Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom 13. 1., Teil 1
WELT Corona-Update
Hamburg (Weltexpresso) - Wer in den letzten Wochen in einem Fernzug quer durch Deutschland gereist ist, wird bemerkt haben, dass die umstrittene Maskenpflicht in den Zügen oft nicht mehr richtig umgesetzt wurde: Viele Fahrgäste setzten die Maske temporär ab oder verschoben sie so, dass die Nase raushing. Manch einer stellte vor sich pro forma Essen und Trinken auf den Klapptisch – um für den Fall der Kontrolle sagen zu können, man sei ja gerade bei der Nahrungsaufnahme, könne keine Maske tragen. Und Umfragen ergaben, dass sich viele Bürger ein Ende der Maskenpflicht wünschten. In kurz: Das Verständnis für die besagte Maßnahme sank.
Unter anderem auch deswegen soll Schluss sein mit der Maskenpflicht in Fernzügen: Denn ab 2. Februar muss im Fernverkehr keine Maske mehr getragen werden, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte. In vielen EU-Nachbarländern ist dies längst nicht mehr nötig, auch in Flugzeugen wurde die Pflicht aufgehoben – freiwillig kann natürlich jeder noch eine Maske tragen.
Zuletzt hatte die Sonderregelung für Verwirrung gesorgt: Denn im öffentlichen Nahverkehr wurde die Maskenpflicht in Bayern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein ohnehin bereits abgeschafft. Berlin, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Baden-Württemberg planen eine Aufhebung bis spätestens Anfang des kommenden Monats. Über den 2. Februar hinaus gilt die Maskenpflicht dann noch in Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen.
Vor allem die FDP hatte zuletzt Druck gemacht – und freute sich daher besonders über die Ankündigung. „Die Corona-Maßnahmen laufen aus und Selbstverantwortung auch beim Gesundheitsschutz kehrt zurück“, schrieb etwa Finanzminister Christian Lindner (FDP) bei Twitter. „Es ist den Menschen nicht vermittelbar, warum es Unterschiede geben soll zwischen ÖPNV und Fernverkehr oder dem Flugverkehr“, ergänzte Verkehrsminister Volker Wissing.
„Alle, die mich bisher kommunizieren gehört haben, wissen, dass ich solche forschen Dinge eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sage.“
Christian Drosten
(Virologe)
Nach seiner viel beachteten Äußerung über ein Pandemie-Ende im vergangenen Dezember spricht der Virologe Christian Drosten inzwischen von einem Missverständnis. In dem Interview habe er eigentlich etwas anderes gesagt als das, was in Teilen der Öffentlichkeit angekommen sei, so Drosten im NDR. „Was ich gesagt habe, ist: Ich erwarte, dass die jetzt kommende Winterwelle eher eine endemische Welle sein wird (...) und dass damit dann die Pandemie vorbei ist.“ Das Pandemie-Ende lasse sich nicht vorab ankündigen, man könne dies nur im Nachhinein – also nach dieser Welle – betrachten.
DER GERSEMANN DER WOCHE
Quelle: WELT
Das Robert-Koch-Institut (RKI) lässt die Warnung vor einer gefährdeten „Reaktionsfähigkeit“ der Intensivmedizin still und leise fallen. Im Einzelnen: Lange hat das RKI gemahnt, mindestens ein Zehntel der betreibbaren Intensivbetten in Deutschland müsse frei bleiben. „Der Anteil freier ITS-Betten an der Gesamtzahl betreibbarer ITS-Betten sollte oberhalb von zehn Prozent liegen, da dies als Grenzwert der Reaktionsfähigkeit der Kliniken gilt, der nicht unterschritten werden sollte“, hieß es noch im letzten Corona-Wochenbericht des Jahres 2022, erschienen am 22. Dezember.
Inzwischen allerdings bewegen wir uns seit Wochen unter oder bei zehn Prozent, den aktuellen Wert taxiert des RKI im ersten Wochenbericht des Jahres 2023, erschienen am 12. Januar, auf 9,8 Prozent. Doch von einer dramatischen Zuspitzung der (zweifellos angespannten) Situation ist nirgends die Rede, im Gegenteil: In den täglichen Abfragen des Divi-Registers ist die Zahl der Intensivstationen, die ihre Betriebssituation als „eingeschränkt“ bezeichnen, zuletzt von hohem Niveau aus deutlich zurückgegangen.
Es sieht, mit anderen Worten, so aus, dass die Intensivmedizin auch mit einem Freie-Betten-Anteil von etwas unter 10 Prozent leidlich gut klarkommt – was die Frage aufwirft, ob der RKI-Grenzwert vielleicht willkürlich und/oder zu hoch angesetzt war. Doch statt diese Frage offen anzusprechen und zu erörtern, wird der Grenzwert im neuen Wochenbericht einfach nicht mehr erwähnt.
Forstetzung folgt
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