Die Seebären EMIL und SAMU sind nach Brasilien umgezogen
Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist so schade, daß die neue Gefährdung von Corona auch den Zoobesuch wie auch den Besuch des Palmengartens wieder zurückdreht. Denn gerade, wenn im Herbst alles dunkler und wie jetzt gerade, auch sehr viel feuchter wird, ist das Betrachten der Tiere im Zoo geradezu heilsam. Und interessant und ans Gefühl gehend sowieso. Und nun können die Seebären reisen, wo die Leute eher Probleme haben.
Vor allem, wenn man daran denkt, daß die Bezeichnung der Tiere EMIL UND SAMU Südafrikanische Seebären lautet, Südafrika, wo Omikron wütet. Und ausgerechnet nach Brasilien, wo man als Mensch derzeit freiwillig nicht hinfahren sollte. Aber für die Tiere sieht das alles anders aus. Schauen wir also, was sie treiben, die beiden!
Die Südafrikanischen Seebären EMIL und SAMU haben gestern den Frankfurter Zoo Richtung São Paulo in Brasilien verlassen. Jetzt hält nur noch ihr Vater OTTI die Stellung. Der Zoo plant zukünftig die Haltung von Mähnenrobben.
Anfang November schwebten am neuen Schwenkkran an den Robbenklippen des Zoos zwei große Transportkisten in den Backstage-Bereich der Seebären-Anlage. Danach hieß es fleißig trainieren, denn die Seebären EMIL (8) und SAMU (6) sollten lernen, ruhig und stressfrei in die Kisten zu gehen, in denen sie am 6. Dezember die Reise ins Aquário de São Paulo, Brasilien, angetreten haben. In ihrer neuen Heimat werden die Brüder gemeinsam eine Anlage bewohnen. Der Zoo plant die Umstellung der Haltung auf Mähnenrobben.
„Nach fast 70 Jahren läuft damit die Haltung Südafrikanischer Seebären in Frankfurt aus – vorerst“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Denn im Tierbestand eines Zoos ist immer Bewegung. So gab es in unserem Zoo bereits sieben verschiedene Robbenarten und in den 1950er Jahren auch schon mal Mähnenrobben. Dass diese nun wiederkommen freut mich, denn die Art ist nicht nur zoopädagogisch interessant, sondern auch ausgesprochen eindrucksvoll: Die männlichen Tiere können bis zu 2,60 m lang und 350 kg schwer werden“, so Hartwig.
Zurück in Frankfurt bleibt Seebär OTTI (19). Einst war er der Haremsführer. 17 Mal hatte er Nachwuchs, der nun in Zoos auf der ganzen Welt lebt. Da Seebären es gesellig lieben, sollen sobald als möglich zwei Mähnenrobben-Weibchen aus dem Aquarium in Valencia auf der Anlage einziehen. „Eine solche Vergesellschaftung von Mähnenrobben und Seebären, die beide zu den Ohrenrobben gehören, ist normalerweise unproblematisch“, so die zuständige Kuratorin und Zootierärztin Dr. Nicole Schauert. „Für die Mähnenrobben gibt es, im Gegensatz zu den Seebären, ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EAZA Ex-situ Programm, EEP), welches dringend neue Halter benötigt. Das heißt, dass wir mit dieser Art zu gegebener Zeit auch züchten werden“, so Schauerte. Allerdings: Noch steht nicht genau fest, wann die beiden Mähnenrobben-Weibchen nach Frankfurt kommen.
Für EMIL und SAMU hat die Reise entspannt begonnen. Durch das gewohnte Tiertraining war es für sie keine große Herausforderung das Gehen in die Kiste zu erlernen. Mit Geduld und Fischen zur Belohnung wurden sie von ihren Pflegerinnen und Pflegern an die Situation gewöhnt. Das hat den riesengroßen Vorteil, dass sie für die Transportvorbereitung nicht narkotisiert werden mussten.
Foto:
OTTI und seine beiden Söhne SAMU und EMIL
© Zoo Frankfurt