Expertentreffen am 12. Dezember beim 37. Kongreß der Deutschen Hochdruckliga in Münster
Eric Fischling
Münster – Zum Salzstreuer greifen die Deutschen gerne und oft. Unbewußt nehmen sie zudem hohe Kochsalzmengen aus Fertigprodukten zu sich. Viele Deutsche überschreiten daher die empfohlene Tagesration Kochsalz um das Doppelte, vermuten Experten der Deutschen Hochdruckliga DHL®.
Eine Verringerung des Kochsalzgehalts in verarbeiteten Lebensmitteln wäre wichtig, um die dramatische Zunahme von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu stoppen. Welche tägliche Kochsalzmenge konsumiert werden sollte und welche weiteren Änderungen des Lebensstils helfen, Bluthochdruck und seine Folgen zu vermeiden, erläutern Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 37. Kongresses der DHL® am 12. Dezember 2013 in Münster.
Die Deutschen nehmen durchschnittlich zehn Gramm Salz pro Tag zu sich – einen ganzen Teelöffel zu viel. Die Folgen: Neben dem dadurch erhöhten Blutdruck steigt auch die Gefahr, Herz- und Gefäßkrankheiten zu erleiden. „Eine verminderte Salzzufuhr kann den Blutdruck um durchschnittlich 4 zu 2 mmHg (systolisch/diastolisch) bei Bluthochdruckpatienten mit einem Blutdruck von über 140 zu 90 mmHg senken. Selbst bei Menschen mit einem normalen Blutdruck ließe sich dieser um 1 zu 0,6 mmHg reduzieren“, erklärt Universitäts-Professorin Dr. Dr. med. Eva Brand, stellvertretende Direktorin der Medizinischen Klinik D und Leiterin der AG „Genetik kardiovaskulärer und renaler Erkrankungen“ des Universitätsklinikums Münster.
Große Studien zeigen, daß selbst bei einer geringen Blutdrucksenkung um 2 mmHg das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um 7 bis 10 Prozent reduziert wird. „So könnten Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz, Gehirn und Nieren verhindert werden und die Bluthochdruck-Neuerkrankungen sinken.“
Die neuen europäischen Leitlinien der European Society of Hypertension (ESH) und der European Society of Cardiology (ESC) empfehlen den Konsum von höchstens fünf bis sechs Gramm Salz pro Tag. Insbesondere ältere Bluthochdruckpatienten und solche mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Übergewicht oder einer chronischen Nierenerkrankung, profitieren laut Studien von einer konsequenten Salzreduktion. Dadurch könnten sie auch die Anzahl blutdrucksenkender Medikamente reduzieren.
Den Salzstreuer öfter mal stehen zu lassen, reicht jedoch nicht aus: „Denn der Salzgehalt in industriell verarbeiteten Lebensmitteln, Fast-Food oder in Restaurants und Kantinen übersteigt oft die empfohlene Tagesmenge“, führt Brand aus. So deckt der Verzehr der meisten Fertigpizzen und Fast-Food-Burger bereits den Tagesbedarf an Salz ab. Solange die Lebensmittelindustrie und Restaurants den Salzgehalt nicht reduzieren, hilft nur selbst Gekochtes – idealerweise mediterran, fett-reduziert sowie ausreichend Obst und Gemüse (300-400g/Tag), rät die Hypertonie-Expertin. Dafür nehmen sich viele Menschen in Deutschland jedoch nicht die nötige Zeit.
Wie ein geringer Salzkonsum und andere Lebensstiländerungen Bluthochdruck verhindern, erklärt Brand auf der Pressekonferenz anlässlich des 37. Wissenschaftlichen Kongresses der DHL® in Münster am 12. Dezember 2013.