Nominierungen für die XXII. Olympischen Winterspiele vom 7. bis 23. Februar 2014 abgeschlossen, Teil 1

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im Nachrückverfahren erhielt keiner der drei noch auf den Wartelisten stehenden deutschen Sportler einen internationalen Quotenplatz. Die Snowboarder David Speiser und Luca Berg sowie Ski-Freestyler Benedikt Mayr müssen deshalb zu Hause bleiben, womit es bei der Zahl 152 der bisherigen qualifizierten Teilnahmen für Rußlands Olympische Winterspiele bleibt.

 

Die erste Meldung am 23. Januar hieß: Unter dem Motto „Wir für Deutschland“ entsendet der DOSB 151 Athletinnen und Athleten zu den XXII. Olympischen Winterspielen (7. bis 23. Februar) nach Sotschi. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nominierte am Mittwochabend in Frankfurt/Main 76 Frauen und 75 Männer. Hinzu kommen vier sogenannte Alternate Athletes mit einer P-Akkreditierung (2 Frauen, 2 Männer), die zwar vor Ort akkreditiert sind und sowohl im Olympischen Dorf wohnen als auch am Training teilnehmen können, jedoch nur im Austausch mit einem anderen Sportler/in im Wettkampf eingesetzt werden können.

 

Dann aber hieß es Minuten später:

Sabrina Cakmakli erhält internationalen Quotenplatz im Ski Freestyle.Wenige Minuten nach Veröffentlichung der Deutschen Olympiamannschaft für die Olympischen Winterspiele in Sotschi wurde der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vom Internationalen Skiverband (FIS) über einen weiteren Internationalen Quotenplatz im Ski-Freestyle informiert. Der DOSB hatte für diesen Fall vorsorglich schon Sabrina Cakmakli vom SC Partenkirchen in der Disziplin Halfpipe nominiert.

 

Damit wächst die Deutsche Olympiamannschaft auf 152 Aktive (77 Frauen, 75 Männer). Vergleicht man diese Zahlen mit denen vor vier Jahren, ist man verblüfft darüber, daß Frauen um genau 19 Personen zugenommen haben und Männer um 20 weniger dabei sind. Das ist eine so auffällige Veränderung das man dazu in einer Pressemitteilung des DOSB eigentlich Aufklärung erwartet hätte. Da aber hier nur nackte Zahlen sprechen, wollen wir diese auch sprechen lassen.

 

Vor vier Jahren nämlich hatte der DOSB insgesamt 153 Athletinnen und Athleten (58 Frauen und 95 Männer) nach Vancouver entsandt. Das Team gewann an der kanadischen Westküste in 15 Sportarten mit 86 Wettbewerben insgesamt 30 Medaillen (10 Gold, 13 Silber und 7 Bronze) und belegte im inoffiziellen Medaillenspiegel Rang zwei hinter Gastgeber Kanada (14 / 7 / 5) und vor den USA (9 / 15 / 13). Dieses Mal stehen in den 15 Sportarten insgesamt sogar 98 Entscheidungen an.

 

Wir entsenden eine Deutsche Olympiamannschaft nach Sotschi, deren Athletinnen und Athleten in jeder der 15 Sportarten des olympischen Programms an den Start gehen werden. Die letzten Wettbewerbe der Qualifikationsphase haben gezeigt, dass wir nicht nur breit aufgestellt sind, sondern auch zuversichtlich sein können, dass das Team erfolgreich sein wird“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei der Vorstellung des Teams am Donnerstagmorgen. „Unsere Athletinnen und Athleten werden hochmotiviert an den Start gehen und ihr Bestes geben. Mit ‚Wir für Deutschland‘ haben wir ein Motto gewählt, in dem sich Mannschaft und Fans wiederfinden. Unseren Anhängern kann ich versprechen, dass sie vielfach Grund zum Jubeln haben werden.“

 

Der DOSB habe sich gemeinsam mit den Wintersportverbänden das Ziel gesetzt, im Medaillenspiegel wieder einen Podestplatz zu erreichen und mit einer ähnlichen Medaillenzahl heimzukehren wie vor vier Jahren, betonte Michael Vesper. Er führt die Olympiamannschaft zum dritten Mal nach Peking 2008 und London 2012 als Chef de Mission an: „In Vancouver ist es uns gelungen, in zehn von 15 Sportarten Medaillen zu gewinnen. In 13 von 15 Sportarten erreichte die Olympiamannschaft Finalplatzierungen im Bereich von eins bis zehn. Wenn wir in Sotschi in der Breite ähnlich erfolgreich sind, haben wir gute Chancen, auch die erhoffte Anzahl an Medaillenplätzen zu erzielen.“ Nur im Eishockey und im Freestyle war der DOSB in Vancouver ohne Finalplatzierung geblieben.

 

Das Ergebnis von vor vier Jahren war das zweitbeste seit der Wiedervereinigung 1990. Nur einmal, 2002 in Salt Lake City, hatte es mit 36 Medaillen (12 / 16 / 8) mehr Edelmetall gegeben. Damals wurden 78 Wettbewerbe ausgetragen. Bei den in 15 Tagen in Sotschi beginnenden Spielen werden nun 98 Medaillensätze vergeben. Zwölf neue Entscheidungen kommen im Vergleich zu den Spielen vor vier Jahren hinzu. Es sind Ski-Halfpipe (Männer/Frauen), Snowboard Slopestyle (M/F), Ski Slopestyle (M/F), Snowboard Parallelslalom (M/F), Skispringen (Frauen), Biathlon Mixed Staffel, Rodeln Teamstaffel und der Teamwettbewerb im Eiskunstlaufen.

 

Die 15 Sportarten für Sotschi sind: Biathlon, Bob, Curling, Eishockey, Eiskunstlaufen, Eisschnelllaufen, Rennrodeln, Short Track, Skeleton, Ski-Alpin, Ski-Freestyle, Ski-Langlauf, Ski Nordische Kombination, Skispringen und Snowboard.

 

Am Mittwochabend nominierte der DOSB in Frankfurt/Main insgesamt 125 Athletinnen und Athleten (67 Frauen und 58 Männer), nachdem bereits am 18. Dezember 26 Sportler (9 Frauen und 17 Männer) aus den Sportarten Curling, Eiskunstlauf, Rennrodeln und Short Track ins Team berufen worden waren. Jüngste im Team ist mit 15 Jahren Skispringerin Gianina Ernst (SC Oberstdorf, 31. Dezember 1998), Ältester mit 48 Jahren Skip John Jahr (10. April 1965), der mit seiner Hamburger Curling-Mannschaft die Olympia-Qualifikation nach einer langen Auszeit vom Leistungssport geschafft hatte. Jahr war bereits 1985 Curling-Europameister.

 

Vier weitere Athleten wurden vom DOSB-Präsidium unter Vorbehalt für Sotschi nominiert, da ihnen noch internationale Quotenplätze in ihren Disziplinen zugeteilt werden könnten. Die nationalen Nominierungskriterien waren hier nicht die „Hürde“. Derzeit steht das Quartett aber nur auf den Nachrückerlisten seiner Disziplinen. Die Entscheidung über den Start der Ski-Freestyler Sabrina Cakmakli (SC Partenkirchen, Halfpipe) und Benedikt Mayr (TSV Unterhaching, Slopestyle) sowie der Snowboarderin Luca Berg (SC Konstanz) und des Snowboarders David Speiser (SC Oberstdorf, beide SBX) fällt am Freitag. Sie könnten noch zu den bislang insgesamt 151 deutschen Athletinnen und Athleten in Sotschi dazu kommen.

 

Alle nominierten deutschen Sportlerinnen und Sportler mussten vor ihrer Berufung in die Olympiamannschaft die vom DOSB-Präsidium verabschiedete Athletenvereinbarung unterzeichnen. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) prüfte zudem, ob sie die Nominierungsgrundsätze hinsichtlich Testpoolzugehörigkeit, Dopingkontrollen und evtl. Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen erfüllen. Im Vorfeld der Spiele werden die Mannschaftsmitglieder darüber hinaus zusätzlich mindestens einmal unangekündigt von der NADA im Training getestet.

 

Von den deutschen Einzel-Olympiasiegern von Vancouver sind die Rodler Tatjana Hüfner (BRC 05 Friedrichroda) und Felix Loch (RC Berchtesgaden) und die Skirennläuferinnen Maria Höfl-Riesch (Gold in Slalom und Super Kombi, SC Partenkirchen) sowie Victoria Rebensburg (Gold im Riesenslalom, SC Kreuth) wieder mit dabei. Außerdem schiebt Kevin Kuske (SC Potsdam), der 2010 im Zweier-Bob von Andre Lange saß, dieses Mal für Thomas Florschütz (BRC Riesa) an, Eisschnelllauf-Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert (ESC Erfurt) tritt erneut an, und die Teamsprint-Olympiasiegerinnen im Ski-Langlauf von Vancouver, Evi Sachenbacher-Stehle (WSV Reith im Winkl) und Claudia Nystad (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal), sind ebenfalls wieder mit dabei, Sachenbacher-Stehle allerdings in einer neuen Sportart: dem Biathlon.

 

Auch das von Chef de Mission Michael Vesper und seinem Stellvertreter Bernhard Schwank angeführte Betreuerteam wurde am Donnerstag vom DOSB-Präsidium nominiert. Insgesamt wurden 171 Trainer, Betreuer und Offizielle berufen (21 Frauen und 150 Männer – Liste wird demnächst auf der DOSB-Homepage veröffentlicht, hier nachzulesen, Link wurde nachträglich eingefügt). Sie alle hatten zuvor die Ehren- und Verpflichtungserklärung des DOSB abzugeben und zu unterschreiben, dass sie „zu keinem Zeitpunkt Sportlerinnen und Sportlern Substanzen weitergegeben, zugänglich gemacht, rezeptiert oder appliziert oder Methoden angewandt“ haben, „die gegen die jeweils gültigen nationalen oder internationalen Anti-Doping-Bestimmungen verstießen“.

 

Die vom DOSB-Präsidium eingesetzte und vom ehemaligen Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Udo Steiner geleitete Unabhängige Kommission zur Überprüfung von Trainern/-innen mit Dopingvergangenheit musste nicht erneut tätig werden, da keine neuen Erkenntnisse aufgetreten sind.

 

Auch das von Prof. Hansjörg Geiger geleitete Unabhängige Gremium zur Klärung von Stasi-Fragen hat das Präsidium wieder sachkundig beraten. Alle am oder vor dem 12. Januar 1972 geborenen Trainerinnen und Trainer sowie leitende Offizielle wurden der Stasi-Unterlagenbehörde zur Prüfung vorgelegt. Zu vier Personen gab es dort Akten, mit denen sich das unabhängige Beratungsgremium jedoch schon bei vorangegangenen Olympischen Spielen befasst hatte. Neue Erkenntnisse gab es auch hier nicht, die Kommission äußerte nach der früheren Befassung keine Bedenken gegen eine Nominierung.

 

In Sotschi werden rund 2800 Wintersportler aus mehr als 80 Nationalen Olympischen Komitees gegeneinander antreten. Rund 14.000 Medienvertreter werden über die Spiele berichten.

 

Als erste Athleten reisen gut ein Dutzend Eisschnellläufer am 30. Januar 2014 mit der Deutschen Lufthansa von Frankfurt/Main nach Sotschi, um sich einzugewöhnen und sich vor Ort auf die Spiele vorzubereiten. Weitere Hauptreisetage sind der 31. Januar (rund 20) und der 3. Februar (rund 25). Die offizielle Verabschiedung der Mannschaft findet am 4. Februar auf dem Flughafen in Frankfurt/Main statt, wenn rund 40 Athleten gemeinsam mit Michael Vesper nach Russland aufbrechen (separate Medieneinladung folgt in den nächsten Tagen).

 

Die meisten deutschen Sportler wohnen im Olympischen Dorf im Mountain Cluster in Krasnaja Poljana (rund 80). Der Rest der Mannschaft kommt im Olympischen Dorf im Coastal Cluster in Sotschi (rund 50) und im sogenannten Ausdauer-Dorf in den Bergen von Rosa Chutor (rund 30) unter.

 

Der gemeinsame Rückflug nach München findet mit zwei Lufthansa-Chartermaschinen am Montag, 24. Februar, statt. Anschließend ist eine Willkommensfeier auf dem Münchner Flughafen geplant.

 

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