dann weiter zu Speak-Easy in Alt-Sachsenhausen

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wie es so manchmal so geht: man hat festgefügte Vorstellungen - aber dann kommt es doch ganz anders. Es gibt erfreulicherweise die kleinen, abgelegenen Örtlichkeiten mitten in Frankfurt am Main - Sachsenhausen.

 

Am Wochenende unvermittelt ins Helloween-Treiben hineingeraten. Eigentlich zog es einen nur mal wieder zur metallisch aufklingenden Musik in die lauschige Musikkneipe Speak-Easy, gelegen in der Großen Rittergasse 42 (kleine Stichstraße!), ideal als Örtlichkeit fürs Genre, in der man leise sprechen muss, um nicht die aufgelegte Musik zu übertönen und zu stören. Na, ja, Spaß beiseite...

 

Heavy Metal ist zwar nicht gleich oder täuschend ähnlich Helloween, obwohl manches dafür spräche, insbesondere die skurrilen Typengalerien der CD-Covers aus der besondersartigen Ecke; gedanklich, szenarisch, milieumäßig stehen sich beide aber doch auch sehr nahe. Das Ikonographische, also die wiederkehrenden, altbewährten Formen der sonderbaren Phantasiegebilde – die faunischen Wesen, die sich gegen das Bedrohliche aufbäumenden Heroen (oder Heroinnen), die burlesken Maskierungen und Verkleidungen, oft in der Schwert-, Zauberer- und ausgestorbenen Arten-Landschaft beheimatet, ist übergreifend, da trifft man sich so gerne immer wieder aufs neue.

 

Eins noch zur Unterrichtung der Nicht-Experten bzw. Nicht-so-Kundigen im Milieu: Heavy Metal ist eigentlich Thrash-Metal - was jedoch zu beweisen wäre.- Thrash heißt immer auch: smash-tönender Weise vom schwierigen Menschheitsgeschäft in Text und Musik handelnd, mit befürchteter Apokalypse sich innerlich herumschlagend, mit dem endgültigen Zerfall von allem Aug in Aug. Thrash ist die kompositorisch gelungene Aufeinanderfolge der so wie gerade hingeworfenen Gitarrenanschlagsfolgen, aber kalkuliert! - These: das Thrashige ist das Wesen des metallischen Genres. Es handelt sich um eine Unterabteilung der Musik der Romantik, insofern ist auch wenig an Sprache oder Form wirklich real zu nehmen, bzw. wörtlich und für bare Münze, sondern es handelt sich um einen wiederaufgenommenen Motivkreis eines Milieus der neu-romantisch gebrochenen Ironie.

 

Vor dem Hinaustreten aus dem Heim ins Dunkel grübelnd überlegt, welches T-Shirt denn sich eigne. Zum ersten Mal in all den 20 Jahren seiner Existenz das Shirt mit der Flamme und der knöchrigen Hand, die sich drumherum windet, angezogen (aus der guten alten MTV-Headbangers-Ball-Zeit) und siehe da: kaum aus dem Haus getreten, geriet er doch gleich nächst einer Gruppe junger Maiden (Anklang an Gruppe „Iron Maiden“), die gemäss Helloween-kompatiblem Outfit sich verändert, d.h. umgekleidet hatten, ganz entsprechend dem offenen, phantasievollen Stil. Dachte noch: da war die T-Shirt-Entscheidung doch passgenau die richtige, die unmittelbar angesagteste.

 

Kaum hereingekommen ins verwunschene Etablissement werden Helloween gespielt, die Gruppe, die also mit dem Gedanken und Sinn von Helloween groß geworden ist. „Helloween“ heißt auch das laufende Stück, 13,18 Min. lang.; sodann Grave Digger, „Heavy Metal Breakdown“, erbaulich thrashig angelegt und ausgeführt. Dann unausbleiblich am dafür geeigneten Platz: Slayer mit ihren stets edel gegossenen Rhythmus- und Tempowechseln sowie Rhythmusübergängen.

 

Sodann Sepultura, die brasilisnischen Thrasher: „Inner Self“, mit anderen Stücken höchsten Thrash-Niveaus auf der Legende „Beneath the Remains“ zu finden, ein absolutes Glanzstück des gelungensten Thrash, exzellent durchkomponiert.

 

Leute, ich bitt` Euch, denkt in einem Jahr zurück an diese Zeilen!