Universitätspräsident Werner Müller-Esterl übergibt in Frankfurt sein Amt an seine Nachfolgerin Birgitta Wolff
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die eigentliche Wahl war ja schon früh getroffen, aber gestern am 13. Dezember übergab Universitätspräsident Professor Werner Müller-Esterl bei einem Festakt im Casino auf dem Campus Westend der Goethe-Universität den Stab an die designierte Nachfolgerin, Professor Birgitta Wolff, die am 15. Juli gewählt worden war. Wolff tritt ihr Amt zum Jahresbeginn 2015 an.
Was das bedeutet, ob nun ein Interregnum herrscht oder einfach der Festakt vorgezogen war und die Verantwortung des amtierenden Präsidenten bis Ende Dezember bleibt, waren beliebte Gespräche vor und nach der Zeremonie. Denn eine solche war es.
In Anwesenheit von 400 Gästen betonte Werner Müller-Esterl, das Amt habe ihm viel Freude bereitet – was man verfolgen konnte - und mannigfaltig neue Einblicke gewährt; es sei aber auch eine große Herausforderung gewesen. So sei ihm die Aufgabe zugefallen, die neu geschaffene Stiftungsuniversität mit Leben auszufüllen. „Ich habe diesen Auftrag angenommen und die Chancen ergriffen, die uns der neue Status der Universität bietet.“
Es sei gelungen, die Forschungsleistung und die wissenschaftliche Reputation der Frankfurter Universität zu steigern. Gleichzeitig galt es, den enormen Aufwuchs an Studierenden zu bewältigen und die Lehrqualität weiter zu verbessern. So gesehen habe die Goethe-Universität in seiner Amtszeit ihren Weg selbstbewusst und verantwortungsvoll fortgesetzt. Anerkennung gab es für wichtige Wegbegleiter, vor allem aber auch für die Regierung in Wiesbaden: „Wir sind dem Land dankbar für die gewährte Autonomie, aber auch für seine großen Anstrengungen zur baulichen Entwicklung der Universität“. Am Ende überreichte der Präsident den Stab an seine Nachfolgerin Birgitta Wolff und sagte: „Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand bei der Führung dieser großartigen Universität.“
Birgitta Wolff hob hervor: „Gerade für Forschung und Lehre gilt: wer sich nicht immer weiter verbessert, stagniert. Deshalb werden die weitere Entwicklung unserer Forschung, die Verbesserung der Studienbedingungen angesichts exorbitant gestiegener Studierendenzahlen und das GEMEINSAME Nachdenken über diese Verbesserungen die ersten Schwerpunkte meiner Arbeit sein. Ich möchte auch das WIR der Universität stärken. Meine persönlichen Ideen werde ich über von mir vorgeschlagene Kommunikationsformate mit der universitären Willensbildung und Strategiefindung verbinden. Ich spüre zu so einem gemeinsamen Prozess eine große Bereitschaft in der Universitätsgemeinschaft.“
„Nach einer erfolgreichen Amtszeit von Prof. Müller-Esterl sind wir gespannt, welche Akzente in der Weiterentwicklung von Hessens größter Universität Sie künftig setzen wollen, sehr verehrte Frau Präsidentin Wolff“, sagte der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein. „Die Stiftungsuniversität hat sich mit Unterstützung des Landes Hessen als Hauptgeldgeber zu einer anerkannten Hochschule in Deutschland entwickelt. Mit Hilfe der mehr als 330 Millionen Euro, die die Landesregierung allein in diesem Jahr für die Goethe-Universität zur Verfügung stellt sowie den vielen zusätzlichen Millionen aus unserem Forschungsförderungsprogramm LOEWE und insbesondere dem Hochschulbauprogramm HEUREKA aus den vergangenen Jahren, hat die Stiftungsuniversität institutionell und baulich einen großen Schritt gemacht. Auf diese gemeinsame Leistung sind wir stolz. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass die Universität mit Frau Wolff eine Präsidentin gefunden hat, die das Vermögen besitzt, die Tradition dieser Universität - gemeinsam mit der Landesregierung - weiter zu entwickeln. Ich wünsche der neuen Präsidentin für ihre neue Aufgabe eine glückliche Hand.“
Der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Dr. Helge Braun, lobte: „Die Goethe-Universität hat in den letzten Jahren immer wieder mit bundesweit beachteten Initiativen auf sich aufmerksam gemacht: Führend bei der Einwerbung von Deutschlandstipendien, als Stiftungsuni stark im Einwerben privater Mittel und Forschungsdrittmitteln, maßgeblich beteiligt an der Entwicklung von German U15, Initiator des Frankfurter Manifests für eine bessere Kooperation von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Daran lässt sich nun unter neuer Leitung gut anknüpfen. Frau Wolff ist als ehemalige Ministerin ein politisches Schwergewicht. Wir freuen uns auf weitere hochschulpolitische Impulse mit bundesweiter Ausstrahlung aus Frankfurt.“
Der Frankfurter Oberbürgermeister, Peter Feldmann, sagte: „Als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt habe ich Herrn Müller-Esterl als ausgesprochen verlässlichen und inspirierenden Gesprächspartner kennen gelernt. Gemeinsam haben wir in wenigen Jahren viel erreicht und das Band zwischen Stadt und Universität noch enger geknüpft – insbesondere im Jubiläumsjahr der Goethe-Universität. Für diese Offenheit und Zuwendung möchte ich mich im Namen der Stadt Frankfurt bei Ihnen persönlich bedanken. Ich wünsche mir, dass wir den daraus entstandenen Schwung in Zukunft für viele weitere Projekte nutzen können. Die Entwicklung Frankfurts kann – Stichwort Bürgeruniversität – noch stärker von der enormen wissenschaftlichen Expertise der Goethe-Universität profitieren. Dafür freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit mit Frau Wolff.
Der Vorsitzende des Hochschulrates, Dr. Rolf-E. Breuer, hob hervor, dass die Goethe-Universität in den letzten Jahren einen enormen Sprung nach vorn gemacht habe. „Die Goethe-Universität ist heute wieder im In- und Ausland als eine der forschungsstärksten deutschen Hochschulen geachtet. Sie ist zum Magneten für Wissenschaftler aus aller Welt geworden. Ich wünsche mir, dass diese Anziehungskraft künftig noch weiter wächst. Ich danke Herrn Prof. Müller-Esterl persönlich und im Namen des Hochschulrats für die hervorragende Zusammenarbeit, seine erfolgreiche Amtsführung und wünsche zugleich seiner Nachfolgerin, Frau Professor Wolff, für die bevorstehende Amtszeit alles erdenklich Gute. Mit ihr hat die Goethe-Universität eine exzellente Wahl im Hinblick auf eine erfolgreiche Zukunft getroffen.“
Damit genug der wohlgesetzten Worte, die jetzt nur doch durch eine aktive Universitätsgestaltung lebendig werden müssen.
HINTERGRUNDINFO:
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“
Mehr Informationen unter www2.uni-frankfurt.de/gu100