Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) - Bombastisch hat er sich aufgeführt dieser Sommer mit seinen Hitzewellen. Jetzt macht er sich still aus dem Staube. Viel zu früh raschelt Laub zu unseren Füßen und erinnert uns an die eigne Vergänglichkeit.
Spät im Sommer hatte sich der Hibiskus darauf besonnen, dass es längst an der Zeit war, seine Blütenpracht nicht länger zu verbergen. Von einem Tag auf den andern schmückte er sich mit blendendweißen Blüten, die im Licht der untergehenden Sonne den Eindruck einer himmlischen Festbeleuchtung erweckten. So schnell die Knospen aufgesprungen waren, so schnell endete ihr paradiesischer Auftritt. Noch ehe ein Schmetterling sie geküsst hatte, lagen sie als gesprenkelter Teppich auf dem Boden.
Der Apfelbaum in Nachbars Garten hat die Hitze des Sommers vom Aussehen her gut überstanden, auch wenn er längst nicht so viele Früchte trägt wie all die Jahre davor. Wenn nachts der Atem der Stadt still zu stehen scheint, hört man bei geöffnetem Fenster den Plumps des Aufpralls jedes Apfels, der sich vom Baume gelöst hat. Wacholderdrosseln, früher auch Krammetsvögel genannt, hatten vor einigen Jahren Wind davon bekommen, dass hier ein gedeckter Tisch auf sie wartet. Ein Schwarm der Gäste aus dem nahen Skandinavien tat sich tagelang an den Äpfeln gütlich.
Rechtzeitig vor dem großen Regen ist dem Sommerflieder noch eingefallen, dass Schmetterlinge noch Gefallen am Nektar seiner Blüten finden könnten. Allerdings ließ sich das farbenprächtige Tagpfauenauge nur ein einziges Mal blicken. Mt ausgebreiteten Flügeln genoss es auf dem Dach des Vogelhäuschens die wärmende Sonne.
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©Verfasser
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