Oberbürgermeister Peter Feldmann gratuliert in Frankfurt Dagmar Westberg zum 100. Geburtstag

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir greifen gerne die Nachricht der Stadt auf, daß Oberbürgermeister Peter Feldmann am Montag, 15. Dezember, Dagmar Westberg empfangen hat, um ihr, der beeindruckenden Persönlichkeit, die sich für Stadt in besonderem Maße einsetzt, nachträglich zu ihrem 100. Geburtstag zu gratulieren.

 

 

Denn zur eigentlichen Geburtstagsfeier am 8. Dezember waren wir auch nicht in der Stadt. Da ist sie nämlich sowohl vom Städel Frankfurt wie auch von der Universität zu Recht besonders gefeiert worden. Wir haben sie noch als Achtzigjährige kennengelernt, als sie durch die Finanzierung Kabinettausstellungen Alter Meister möglich machte. Kurator und Stellvertretende Leiter des Städel, Jochen Sander, hat sie uns Journalisten damals vorgestellt, denn sie hat nicht nur das Geld dafür gegeben, sondern war auch inhaltlich daran interessiert, was durch die Geldgabe an Kunst für die Öffentlichkeit möglich wurde. Davon gleich noch mehr.

 

Im Römer lobte der Oberbürgermeister die Jubilarin: „Es war mir ein besonderes Anliegen Frau Westberg persönlich zu gratulieren. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die sich in hohem Maße für verschiedene kulturelle und soziale Institutionen in Frankfurt einsetzt. Besonders ihr langjähriges Engagement für das Städel, das Cronstetten-Stift und das Kinderhaus Frank ist hervorheben“, und ergänzte: „Frau Westberg gehört zu den Menschen, die durch ihr Engagement unsere Stadt lebenswert machen und für sozialen Frieden sorgen.“

Oberbürgermeister Feldmann überreichte der Jubilarin im Namen der Stadt Frankfurt Wein des städtischen Weinguts. Der Termin wurde nachgeholt, da Peter Feldmann am Geburtstag von Dagmar Westberg, am 8. Dezember, auf einer Delegationsreise in der Frankfurter Partnerstadt Guangzhou war. Das bedeutet ja auch nur, daß das 100 Jahrefeiern weitergeht, denn, wenn man daran denkt, was das bedeutet, diese 100 Jahre, ist man sofort bei mindestens zwei Ereignissen, die in Frankfurt dieses Jahr eine besondere Rolle spielen. Das Erste ist ein nationales Gedenkjahr, weil der Erste Weltkrieg in diesem Jahr wirklich mit einer Vehemenz und wissenschaftlich erarbeitenden Neudeutungen einhergeht, das man nur so staunen kann.

 

Daß sich dabei Christopher Clark mit seinem Buch DIE SCHLAFWANDLER in die Hirne und Herzen der Deutschen geschrieben hat, ist nicht so verwunderlich. Der Australier beherrscht die englische Art des untergründigen, leicht selbstironischen Humors perfekt und er spricht ebenso das Deutsche, ob das seiner deutschen Frau oder seinem hiesigen Studium zu verdanken ist, ist unerheblich. Auf jeden Fall ist er wie Dagmar Westberg ein Bindeglied zwischen dem nationalen Gedenktag und der 100 Jahre Feier der Universität Frankfurt.

 

Auch für diese hat Dagmar Westberg nämlich gespendet,weshalb ihr vielleicht sogar der Ministerpräsident Volker Bouffier seine Aufwartung machte (vielleicht aber auch,weil sich das für Politiker gut macht?). An der Uni war dann am Nachmittag des Ehrentages ein Geburtstagsempfang. Sie hat nämlich sowohl einen Preis in der Anglistik gefördert, wie auch das Forschungskolleg Humanwissenschaften gefördert, weshalb am selben Nachmittag in ihrem Beisein die diesjährige Vorlesungsreihe begann, die aus drei Vorträgen und einem Kolloquium bestand, daß der deutsch-amerikanische Archäologe Lothar von Falkenhausen, derzeit in Los Angeles lehrend, abhielt.

 

Als Geburtstagsgeschenk erhielt die Jubilarin nun ihrerseits ein Blatt, auf dem in den chinesischen Zeichen der Bronzezeit ihr Name samt dem Jubiläumsalter stehen. Denn über China referierte der Archäologe vom Geburtstag an in aufeinanderfolgenden Tagen, wobei sein Interesse der Hochblüte im ersten Jahrtausend v. Chr. galt.

 

Die weitere, immer prächtigere Geburtstagsfeier gab es dann abends im Städel. Dagmar Westberg hat nämlich zu ihrem eigenen Geburtstag sich und das Städel beschenkt. Und zwar fürstlich. Man hat die Jubilarin dick eingepackt in ihre Pelzmütze mit einem orangefarbenen Schal und Perlenkette vor ihrem Geschenk stehen sehen: dem Heiligen Jakobus der Ältere, wie ihn Jusepe de Ribera 1615 auf die Leinwand malte.

 

Dies Gemälde, das nach Aussage des glücklichen Städeldirektors Max Hollein eine Lücke in der Sammlung schließt, ist sozusagen das Ausrufezeichen zu einer Reihe von ebenfalls wichtigen Werken, die Dagmar Westberg über ihre Stiftung jedes Jahr dem Städel zu ihrem Geburtstag zukommen läßt. Die Spanier, auch wenn de Ribera in Neapel lebte und blieb, sind in der Barockabteilung des Städel nicht sehr gut vertreten, so ist das mit der Lücke auch zu verstehen. Wir wissen noch, wie überrascht wir waren, als sie 2008 den Altar des „Meisters der von Grooteschen Anbetung“ schenkte, woraus wieder sofort eine Ausstellung wurde, denn darin ist das Städel absolut fit, die Neuzugänge gleich in das Sammlungskonzept einzubeziehen und daraus eine Begegnung mit dem Publikum zu gestalten.

 

Insofern freuen wir uns nicht nur für uns Betrachter, sondern auch für die Kunsthistoriker am Haus, allein voran Jochen Sander, daß mit dem Jakobus nun die Spanier verstärkt werden, aber auch die Heiligen, denn an ihnen wird so manches dank ihrer Attribute deutlich, was die Kirche und die jeweilige Zeit an ihnen besonders wichtig fand. Und wir wundern uns gar nicht, wenn Dagmar Westberg als Begründung für „Warum das Städel?“ (natürlich gibt es noch andere gute und interessante Museen in Frankfurt), jeweils antwortete, daß sie dort nach ihrer Pensionierung – was ja, wenn sie jetzt hundert wurde, eine lange Zeit darstellt – viele Führungen mitgemacht habe, Kunstfahrten auch, die ihr viel bedeutet haben, weshalb die Schenkungen eben auch ihre Dankbarkeit ausdrücke. Wie sehr nun Städel und Publikum zu danken haben, konnte man daran erkennen, daß alle gestifteten Blätter und Gemälde über die Zeit nun zur Geburtstagsfeier sich ein Ständchen gaben: viel und vielseitig.

 

Dabei ist Dagmar Westberg gar keine eingeborene Frankfurterin. Sie kommt aus Hamburg, wo dann allerdings ein Großonkel von ihr das Sammeln und Schenken vorgemacht hatte. Oscar Troplowitz hatte der Hamburger Kunsthalle über 20 Gemälde aus dem 19. und 20. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt Frankreich und Deutschland vermacht. Und wenn sie davon erzählt, erfahren wir auch mehr über den finanziellen Hintergrund von Großnichte und Hamburger Mäzen. NIVEA ist da Stichwort, aber auch Leuko- und Hansaplast etc. Für uns war NIVEA immer mit dem Firmenname Beiersdorf verbunden und so erfahren wir, daß der Großonkel dessen Firma aufgekauft hatte, den Namen aber beibehielt und zu einem großen Konzern gestaltete, wobei die Weltmarken wie NIVEA und auch TESA, LABELLO etc. von ihm selbst kommen. Der Konzern hat mehrere Besitzer, den Familienerbeil erhielt nun Dagmar Westberg, weshalb sie auch so großzügig sein kann, was aber nicht alle die tun, die es könnten. Sicher eine Seltenheit, eine solche Hundertjahrefeier, die viele glücklich gemacht hat. Und da kann man auch selbst der Jubilarin und allen anderen nur Glück wünschen.

Foto: (c) Wachendörfer