Hessischer Rundfunk beteiligt sich an ARD-Initiative rund um den 27. Januar, der Befreiung der üerlebenden Häftlinge vor 70 Jahren
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit einem Programmschwerpunkt, einer Spendenaktion und weiteren Aktivitäten engagiert sich die ARD unter dem Titel „Auschwitz und ich“ für die Erhaltung der Gedenkstätte auf dem Gelände des größten NS-Vernichtungslagers, dessen Befreiung sich am kommenden Dienstag zum 70. Mal jährt.
Der Hessische Rundfunk (hr) beteiligt sich mit Beiträgen im Fernsehen, im Radio und mit einem preisgekrönten Webspecial auf hr-online an der Gemeinschaftsaktion.
Den Auftakt im hr-fernsehen macht am Samstag, 24. Januar, um 21.40 Uhr das Doku-Drama „Ein blinder Held“ mit Edgar Selge in der Hauptrolle. Erzählt wird die wahre Geschichte des Leiters einer Berliner Blindenwerkstatt, Otto Weidt, der sich vor seine jüdischen Arbeiter stellte und sogar einige retten konnte. In der Nacht zum Montag, 26. Januar, folgt um 1.00 Uhr die Dokumentation „Alois Brunner – Die Geschichte eines Massenmörders“, in der Georg M. Hafner und Esther Schapira die Fluchtwege des untergetauchten Nazi-Verbrechers bis nach Syrien aufdecken.
700 Seiten umfasste die Anklageschrift, und fünf Jahre Vorbereitung waren nötig, bis der Auschwitz-Prozess 1963 in Frankfurt beginnen konnte. In ihrem Film „Auschwitz vor Gericht“, den das hr-fernsehen am Dienstag, 27. Januar, um 21.45 Uhr sendet, zeigen die Autoren Rolf Bickel und Dietrich Wagner, wie dieses Verfahren die Deutschen und die Welt erstmals mit den Einzelheiten des Völkermords konfrontierte. Außerdem ist in der Nacht zum Montag, 2. Februar, die dreiteilige Langfassung des Films ab 1.30 Uhr zu sehen.
Um die Perspektive von überlebenden Kindern geht es am Dienstag, 27. Januar, um 22.45 Uhr in der Dokumentation „Als das Lachen verbrannte – Die Kinder von Auschwitz“. Eine aktuelle Bestandsaufnahme jüdischen Lebens in Deutschland, das sich trotz Shoa entwickelt hat, unternimmt die Sendung „Horizonte“ am 31. Januar um 16.30 Uhr. Unter dem Titel: „70 Jahre nach Auschwitz - Jüdisches Leben in Deutschland" geht es unter anderem um jüdische Zuwanderer aus den früheren Ostblockstaaten und neue Formen des Antisemitismus.
Ebenfalls um den Auschwitz-Prozess geht es in dem interaktiven Webspecial „Das Ende des Schweigens“ auf www.auschwitzprozess.hr-online.de. In mehr als 60 Ton-Bild-Collagen werden auf der Grundlage der Zeugenaussagen die Verbrechen in dem Vernichtungslager geschildert. Das Verhalten der Angeklagten, die historische Bedeutung des Verfahrens und die spätere Aufarbeitung sind weitere Themen, die beleuchtet werden. Das ambitionierte Projekt von Thomas Schernbeck und Volker Denkel wurde unter anderem mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet.
In den hr-Radioprogrammen werden der Holocaust und die Befreiung von Auschwitz vorwiegend am Dienstag, 27. Januar, zum Thema. In hr2-kultur stehen unter anderem zwei Gespräche auf dem Programm. Um 12.05 Uhr befragt Jochanan Shelliem im „hr2-Doppelkopf“ die österreichische Holocaust-Überlebende Helga Pollak-Kinsky, und im hr2-Kulturgespräch um 17.05 Uhr ist der Kunsthistoriker Jürgen Kaumkötter zu Gast, der mit seinem Buch „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ Kunst, die in den Vernichtungslagern entstanden ist, vor dem Vergessen bewahrt. hr1 sendet ein Interview mit Reiner Engelmann, der ein Buch über den in Auschwitz zur Dokumentation gezwungenen Fotografen Wilhelm Brasse veröffentlicht hat.
Kommentar: So verdienstvoll dies ist, was wir ausdrücklich würdigen, verschlägt es einem doch die Sprache, daß die angekündigten Filme erst einmal im Spätabend- und Nachtprogramm gezeigt werden. Hätten die nicht auch früher, selbst im Vormittagsprogramm Platz gefunden. Dann hätten Schulen und Rentner zuschauen können. Sind die Erfahrungen in den Quotenzeiten so schlecht, daß die 70ste Wiederkehr der Befreiung aus dem Todeslager keine anderen Sendezeiten haben konnten?
Foto: © HR Tor des Vernichtungslagers Auschwitz
Weitere Informationen: auschwitzundich.ard.de
www.hr-online.de