goring eckardtKundenservice der WELT zu Corona vom letzten Freitag, Serie: 36. 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich erneut besorgt und warnt vor einer „katastrophalen“ Corona-Entwicklung, wenn nicht jetzt mit neuen Corona-Maßnahmen gegengesteuert wird. „Wenn wir so wie jetzt in den Herbst hineingingen, also ohne weitere Schutzmaßnahmen, ohne Masken, ohne alles, dann würde das bedeuten, dass die Fallzahlen stark steigen würden, aber auch die Intensivstationen überlastet würden“, sagte Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig würde dann auch Personal in den Kliniken ausfallen. „Das ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt“, so Lauterbach. Unten brenne das Personal weg und oben die Patienten.

Kassenärztechef Andreas Gassen widersprach: „Für die von Herrn Lauterbach befürchtete 'Killer-Mutante', die so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta ist, gibt es derzeit keine Anzeichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Sorgen bereiten mir daher nicht die aktuelle Corona-Entwicklung, sondern die Rufe nach erneuten überzogenen Schutzmaßnahmen bis hin zu einem neuen Lockdown“. Gleichwohl plädierte auch Gassen für ein neues Infektionsschutzgesetz, über das Lauterbach derzeit mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) berät. „Das Infektionsschutzgesetz sollte um klare Parameter ergänzt werden, um die Hotspot-Regel für die Länder einfacher handhabbar zu machen.

Und so ist die Corona-Lage: Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz lag an diesem Freitag bei 729,3 (nach 719,2 am vergangenen Freitag). 113 Corona-Tote wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag gemeldet, zwei weniger als vor einer Woche. Insgesamt sind wir in der laufenden Woche damit bei 528 Verstorbenen.

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Über Deutschland rollt eine Erkältungswelle hinweg: Nach Angaben der Krankenversicherung Barmer wurden in der Kalenderwoche 26 (also vom 27. Juni bis 3. Juli) von 10.000 Versicherten 139 wegen einer Atemwegsinfektion krankgeschrieben – nicht berücksichtigt wurden hierbei Corona-Fälle. Damit stieg die Zahl der Erkältungserkrankungen in den vergangenen Wochen deutlich an, wie die Versicherung auf WELT-Anfrage mitteilt. In den vier Kalenderwochen davor (Woche 22 bis 25) lag die Zahl bei 89, 111, 109 und 121. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das bezüglich der aktuellsten Angaben einer Verdreifachung. Damals lagen die Fallzahlen im selben Zeitraum laut Barmer zwischen 45 und 47 pro 10.000 Versicherte.

Zur Zeit können Sie sich nicht mehr telefonisch krankschreiben lassen, wie wir unter anderem in diesem Newsletter berichtet haben. Laut Minister Lauterbach soll das wieder geändert werden – nur zu wann ist noch unklar. Meine Kollegen Rainer Haubrich und Nathan Giwerzew erklären hier in einem „Pro und Contra", was für und gegen telefonische Krankschreibungen in der aktuellen Corona-Situation spricht.


DAS GESPRÄCH DER WOCHE

Unser Gespräch der Woche ist in dieser Newsletter-Ausgabe ein Gastbeitrag von welt.de – geschrieben von Katrin Göring-Eckardt (Grüne, im Foto links), der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, und Nina Stahr, der bildungspolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

„Geschlossene Schulen, überlastete Eltern, Kinder ohne Lobby: Nach dem ersten Lockdown war für alle klar, dass Corona für Kinder besondere Belastungen mit sich bringt", schreiben Göring-Eckardt und Stahr darin.  „Eine sichere Schul- und Kita-Umgebung bleibt jedoch auch nach über zwei Jahren Pandemie leider oft Fehlanzeige."

Beide kritisieren, dass bei der aktuellen Schul-Politik und mit Blick auf einen möglichen Corona-Herbst zu oft in Schubladen und „schwarz-weiß" gedacht werde. „Wir müssen die Schulen so sicher wie möglich machen – und für alle Kinder, für die das nicht ausreicht, andere Lösungen finden. Das ist herausfordernd. Aber es ist auch dringend notwendig nach der langen Zeit der Einschränkungen für bestimmte Kinder."

Den gesamten Gastbeitrag der beiden, in dem sie auch Lösungsansätze skizzieren, finden Sie hier.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus239992561/Goering-Eckardt-und-Stahr-zu-Corona-Nur-Schulen-aufhalten-zu-pauschal.html?sc_src=email_2569292&sc_lid=255745874&sc_uid=raKDXZXdCb&sc_llid=22921&sc_cid=2569292&cid=email.crm.redaktion.newsletter.corona&sc_eh=eaa34f92ee875df71

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