gesprach neuKundenservice der WELT zu Corona vom letzten Freitag, 25. 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Wie schön, dass Sie auch im neuen Jahr unseren „Corona-Lagebericht" lesen. Die Situation wirkt alles andere als entspannt und ruhig – denn am Freitagnachmittag haben der neue Bundeskanzler, Olaf Scholz (SPD), und die Minister der Bundesländer weitere Corona-Maßnahmen beschlossen.

Das offizielle Ziel: Die Ausbreitung des Virus, vor allem die der Omikron-Variante, einzudämmen – und die Booster-Impfungen attraktiver zu machen. „Der beste Schutz vor Omikron ist eine Booster-Impfung", so der Kanzler in Berlin. Insgesamt sei die Corona-Lage zwar „besser, als man befürchten musste". Doch die Regierung und Experten rechnen damit, dass „wir höhere Infektionen sehen" werden, so Scholz.

In der Gastronomie gilt daher nun die 2G-Plus-Regel – Geimpfte oder Genesene brauchen also einen zusätzlichen aktuellen Test. Frisch Geboosterte sind von der Regelung ausgenommen.

Außerdem wird die Dauer der Quarantäne verkürzt. Das heißt: Corona-Kontaktpersonen sind von der Quarantäne ausgenommen, wenn sie eine Auffrischungsimpfung haben, geimpft oder frisch genesen sind. Für alle Übrigen sollen Isolation oder Quarantäne in der Regel nach zehn Tagen enden – wenn sie sich nicht vorher freitesten lassen. Das klingt alles sehr kompliziert – deshalb haben wir für Sie auf welt.de alle neuen Regelungen noch einmal ausführlich aufgeschlüsselt und eingeordnet.

CSU-Chef Markus Söder zeigte sich nach dem Bund-Länder-Treffen nur bedingt zufrieden – unter anderem, weil die unionsgeführten Bundesländer erneut die Feststellung der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ gefordert hatten, was die Ampel-Parteien nicht befürworten. Alle Details dazu finden Sie hier.

Und so ist die Infektionslage: Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz steigt wieder rasant an, von 285,9 am Donnerstag auf 303,4 am Freitag. Im Nordosten der Bundesrepublik sind derzeit die lokalen Inzidenzwerte am höchsten.
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Ginge es nach der Bundesregierung, dann würden bis Ende Januar rund 30 Millionen Impfungen verabreicht. Problem nur: Seit dem Jahreswechsel hat das Impftempo wieder abgenommen. Am Donnerstag wurde bundesweit nur etwas mehr als eine halbe Million an Corona-Vakzinen verimpft. Hält diese Größenordnung an, wären die 30 Millionen bis Ende des Monats nicht erreichbar. Ob es zu einer allgemeinen Impfpflicht in Deutschland kommen könnte, ist derzeit noch unklar – im Bundestag ist nun eine „Orientierungsdebatte" für Ende Januar geplant.



DAS GESPRÄCH DER WOCHE

Der oberste Chef der Betriebskrankenkassen, Franz Knieps (im Foto), sieht  gewaltige Probleme aufkommen – für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), aber auch für die Bürger. Im Gespräch mit WELT-Redakteurin Elke Bodderas erklärt Knieps, welche Kosten die Corona-Pandemie verursacht hat – und was das künftig für unsere Beitragszahlungen bei den Krankenkassen bedeutet.

WELT: Die Kosten der Pandemie sind gewaltig. Im vergangenen Jahr hat der Bund den gesetzlichen Krankenkassen mit 28 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. Das sollte reichen, könnte man meinen.

Knieps: Ursprünglich sollten es nur 14 Milliarden sein. Aus meiner Sicht hätte man das nie gemacht, wenn es keine Bundestagswahlen gegeben hätte. Mit Covid hat dieses Manöver nur wenig zu tun.


WELT: Sondern?

Knieps: Diese Milliarden sind der Preis für die Gesundheitspolitik der letzten Jahre. Jens Spahn, aber auch sein Vorgänger Hermann Gröhe (beide CDU) haben viele Konflikte mit Geld gelöst. Dazu kommen höhere Kosten durch die Krankenhäuser, neue Arzneimittel, aber auch die niedergelassenen Ärzte. Gesundheitsfachberufe wie Masseure, Ergotherapeuten, Logopäden wurden geradezu mit Geld zugeschüttet. Das kann man machen, insbesondere wenn die Vergütungen niedrig sind, aber dann muss man fair sein und sagen: Das kostet. Normalerweise hätte das zu höheren Zusatzbeiträgen geführt. Aber da man im Wahljahr die Sozialbeiträge bei höchstens 40 Prozent garantieren wollte, musste eine andere Geldquelle her, und das war die Steuerfinanzierung.


WELT: Doris Pfeiffer, Chefin der gesetzlichen Krankenkassen, spricht von einem massiven Finanzproblem. Wird es Beitragserhöhungen geben?

Knieps: Im Jahr 2022 nur bei einer begrenzten Zahl von Kassen, da reicht der Bundeszuschuss aus. Aber danach wird die Ampel-Regierung ihren Koalitionsvertrag umsetzen müssen. Dort steht, dass man sich für eine Verstetigung des Bundeszuschusses einsetzen werde. Das können 14 Milliarden Euro sein oder 28 Milliarden wie zuletzt. Welche Finanzierungslücke sich damit auch immer eröffnet – sie wird über höhere Krankenkassenbeiträge beglichen werden müssen.


WELT: Was kommt an Pandemie-Kosten auf die Krankenkassen zu?

Knieps: Im Prinzip hat Spahn die meisten Kosten von den Kassen ferngehalten, was aber auch nicht so schwierig war. Schließlich hatten wir die paradoxe Situation, dass mit den Wellen der Pandemie die Krankenkassen-Kosten zurückgegangen sind.


WELT: Wie kann das sein in der größten Gesundheitskrise seit dem Zweiten Weltkrieg?

Knieps: Es gab weniger Patienten in den Krankenhäusern, weniger Operationen. Freihaltepauschale und Ausgleichszahlungen wurden weitestgehend über die Länder und über aus Steuergeld abgerechnet. Bei uns in den Krankenkassen-Kosten hat es einen Rückgang gegeben, das Leistungsniveau ist um zehn Prozent gefallen. Momentan sagen meine Leute, wir müssen damit rechnen, dass wir dennoch auf 2,5 Milliarden Euro sitzen bleiben, die die Krankenhäuser in der Pandemie bekommen haben, die wir aber nicht mindernd bei unseren Ausgaben berücksichtigen können.

Das gesamte Interview mit Herrn Knieps lesen Sie auf welt.de.



DER GERSEMANN DER WOCHE

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Nun schaltet Omikron noch einen Gang höher: Die Zahl der nachgewiesenen Omikron-Fälle in Deutschland steigt zum Ende der Woche von 51.472 auf 62.974. Der Zuwachs gegenüber dem Vortag wird derzeit jeden Tag größer. Aktuell liegt er bei 22 Prozent (am Vortag bei 21 Prozent). Bei einem solchen Wachstum von 22 Prozent am Tag beträgt die Verdopplungszeit 3,5 Tage.

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Quelle: BKK-Dachverband