Kapitelfest mit Ritterschlag in Rastatt
Sabine Zoller
Rastatt (Weltexpresso) - Ende September feierte der Ritterorden „Der Greif“ sein Kapitelfest in Rastatt. Dazu eingeladen hatte Wolfgang Krieg als Ordens-Großmeister. Zum dreitägigen Event in der Barockstadt wurde in der Bernharduskirche nicht nur einen Gottesdienst gefeiert, sondern auch die Kindertagesstädte St. Bernhard mit einem Scheck in Höhe von 1000 Euro bedacht.
Eine außergewöhnliche Prozession gab es für Passanten Ende September in Rastatt zu beobachten. Mit Standarte, Fanfarenklängen und Trommelwirbel begleitete das Fanfarencorps Türkenlouis 1952 e.V. Rastatt in feierlichem Marsch die Mitglieder des Ritterordens „Der Greif“ beim Kapitelfest von der Bernharduskirche zum Festort des Abends, dem „Hotel Schwert“. „Das war für uns nach eineinhalb Jahren die erste Veranstaltung“, schwätmt Bettina Bauer überglücklich. Die stellvertretende Corpsführerin, die sich schon auf das 70-jährige Jubiläum des Vereins im kommenden Jahr freut, bewahrt die Tradition der Feldtromperer und Heerpauker, die einst mit Markgraf von Baden, genannt „Türkenlouis“, vor Wien gegen das Osmanische Reich kämpften und mit ihre historischen Wurzeln als einer der Veranstaltungshöhepunkte des Rittertreffens galt. Als Verfechter des Glaubens waren schon im 12. und 13. Jahrhundert geistliche Ritterorden in das Heilige Land gezogen, um die Rechte der katholischen Kirche zu verteidigen.
Ritterorden heute
Auch der Kernpunkt des heutigen Ritterordens gilt der Pflege des religiösen Leitgedankens und der Unterstützung von sozial Schwachen. Der gemeinnützige Verein hat rund 60 Mitglieder, die noch heute ritterliche Tugenden pflegen. Gehüllt in weiße Mäntel schreiten die Ordens-Mitglieder in feierlicher Prozession hinter dem Fanfarenzug durch Rastatt und bekunden durch das markante blaue Kreux auf weißem Grund die Kernpunkte ihres Ordens, die das sind: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß.
Kapitelfest
Um der Einladung zu Kapitelfest zu folgen waren die Ritter und Damen aus ganz Süddeutschland angereist. „Das machen wir einmal im Jahr“, erklärt Peter Maichle, der eigens aus Geislingen gekommen ist. Rastatt als Austragungsortes des Festes wurde durch den in der Barockstadt geborenen Wolfgang Krieg organisiert, der seit 2015 dem Orden als höchste Instanz vorsteht. Für das Fest wird Jahr um Jahr eine andere Stadt auserkoren, um nicht nur Land und Leute kennenzulernen und Spenden zu überreichen.
Ehrungen und Ritterschlag
In diesem Fall galt das Kapitelfest auch den Ehrungen und Würdigungen verdienter Mitglieder, wie Wolfgang Krieg betont. So wurde beim Gottesdienst in Rastatts ältester Kirche der Freundschaftsorden an Militärdekan Siegfried Weber überreicht. Der aus Spessart bei Ettlingen stammende Vertreter des Kardialkollegiums ist berufener Seelsorger beim Fallschirmjägerregimet 26 in Zweibrücken. Befördert wurde innerhalb des Ordens Wolfgang Birkenmaier aus Giegen an der Brenz sowie Dietmar Glaser aus Bad Herrenalb vom Komtur zum Großkomtur. Als besondere Zeremonie konnten die Gäste des Kapitelfestes zudem einem „Ritterschlag“ beiwohnen. Klaus Demal, ehemals Oberbürgermeister der Stadt Stutensee war bereits viele Jahre als Ehrenritter für den Ritterorden tätig und wurde nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn durch Wolfgang Krieg zum „Komtur der Kurpfalz“ geschlagen. Der feierliche Initatiosritus, der mit einem Gelübde verbunden ist, wird durch das Berühren der Schulter mit dem Schwert durch den Großmeister eingeleitet und mit der Übergabe von Orden, Mantel und Urkunde bestätigt.
Spende an Kindergarten
Musikalisch begleitet durch „Colors of friends“ aus Freiolshgeim gab es in St. Bernhardus zum Abschluss des Gottesdienstes einen weiteren Höhepunkt. Katharia Ott, Leiterin der Kindertagesstädte St. Bernhard erschien zusammen mit Soja Schüler, Chrysante Bertuch und Stefanie Ritter mit einem selbst gestalteten Transparent, das die Kinder der Tagesstätte mit vielen kleinen Figuren signiert hatten. Weil die Kinder beim Gottesdienst nicht dabei sein konnten, um dem Ritterorden für die großzügige Spende von 1.000 Euro zu danken, übernahm Katharia Ott diese Aufgabe: „Das Geld kommt unseren 40 Kindern zu Gute, denn gerade in Corona Zeiten haben wir festgestellt, dass noch viele Materialien angeschafft werden sollten wie zum Beispiel eine Schaukel.“
Wolfgang Krieg, der das Kapitelfest in seiner Heimatstadt mit viel Liebe zum Detail arrangiert und ausgearbeitet hatte, freute sich ganz besonders über diese Wertschätzung zumal er einst als junger Pfarrgemeinderat an der Planung der Kindertagesstätte mitwirke durfte. Als weiten Höhepunkt verkündete der Ordensgroßmeister die schöne Nachricht, dass im Herbst eine fünfköpfige Familie aus dem Ahrtal „zum Auftanke nach den schrecklichen Ereignissen der Flut der für zehn Tage ach Bad Herrenalb in Urlaub eingeladen sind.“ Zudem werden die Ritter die Familie in diesen Tagen betreuen und zu Ausflügen einladen.
Info zum Ritter-Orden „Der Greif“
Am 15. September 1884 wurde der „Greiforden“ von Großherzog Friedrich Franz lll. von Mecklenburg-Schwerin als Hommage an die Zeit des Mittelalters gegründet. Eine Änderung erfolgte 1902. Durch Vereinbarung mit Großherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz am 22. August 1904 wurde der „Greiforden“ zum gemeinsamen Orden erklärt. Im September 1984 wurde der Orden in Mannheim unter der Leitung des Ordens-Großmeisters Peter Neuen wiederbelebt. 1990 wurde der Ordensname in Ritterorden „Der Greif“ geändert und die Insignien modifiziert. 2015 wurde Rastatts Sohn und Dobels Bürgermeister a. D. Wolfgang Krieg zum Ordens-Großmeister gewählt. Seine Hoheit Borwin Herzog zu Mecklenburg ist nach wie vor Schirmherr und Protektor des Ordens.
Fotos:
Feierlicher Zug mit Begleitung der Fanfarenbläser durch die Stadt Rastatt
Groß Ordensmeister Wolfgang Krieg vor der Kulisse des Schlosses in Rastatt
Zeremonien in der Kirche mit Ehrungen und Ritterschlag
Spende für den Kindergarten
©Sabine Zoller