gesprochwocKundenservice der WELT zu Corona vom letzten Freitag, Serie: 39. 2

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Der Modellierer Thorsten Lehr (im Foto) prognostiziert im Interview mit unserer Innenpolitikredakteurin Kaja Klapsa einen schweren Pandemie-Herbst. Lehr erklärt zudem, für wie sinnvoll er geplante Eingriffe hält – etwa Einlasskontrollen und Masken in Innenräumen.

WELT: Herr Lehr, wie schwer wird die Corona-Herbstwelle?

Lehr: Die Herbstwelle wird wahrscheinlich schwerer werden, als uns lieb ist. Wir werden im Oktober in den meisten Bundesländern vierstellige Inzidenzen erleben. Wie hoch die Fallzahlen exakt ausfallen werden, ist schwierig hervor zusehen. Das hängt auch davon ab, wie die Bevölkerung und die Politik auf den Anstieg reagieren.


WELT: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Bundesländern bereits nahegelegt, nicht zu lange mit der Maskenpflicht in Innenräumen zu warten. Zu Recht?

Lehr: Ich halte eine Maskenpflicht in Innenräumen grundsätzlich für eine sinnvolle und kostengünstige Maßnahme. Die Frage, wie stark sich davon die Infektionszahlen beeinflussen lassen, ist allerdings sehr schwierig zu prognostizieren. Wir wissen auch im dritten Pandemiejahr nicht, wo die Infektionen stattfinden. Wir haben immer noch keine Ahnung, ob sich die Leute wirklich im Restaurant oder Supermarkt anstecken. Das ist und bleibt ein großes Problem.


WELT: Ab welcher Inzidenz wäre das Gesundheitssystem überbelastet, etwa weil zu viel Personal auf einmal ausfällt?

Lehr: Das kommt auf die Dauer und Geschwindigkeit der Entwicklung an. Wir können hohe Inzidenzen über einen längeren Zeitraum ganz gut tolerieren. Wenn man die Gesamtzahl der Infizierten aber auf einen sehr viel kleineren Zeitraum kumuliert, dann erkranken sehr viele Menschen auf einmal, und wir haben ein Problem bei der kritischen Infrastruktur. Dann geht es in den Krankenhäusern nicht mehr um die Zahl der freien Betten, sondern darum, wie viele Betten überhaupt noch vom Personal betrieben werden können. Ich gehe davon aus, dass diesen Herbst und Winter erneut planbare Operationen verschoben werden müssen. Es können zwar immer wieder Notfallreserven generiert werden. Die Frage ist nur, wie lange und wie oft man diesen Notfallmodus aufrechterhalten kann, bevor die letzten Pflegerinnen und Pfleger in andere Berufe abgewandert sind. Kurzfristig kann man zulasten der Mitarbeiter und Patienten Abstriche machen, langfristig verschleißen wir so das System.

Das gesamte Gespräch von Kaja Klapsa mit Modellierer Lehr finden Sie auf welt.de.


blick auf die anderenDER BLICK AUF DIE ANDEREN

Quelle: Getty Images/Pakin Songmor

Thailand hat im Oktober alle Corona-Beschränkungen für die Einreise aufgehoben. Man benötigt also weder einen negativen Testnachweis noch eine Corona-Impfung, um in das Urlaubsparadies einreisen zu können. Auch die zeitweise geforderte Anmeldung mit dem sogenannten Thailand-Pass oder eine bestimmte Hotelbuchung, bei der ein PCR-Test bei Ankunft gemacht werden musste, sind seit Juli passé. Thailand setzt damit eindeutig die Zeichen wieder auf Öffnung – zur Freude von Touristen.

In Thailand greift momentan noch eine allgemeine Maskenpflicht, offiziell noch in öffentlichen Verkehrsmitteln – etwa in Bussen und der Metro (MRT und BTS) in Bangkok – und in Kinos. Viele Thais tragen die Masken dennoch weiterhin.

Falls Sie sich für einen Thailand-Tripp interessieren, dann hat unser Autor Hans-Werner Rodrian für Sie hier ein paar Tipps zusammengefasst.


kucgt der anderenDER LICHTBLICK

Quelle: Wolfram Steinberg/dpa

Corona wird wieder von einer Liste besonders ansteckender Infektionskrankheiten im Infektionsschutzgesetz gestrichen, für die ein Betreuungsverbot etwa in Schulen oder Kitas gilt. Das hat der Bundesrat am Freitag in Berlin beschlossen. Diese Tatsache mag nicht auf den ersten Blick als eine gute Nachricht zu erkennen sein, sie bringt allerdings Erleichterung mit sich – und bedeutet schlicht, dass eine Regelung gekippt wurde, die noch nicht einmal eine Woche lang galt. Seit dem 1. Oktober stand Corona aufgrund des angepassten Infektionsschutzgesetzes auf der Liste, auf der ansonsten noch Krankheiten wie die Pest, Krätze, Masern, Röteln, Cholera oder Keuchhusten zu finden sind. Die rechtliche Folge des Listenplatzes für Corona wäre gewesen, dass etwa Lehrkräfte, Erzieher, Schüler, Eltern oder Kita-Kinder ihre jeweilige Einrichtung bei Verdacht auf eine Infektion oder nach einer Erkrankung nur mit negativem Test hätten betreten dürfen. Bereits Mitte September hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt, die umstrittene Regelung wieder aus dem Infektionsschutzgesetz streichen zu wollen – was nun geschehen ist.

Foto:
© Iris Maria Maurer