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Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Mittwoch, 2. November, sind auf dem Südfriedhof die Gebeine der 209 napoleonischen Soldaten, die während der Ausgrabungen 2015 dokumentiert wurden, beerdigt worden. Das ist schon ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Die Gebeine wurden bei Bauarbeiten in Rödelheim gefunden. Als der Neubau am Rödelheimer Bahnhof begann, war das Denkmalamt der Stadt Frankfurt vor Ort, um die Baumaßnahme archäologisch zu begleiten.
Denn: Die Fundstelle ist bereits seit 1979 bekannt, als erste Skelettteile bei einer Kanalbaumaßnahme entdeckt wurden. Damals konnten die beigabenlosen Befunde jedoch nicht zeitlich eingeordnet werden, was durch die neue Ausgrabung 2015 nun präzise gelang.
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Trotz der großen Soldatenzahlen, die zeitgenössisch und durchaus glaubhaft mit insgesamt rund 500.000 Uniformierten angegeben werden, sind nur sehr wenige Gräber bekannt. Nicht nur für das Frankfurter Stadtgebiet, sondern auch für das gesamte Rhein-Main-Gebiet sind Soldatengräber dieser Zeit ein sehr seltener Befund.
Entsprechend schlecht ist die Kenntnis über den Zustand der Soldaten. Dies vor dem Hintergrund, dass zeitgenössische Berichte von kranken, ausgemergelten und zerlumpten Gestalten sprechen, während zeitgleiche Darstellungen stets adrette und wohlgenährte junge Uniformierte in heroischem Kampf abbilden. Aus diesem Grund sind alle Toten im anthropologischen Institut der Universität Göttingen unter der Leitung von Birgit Großkopf umfassend untersucht worden.
Die archäologischen Befunde sind im Denkmalamt bearbeitet und restauriert worden. Anthropologie und Grabungsergebnisse sollen zusammen mit einer historischen Betrachtung der Zeit der Befreiungskriege in einem gemeinsamen Buch im kommenden Jahr veröffentlich werden.
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Mit diesem Areal auf dem Südfriedhof hat das Grünflächenamt eine sehr gut geeignete Fläche für die letzte Ruhestätte der Soldaten gefunden, diese hergerichtet und einen Gedenkplatz angelegt, der bereits seit 2019 mit einem zweisprachigen Gedenkstein geschmückt ist. Außerdem übernehmen die Gärtnerinnen und Gärtner die künftige Pflege des Grabfeldes. Mit der Feier vom 2. November finden die Toten aus Rödelheim einen würdigen und abschließenden Ruheplatz.
Die Gedenkfeier fand statt in Anwesenheit von Ilde Gorguet, Generalkonsulin der Französischen Republik in Frankfurt am Main, Stadtrat Mike Josef, Karin Mosch, stellvertretende Amtsleitung des Grünflächenamts, Andrea Hampel, Amtsleitung Denkmalamt, Légion étrangère (Fremdenlegion), Bundeswehr, Armée française (Französische Armee), Le Souvenir français, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie Birgit Großkopf, Universität Göttingen, statt.
Fotos:
Miglieder der Reenactors der Légion de Mayence in historischen Uniformen,
Von links nach rechts: Andrea Hampel, Birgit Großkopf, Generalkonsulin Ilde Gorguet, Stadtrat Mike Josef,
Mme. Ilde Gorguet, Generalkonsulin der Französischen Republik bei ihrer Rede vor militärischen Würdenträgern und Bürgern,
alle Fotos© Denkmalamt Stadt Frankfurt am Main