impfSelbstversuch mit einer spontanen dritte Impfung mitten in Frankfurt

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es war am Montagmittag, als ich die Rollstreppen vom Roßmarkt her zur B-Ebene hinterfuhr und gleich die weiteren zwei Rolltreppen zur U1,2,3,8 stadtauswärts nehmen wollte, um zur Redaktion zurückzufahren. Und sah auf einmal, Bewegung in einem Areal, das vorher leer schien. MALTESER las ich auch, aber vor allem CORONA. Nichts wie hin - ach wäre ich doch gleich dageblieben, denn die Impfausweise (Papier+digital) habe ich immer dabei, ohne die kann ich gegenwärtig meinen Beruf nicht ausüben. Es handelt sich um die oben genannte SONDERIMPFAKTION HAUPTWACHE, wo einen gleich am Eingang ein junger Mann freundlich begrüßte, Auskunft gab über das WAS und WIE der Impfung, wobei das Wichtigste ist, daß jeder, also auch Touristen und Auswärtige unangemeldet kommen können.

Das nutzt ich dann am Dienstag am sehr frühen Nachmittag und machte gleich den ersten Fehler. Ich hätte bei meinem Stadtgang als Erstes mich bei der Impfung anmelden sollen und dann meine Museums- und Bibliotheksbesuche machen sollen, dann wäre ich rechtzeitig zur Impfung wieder zurückgewesen, So hatte ich - verantwortlich, weil ich die Erfahrungen aus den ersten Impfungen ernst nahm, daß man direkt nach der Impfung möglichst ruhen sollte - also erst die Besorgungen erledigt, kam dann ins Impfzentrum, mußte zwei Bogen ausfüllen, mit meinen Daten etc. Beim Abgeben der Blätter erhielt ich eine Nummer: 55. Allerdings waren rund 25 Nummern vor mir. Aber, da ich immer ein Buch zum Lesen dabei habe, die U-Bahnfahrten haben schon viele Bücher verschlungen, war das Warten für mich überhaupt kein Problem. Was mich aber erstaunt hat, war, daß die meisten Leute, die auf den Stühlen mit Abstand herumsaßen, einfach da saßen. Keine Zeitung, ab und zu mal intensives Handystarren. 

Und dann nach rund 1 Stunde und 20 Minuten war ich dran - und war platt. Erstens war es zuvor schon zügig gegangen, dann aber hatte ich zweitens die Gelegenheit mitzuerleben, wie gut organisiertes und sehr verantworlich gehandhabtes Impfen vor sich geht - übrigens von drei Frauen und einem Mann. In der Phalanx saßen mir drei Personen gegenüber: links eine junge Frau mit großem Kopftuch an einem Rechner, gegenüber die Ärztin, rechts ein junger Mann, der wiederum an einem Rechner sofort meinen Impfausweis in Arbeit nahm. Ich hatte meine Papiere, also Impfausweise, Papier + digital vorbereitet und den Personalausweis auch. Damit war für die Ärztin die Sachlage klar: dritte Impfung. Aber damit war es nicht getan. Sie fragte - zügig - alle potentiellen Gefahrenlagen an, die der eigenen Konstitution, die der potentiellen Folgen etc. Eine Frage galt den eingenommenen Medikamenten, die sich bei mir auf eine tägliche Tablette Blutverdünnung belaufen. Mein Güte, wie heißt diese Pille nochmal? Und dann passierte mir, daß ich den Namen einer Tablettenpackung nannte, mit der ich vor Jahren begonnen hatte. Nach kurzer Pause kam von links die Korrektur: Aha, die junge Frau hatte meine Daten von den ersten Impfungen im Rechner, wo man dies ja schon mal angegeben haben mußte. Klar, nur durch den Zugang zu den Daten der Geimpften kann überhaupt eine dritte Imfpung verantwortlich weitergeführt werden. 

Nachdem ich die Fragen der Ärztin hintereinander mit jeweils: NEIN beantworten konnte, kam im nächsten Raum der Piks. Natürlich hatte ich mich so angezogen, daß ich den einen Arm schnell frei hatte. Zack. Einfach professionell, freundlich auch. Und schnell wieder raus. Das wurde mir nicht gesagt, sondern das war meine eigene Einstellung. 

Danach muß man zehn Minuten im großen Wartebereich wieder Platz nehmen. In dieser Zeit kommt der junge Mann mit den jeweiligen Ausweisen und einem Blatt, auf dem der QR-Code für den digitalen Ausweis und, wie man das Ganze aufs eigene Handy bekommt, steht. QR-Code heißt das Quadrat aus schwarzen und weißen Pixeln und ist natürlich wieder einmal dem Englischen geschuldet, weil es die Abkürzungen von quick response, also schnelle Antwort sind. Weil ich mich dabei regelmäßig doof anstelle, half mir der junge Mann in zwei Handgriffen und schon hatte ich die dritte Impfung als QR-Code digital. 

Als ich rundherum zufrieden heimfuhr, konnte ich auch die Zufälligkeiten dieser Impfereien noch einmal Revue parieren lassen. Ich hatte mich relativ früh bei der Wiesbadener Stelle per Telefon zur Erstimpfung gemeldet und bekam auch relativ schnell einen Termin im März im Impfzentrum Frankfurt, Messe Frankfurt. Mir war das gerade recht, Astra Zeneca als Impfstoff zu nehmen, der damals in den Medien hochaufgebauscht - wie ich fand - als schlecht, ja geradezu gefährlich gebrannmarkt wurde. Mein Mann mußte dagegen viele Wochen auf einen Termin warten und erhielt Biontech. Und erst, als er nach einem Monaten oder so, den Termin zur Zweitimpfung erhielt, fing ich an mich zu ärgern, denn mir hatte keiner im März gesagt, daß ich zwei Monate auf die 2. Impfung mit Astra Zeneca warten mußte. Aber ich hatte es überstanden und war nun durch die wahrgenommene Möglichkeit der spontanen Drittimpfung wieder als Erste vollständig geimpft. Mein Mann nämlich hatte sich einen Termin beim Hausarzt besorgt und verblüfft registriert, daß er diesen erst in drei -vier Wochen erhalten konnte. Das war der Mittwoch dieser Woche. Und ich war am Dienstag dank der Möglichkeiten, die die Stadt Frankfurt bereithält, in einem Rutsch dabei.

An diesem Tag las ich endlich die Stadtnachrichten der Stadt Frankfurt, von denen es viele gibt. Und las das, was ich durch Zufall persönlich eruiert hatte. 
Drum hier zum Abschluß die Pressemeldung der Stadt Frankfurt:

"Mobilitäts- und Gesundheitsdezernent Stefan Majer eröffnet die „Sonderimpfaktion Hauptwache“ der Stadt Frankfurt. Ab Montag, 8. November, bis zum Jahresende 2021 kann man sich in der B-Ebene der Hauptwache von Montag bis Freitag zwischen 8 und 19 Uhr ganz einfach ohne Termin und Anmeldung gegen COVID-19 impfen lassen. Dieses kostenlose Angebot gilt für alle Impfwilligen, unabhängig vom Wohnort.

Stadtrat Majer lädt aus diesem Anlass Medienvertreterinnen und -vertreter zu einem Pressetermin in die B-Ebene der U-Bahn-Station Hauptwache ein. Diese „Sonderimpfaktion Hauptwache“ gehört zu den zahlreichen niedrigschwelligen Impf-Angeboten der Stadt im gesamten Stadtgebiet. Weitere Infos gibt es unter frankfurt.de/coronaimpfung.

Es wird pandemiebedingt um eine namentliche Anmeldung bis Freitag, 5. November, 18 Uhr, per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gebeten. Es wird darauf hingewiesen, dass während des gesamten Termins eine medizinische Maske (OP- oder FFP2-Maske) zu tragen ist und die Abstandsregeln einzuhalten sind."

Ach ja, das vergißt man dann schon, natürlich war im Impfzentrum absolute Maskenpflicht. Aber wer U-Bahn fährt, der zieht sich schon beim Abgang zur B-Ebene, automatisch die Maske über, denn das läuft inzwischen wirklich automatisch ab, der Griff zur Maske. 

Ach, wenn doch nur alle sowohl die Masken wie auch die Impfungen ernst nähmen, die Situation ist schon mit Masken und Impfungen weiterhin gefährlich, aber mit den vielen Ungeimpften einfach ein Vabanquespiel.

Foto:
Impfausweis
© Redaktion

Info:
Außerdem gab es den Impf-Express, eine Straßenbahn, die als IE1 zwischen Zuckschwertstraße und Luisa verkehrt und die IE2, die den Gravensteiner Platz mit Ginnheim verbindet. 
Fahrplan mit den Impfzeiten zwischen rund 9 und 20 Uhr an Werktagen und freitags und am Wochenende sogar bis 23 Uhr:
www.bit.ly/fahrplan-IE
D
iese Straßenbahn soll demnächst wieder den Betrieb aufnehmen. Bleiben Sie am Ball.