Der österreichische Architekt Hans Hollein starb 80jährig in Wien

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Daß man in Frankfurt durch den Tod von Hans Hollein besonders berührt wird, hängt mit Zweierlei zusammen. Er baute hier das berühmte Tortenstück, das Museum Moderner Kunst (MMK), und sein Sohn Max ist hier geachteter, auch bewunderter Museumsdirektor des Städel, des Liebieghauses und der Schirn.

 

Daß wir darüber hinaus auch persönlich trauern, hat damit zu tun, daß wir Hans Hollein wiederholt bei Kunst- und Kulturveranstaltungen in Wien erlebt, getroffen, gesprochen haben. Seine Worte waren im privaten Rahmen so launig, wie zutreffend, auch süffisant, immer aber mit einer Weitsicht und einem Weitblick, den man vielleicht erringt, wenn man in der Welt Häuser baut. Denn Hans Hollein war einer der großen Architekten unserer Zeit, daß er 1985 die weltweit höchste Auszeichnung für Architekten erhielt – den Pritzker-Preis – ist ein Ausdruck seines Renommees, aber ein großer Architekt wäre er auch ohne diesen Preis gewesen.

 

Sein Tod regt angesichts der doppelten Betroffenheit auch die politische Elite zu zahlreichen Abschiedsworten an. So haben Kulturdezernent Felix Semmelroth und Bürgermeister Olaf Cunitz auf den Tod des Wiener Architekten Hans Hollein reagiert, der am Donnerstag, 24. April, im Alter von 80 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstarb:

„Mit Hans Hollein verlieren wir einen international renommierten Avantgardisten der Architekturwelt, dem Frankfurt viel zu verdanken hat. Mit dem Bau des Museums für Moderne Kunst hinterlässt Hollein unserer Stadt ein kostbares Erbe. Er war einer, der sich mit seinen couragierten Entwürfen traute, Neues zu wagen. Als Architekt verlieh Hollein dem Museum den individuellen Ausdruck, der bis heute zu seiner künstlerischen Identität beiträgt. Die Bebauung des dreieckigen Grundstücks mit dem in Frankfurt liebevoll bezeichneten Tortenstück ist eine meisterhafte architektonische Lösung. Im Inneren des Ausstellungshauses setzte Hollein darauf, dass es in einem Museum keinen neutralen Raum geben könne, sondern nur charakteristische Räume unterschiedlicher Größenordnung, mit denen das Kunstwerk eine Dialektik in gegenseitiger Potenzierung eingeht.

Durch seine Arbeit hat Hans Hollein gleichzeitig die Entwicklung des Museumsufers maßgeblich geprägt. Bis dahin galt der Begriff Museumsufer nur für die Museen, die zwischen dem Eisernen Steg und der Friedensbrücke in direkter Flussnähe liegen. Das Museum für Moderne Kunst verbindet das räumlich einmalige Ensemble am Flussufer mit dem musealen Rückraum unserer Stadt. Die Lage und der Zuschnitt des Museums schaffen eine klare Zugänglichkeit und ein Entree zur historischen Altstadt.

Für seine Lebensarbeit ist die Stadt Frankfurt Hans Hollein zu tiefem Dank verpflichtet. Er hat Frankfurts Ruf als Kulturstadt erheblich gestärkt und die nachhaltige Wirkung seiner Arbeit ist nicht hoch genug zu schätzen ist. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie. Frankfurt wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

Aber auch in Wiesbaden ist Trauer angesagt. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein:“ Mit großer Betroffenheit habe ich vom Tod von Hans Hollein erfahren. Wir trauern um einen Mann, der insbesondere Frankfurt am Main stets eng verbunden war. Er hat Architekturgeschichte geschrieben und der Stadt mit dem Bau des Museums für Moderne Kunst ein eindrucksvolles wie unverwechselbares Gebäude hinterlassen“. Das Ministerium fährt fort: Hans Hollein ist am 30. März 1934 in Wien geboren, hatte in den USA studiert und 1964 sein Architekturbüro eröffnet. Es war der Start für eine weltweite Karriere als «Universalkünstler». Bekannt wurde er in den späten 1950er- und 1960er-Jahren durch wegweisende theoretische Schriften zur Architektur und visionäre Architekturzeichnungen, Modelle und Collagen.

 

Unser ganzes Mitgefühl gilt der Familie und seinem Sohn Max Hollein, der als Direktor des Städel-Museums, des Liebieghauses und der Kunsthalle Schirn zu den herausragenden Kulturschaffenden Frankfurts zählt, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

 

Direkt angesprochen sind allerdings die, die das 1991 eröffnete Museum für Moderne Kunst (MMK) mit ihm entwickelt, politisch durchgeboxt und dann als Museum bespielt haben. Das waren in der Reihenfolge damals; Peter Iden (Initiator, Kunstkritiker) , Hanskarl Protzmann, Baudezernent der Stadt Frankfurt, ganz voran Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, der das Museumsufer von Frankfurt konzipierte und es erfolgreich gestaltete, während Jean-Christophe Ammann als Museumsdirektor das Haus zum führenden Museum der Moderne machte. Auch Andreas von Schoeler, damaliger Frankfurter OB ist zu erwähnen und Linda Reisch als damals neue Kulturdezernentin.

 

Was das Besondere am HOLLEINbau ist, ist schon durch die Lage vorgegeben, denn das Grundstück verläuft wie ein Tortenstück. Allerdings hat der Architekt daraus ein so offenes wie verschachteltes Stück Architektur gemacht, mit vielen Blicken durch Fenster und Treppe, extremen Nischen und Stegen. Nur eines gibt es nicht. Normale viereckige Räume zum Bespielen des Museums. Die, die heute dort zu finden sind, hat der Museumsdirektor dem Architekten abverlangt, damit die Kunst im Museum mit der Kunst des Baus überhaupt konkurrieren kann. Seit damals – das zeigte auch das herrliche 20 Jahre-Jubiläum 2011 – ist das Haus ein Kunststück, mit und ohne Inhalt. Insofern tuen die Frankfurter gut daran, den Dank dafür dem verstorbenen Hans Hollein mit ins Grab zu geben, wobei sie sich aber auch dafür bedanken, daß der Sohn Max Hollein sich hier seine Meriten als Museumsdirektor erarbeitet. Jahr für Jahr, heuer immerhin schon im dreizehnten Jahr.