anzahl der Anrufe. Das ist ein bekanntes Phänomen, auch zum Beispiel bei Telefonseelsorgern. Neben Paaren sind auch Singles betroffen, denn sie haben oft niemanden zum Streiten. Bei ihnen liegen die Nerven oft sogar blanker, sie sind angespannter. Da ist es egal, ob sie gerade Liebeskummer haben oder sich fragen, wann und wie sie auf Partnersuche gehen.
WELT: Welchen Rat geben Sie?
Thiel: Ich gebe dieselben Ratschläge wie sonst auch. Mit den Singles rede ich darüber, wie sie ihre Partnersuche gestalten können, wer zu ihnen passen würde oder warum es in der letzten Beziehung nicht geklappt hat. Bei den Paaren geht es eher darum, wie ihre Krise entstanden ist und in welchem Stadium sie sich befinden. Vielleicht gibt es auch einen besonders hohen Druck auf der Sexualität und sie findet kaum noch statt. Das ist für die meisten Partnerschaften nicht sonderlich förderlich.
WELT: Wie gelingt denn die Beratung unter Pandemie-Umständen?
Thiel: Ich werde immer wieder gefragt, ob man zu mir kommen darf. Natürlich kann man zu mir kommen. Der Müll darf noch abgeholt werden, aber für die Beziehungen dürfen wir nichts tun? Da ist irgendwo eine Grenze. Manche Probleme kann man einfach nicht aufschieben. Wenn jemand Hilfe braucht, sollte er oder sie Hilfe suchen und bekommen. Es ist ganz einfach: Wenn der Auspuff knattert, sollte man ab in die Werkstatt. Es wird nicht besser, wenn man das Problem verschleppt. In der Liebe aber wird die Fahrt in die Werkstatt im Schnitt um sechs Jahre verschleppt. Manch einem ist es auch peinlich, wenn es in der Beziehung nicht läuft und man Hilfe braucht. Das ist bei uns kulturell bedingt. Bei einem Auspuff kämen die meisten aber gar nicht erst auf die Idee, eine Reparatur selbst zu versuchen.
WELT: Was sagt es über die Qualität einer Partnerschaft aus, wenn eine Krise wie die Pandemie gemeinsam durchgemacht wurde?
Thiel: Aus meiner Sicht gar nichts, außer dass es sich um eine Beziehung handelt, die in einer guten Phase erwischt wurde. Eine durchgemachte Zeit schweißt zwar zusammen, aber es macht eine Beziehung nicht weniger anfällig gegenüber anderen Krisen. Wenn wir uns nicht genug kümmern oder uns nicht um sie bemühen, dann kann eine Partnerschaft immer und an jedem Punkt ins Straucheln geraten. Und unsere Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass das nicht passiert.
Zusammen mit seiner Kollegin Anna Peinelt veröffentlicht Christian Thiel den Podcast „Die Sache mit der Liebe" auf welt.de. In der aktuellen Folge sprechen die beiden über das Thema Partnersuche: Wer passt wirklich zu mir?
Quelle: WELT
Fortsetzung folgt
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