Neues Forschungsprojekt an hessischen Hochschulen untersucht Inhaltsstoffe der Olive, die vor Alzheimer schützen sollen
Rebecca von der Wien
Frankfurt am Main/Darmstadt (Weltexpresso) - Längst gilt als erwiesen: Wer sich mediterran ernährt und körperlich und geistig aktiv ist, wird weniger wahrscheinlich an der Alterskrankheit Demenz leiden. Vor allem Oliven scheinen dabei eine Rolle zu spielen. Doch welche Inhaltsstoffe der kleinen ovalen Frucht sind es genau, die so hilfreich wirken?
Dies will ein hessischer Verbund von Forschern der Frankfurter Goethe-Universität, der Technischen Universität (TU) Darmstadt und dem Darmstädter Unternehmen N-Zyme BioTec GmbH herausfinden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt „NeurOliv“ hat ein Projektvolumen von 1,3 Millionen Euro und wird im Rahmen der High-Tech Initiative KMU-innovativ Biochance vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert.
Die Kooperation vereint mehrere Ansätze, wobei die Initiative von N-Zyme BioTec GmbH ausging. Ziel ist es, mit Hilfe der Olivenstoffe neue funktionelle Lebensmittel für die alternde Gesellschaft entwickeln zu können, die vor der Alzheimerkrankheit schützen. „Wir wollen prüfen, ob Olivenpolyphenole auch einen Beitrag zur Heilung der Krankheit leisten können. Daher sehen wir unsere Produkte auch im Bereich der Arzneimittel angesiedelt“, sagt Dr. Joachim Tretzel, Geschäftsführer von N-Zyme BioTec GmbH. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollen durch die High-Tech Initiative der Bundesregierung gefördert werden.
Das Team um Prof. Heribert Warzecha am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt befasst sich mit der Entwicklung neuer biotechnologischer Verfahren, um die spezifischen Pflanzenstoffe zu gewinnen. Mit den entsprechenden genetischen Informationen sollen Bakterienkulturen helfen, Inhaltsstoffe in reiner und definierter Form darzustellen. „Durch unsere neuen Techniken lassen sich das aufwendige Extrahieren von Stoffen aus Olivenblättern erleichtern und die geringen Ausbeuten deutlich verbessern“, erklärt Warzecha. „Damit sind wir bei der Produktion auch unabhängig von der saisonalen Oliven-Ernte in den Anbaugebieten“, freut sich Dr. Stefan Marx, ebenfalls Geschäftsführer von N-Zyme BioTec.
Die Arbeitsgruppe „nutritional-neuroscience“ des Lebensmittelchemikers Dr. Gunter Eckert, Privatdozent an der Goethe-Universität (GU) Frankfurt, wird die Wirksamkeit dieser biotechnologisch hergestellten Olivenstoffe testen. Dabei werden zunächst die Olivenstoffe in Zellkulturmodellen getestet, die möglicherweise vor der Alzheimer Krankheit schützen. „Wir sehen uns vor allem Veränderung in den Kraftwerken der Nervenzellen (Mitochondrien) an, die sich bei der Alzheimer-Krankheit schon früh verändern“, so Eckert. Die aktivsten Verbindungen sollen dann in einem Mausmodell der Krankheit zeigen, dass sie die Gehirnfunktion verbessern können.
„Wir überprüfen die These, dass bestimmte Polyphenole aus Oliven Krankheitsprozesse im Gehirns verlangsamen, die mitochondriale Dysfunktion verbessern und somit Evidenzen für einen Schutz vor Alzheimer liefern“, fasst Fachpharmakologe Eckert sein Forschungsziel zusammen. Die GU-Forscher erhalten 288.000 Euro Fördermittel für dieses Projekt. In einem anderen Forschungsprojekt nimmt Eckert den Zusammenhang zwischen Ernährung und Bewegung in Hinblick auf die Entwicklung von Alzheimer unter die Lupe.
Foto: Die Mitglieder des BMBF-Projektes „NeurOliv“ treffen sich zum Kick-off Meeting des das Projektes. Erste Reihe, von links: Dr. Jens Zotzel (N-ZYME), Alexander Webersinke (N-ZYME), Alla Sarafeddivo (N-ZYME), Christopher Fuchs (N-ZYME), Jascha Folk (TU Darmstadt). Zweite Reihe, von links: Dr. Stefan Marx (N-ZYME), Dr. Joachim Tretzel (N-ZYME), Prof. Warzecha (TU Darmstadt), Dr. Gunter Eckert (GU).
Informationen: Dr. Gunter Eckert, Goethe-Universität, Tel. (069) 798-29378, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Dr. Stefan Marx, N-Zyme BioTec GmbH Tel. (06151) 3912-772, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Prof. Dr. Heribert Warzecha, TU Darmstadt, Tel. (06151) 16-20900, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!