Feierliche Verleihung der Deutschlandstipendien der Goethe-Universität 2014/15 im dortigen Casino, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Reden sind das eine, die feierliche Verleihung der Stipendien das andere und das anschließende Feiern dann ein Drittes, aber alles galt den 551 Studentinnen und Studenten, die unter den viel zahlreicheren Bewerbern ausgesucht worden waren.
Präsidentin Birgitta Wolff, seit Januar im Amt, betonte, daß es bei diesen Stipendien nicht nur auf die akademische Leistung ankäme, nicht die stromlinienförmigen und gutvernetzten Lerner bevorzugt würden, sondern im Gegenteil interessante Lebensläufe gefragt seien, Lebenstüchtigkeit oder besondere Erschwernisse des Studiums also auch eine Rolle spielten.
Das Grußwort seitens der Landesregierung sprach Bernadette Weyland, weiland noch Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtparlament und als nächste OB-Kandidatin der CDU in Frankfurt von den einen erwünscht, von anderen – wir sprechen innerhalb der CDU – verwünscht, die nun als Staatssekretärin im Hessischen Ministerium der Finanzen mit dem Thema des Abends durchaus zu tun hat.Sie lobte die Goethe-Uni dafür, daß diese 2013 für ihr innovatives Förderungskonzept den ersten Platz unter 30, dies beantragenden Hochschulen erhalten hatte.
Sie lobte auch die Vieseitigkeit und die ideelle Ausrichtung der Förderung. Und so erfuhr man nun genauer, daß nicht allein die Note den Ausschlag für die Förderung gibt, sondern die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung ein wesentliches Auswahlkriterium sei. Es gehe darum, Wissen nicht nur für sich selbst zu akkumulieren, sondern sein Wissen mit anderen zu teilen. So müsse Leistung natürlich belohnt werden, aber Leistung von jungen Menschen müsse erst einmal diesen ermöglicht werden. Die Deutschlandstipendien sollten zum Aufflammen einer neuer Stiftungskultur führen. Das Prinzip der Förderung sei, daß ein Euro, den die Hochschule durch Sponsoren ermögliche, mit einem Euro vom Bund für die Förderung verdoppelt werde. Der Spitzensatz von 606 Stipendien im Jubiläumsjahr 2014 sei zwar jetzt im Folgejahr nicht erreicht worden, aber die in Frankfurt vorhandene Stiftungskultur habe mit 511 Personen ein mehr als gutes Ergebnis, wobei sie offen sage, daß jeder, der in seinem Studium gefördert worden sei, dies hoffentlich auch im späteren Arbeitsleben für andere möglich mache.
Vizepräsident Manfred Schubert-Zyilavecz aus Wien ist für seine flotte Gesprächsführung, der man das Österreichische nicht nur anhört, beliebt und holte in den Podiumsminuten aus seinen drei Gesprächspartnern das heraus, was unter dem Motto FÖRDERN LOHNT SICH FÜR ALLE möglich war. Drei völlig unterschiedliche Stifter kamen ins Gespräch darüber, warum man stifte, wie man stifte, für wen man stifte. Für Bettina Langenberg lag es auf der Hand, daß sie infolge ihres erfolgreichen Berufslebens in einem Finanzunternehmen persönlich ein Stipendium übernimmt. Sie will damit die Uni Frankfurt stützen, weil Universitäten auch über Stiftungen attraktiv werden.
Udo Schweers vertrat die spanische Bank Santander, zu der man eher vom internationalen Bankunternehmen sprechen müßte. In 21 Ländern sind diese mit vielen Universitäten verbandelt und die Gründerfamilie der Bank hat schon eine Milliarde Euro in die internationalen Stiftungen geschleust und habe weltweit 31 000 Stipendiaten gefördert – aus sozialer Verantwortung, um etwas der Gesellschaft zurückzugeben. In Deutschland gäbe es 80 Stipendien an 8 Unis, die nicht fachgebunden seien, es läge also keine Zweckbindung vor, allein in Frankfurt gibt es 20 Stipendiaten. Natürlich freue man sich, wenn dann einer zur Bank Santander gehe, aber...wichtiger sei eben auch der internationale Austausch, den die Bank für ihre Stipendiaten auf der Welt zur Vernetzung durchführe, als nächstes kommen Deutsche nach Singapur.
Alexander Heck wurde als Urgestein des Stiftungswesens bezeichnete, er vertrat die Zahnmediziner, deren Institut jahrzehntelang die zahnmedizinische Ausbildung getragen habe. Er sprach für die Freiherr Carl von Rothschild'sche Stiftung Carolinum.Auch er wolle wache, keine stromlinienförmigen Stipendiaten, die Noten blieben wichtig, die Frauen auch. Wenn man nämlich Noten als Maßstab nimmt, dann hat man eh zu 70 Prozent Frauen, führte er unter dem Lachen der Zuschauer aus – nichts als die Wahrheit. An das Institut will er nur Zahnmediziner binden und möchte verstärkt die ehemaligen Studierenden zu einer Alumnimitgliedschaft auffordern, denn er betone erneut: Geförderte sollen auch später andere förden.