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Was sonst noch passierte – Kleine Gartenplauderei

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) – Selten hat der Wind den Magnolien so zugesetzt wie in diesem Frühjahr, aber die Blüten haben dem ruppigen Gesellen so lange standgehalten, bis das helle Grün der ersten Blätter das ramponierte Bild des Tulpenbaums übertüncht. 

 

Die Sternmagnolie an der zugigen Ecke zum  Garten hin hat in einer frostigen Nacht rostbraune Ränder bekommen – unübersehbares Zeichen der Vergänglichkeit. Überhaupt tut sich das Frühjahr diesmal recht schwer. Daran kann die bereits hoch stehende Sonne vorerst wenig ändern, es sei denn, man reckt das Gesicht in einem windstillen Winkel ihren wärmenden Strahlen entgegen. Der Wind ist immer noch kalt und das Eichhörnchen lässt es sich nicht verdrießen, im Futterhäuschen für die Vögel nach etwas Nahrhaftem zu suchen.

 

osterglockeDabei steckt in der Erde noch so manche vergrabene Walnuss, die entdeckt werden will. Das weiß augenscheinlich auch die schlaue Elster, die das Eichhörnchen gelegentlich auf flinken Beinen umtanzt, um ihm die Beute zu stiebitzen. Bisher hatte sie allerdings immer das Nachsehen. Dem hölzernen Raben mit seinen eisernen Beinen kommen solche Intermezzi gerade recht. Er vertreibt sich die Langeweile durch einen Flirt mit zwei Narzissen, die unmittelbar vor seinem mächtigen Schnabel aus dem Boden geschossen sind.

 

Der Blutpflaumenbaum hat seinen rosafarbenen Kopfschmuck längst abgelegt. Tagelang rieselten die Blütenblätter zu Boden oder wurden wie Schneeflocken in alle Winde verweht. Die Hortensie auf der Terrasse brütet stumpf vor sich hin. Sie lechzt nach einem kräftigen Gewitterregen, dann gibt es auch für sie kein Halten mehr. Die Forsythien tragen inzwischen ihr Alltagsgewand, während der Flieder, ungeachtet aller Wetterkapriolen, den Weg schon freigemacht hat für seine üppigen Dolden.

 

Was der Apfelbaum in Nachbars Garten im Schilde führt, bleibt vorerst sein Geheimnis. Nichts an seinen knorrigen Ästen deutet darauf hin, dass er sie demnächst unter einem Teppich rosafarbener Blüten verstecken wird. Derweil singt uns die Amsel jeden Morgen und jeden Abend ihr Lied, ehe sie für lange Zeit wieder verstummt, wenn die Sonne kehrt macht und Richtung Süden zieht, wo die Zitronen blühn.

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