erhält den diesjährigen Eugen-Kogon-Preis in Königstein/Taunus für seine „Stolpersteine“

 

Gerhard Wiedemann

 

Königstein/Taunus (Weltexpresso) – Am heutigen Freitag um 19. 30 Uhr wird im Haus der Begegnung in Königstein der Eugen-Kogon-Preis an den Aktionskünstler Gunter Demnig verliehen. Dieser hat seit Jahren durch seine Aktion der Verlegung von Stolpersteinen mit dazu beigetragen, daß der Nationalsozialismus nicht nur irgendwo geschah, sondern vor der eigenen Haustür.



Im Herbst 2014 wurde bekanntgegeben, daß mit dem Eugen-Kogon-Preis in diesem Jahr der Künstler Gunter Demnig ausgezeichnet wird. Er erhält den Preis für sein Projekt „Stolpersteine“. Die geprägten Messingsteine, von denen er bereits mehr als 45.000 Stück in über 800 deutschen Städten und 200 Städten in vielen Ländern Europas verlegt hat, erinnern jeweils vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz an Bürgerinnen und Bürger, die in der Zeit der NS-Herrschaft deportiert und von denen viele in Konzentrationslagern getötet wurden. Dazu gehören Juden, Euthanasieopfer, Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Verfolgte. Die Aktion hat sich zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt.


Die Laudatio auf Gunter Demnig hält der künstlerische Leiter der documenta 6 und documenta 8, Professor Dr. Manfred Schneckenburger, der Demnigs Arbeit sein vielen Jahren begleitet.

Der mit 5000 Euro dotierte Eugen-Kogon-Preis ist nach dem Publizisten, Politologen und Widerstandskämpfer Eugen Kogon (1903-1987) benannt. Der ehemalige Buchenwald-Häftling, Autor des Buches "Der SS-Staat - Das System der deutschen Konzentrationslager" und Mitherausgeber der links-katholischen Zeitschrift "Frankfurter Hefte", lehrte von 1951 bis 1968 Politikwissenschaft in Darmstadt. Bis zu seinem Tod wohnte er in Königstein-Falkenstein.

 

Seit Sonntag findet in Königstein eine Begleitwoche zum Preis statt, die am 8. März mit einem Konzert zur von den Nazis verfemten Musik. Die Woche über wurden in Königstein 24 Stolpersteine verlegt. Am Dienstag wurde eine Ausstellung zur Erinnerung an die Schicksale jüdischen Mitbürger dieser 24 Stolpersteine eröffnet, wo es insbesondere um Martha Woelke geht. Diese wurde im Januar 1944 aus ihrem Haus Falkenstein/Taunus deportiert und nach Auschwitz gebracht, wo sie am 30. November 1044 umgebracht wurde.

 

Auf der Abschlußveranstaltung um 18 Uhr, zu der der Zutritt frei ist, wird dann die Preisverleihung stattfinden. In ihr wird Michael Kogon, Sohn von Eugen Kogon, aus seinem Buch „Lieber Vati! Wie ist das Wetter bei Dir?“ vorlesen. Das Buch bringt Briefe und Postkarten von Eugen Kogon sowie die Kassiber, die er aus seinen jeweiligen Gefängnisstätten hatte herausschmuggeln können: 1938 bis 1945 erst Gefängnis Wien und dann KZ Buchenwald, das er in seinem Buch vom SS-Staat, dann analytisch beschrieb.



Bisherige Preisträger

 

Mit dem Preis ehrt die Stadt Königstein seit dem Jahr 2002 Persönlichkeiten und Institutionen, „die sich den Grundwerten lebendiger Demokratie verpflichtet fühlen, ihr Leben in den Dienst dieser Werte stellen und dabei so erfolgreich waren, dass dies auch an ihrer öffentlichen Bedeutung ablesbar ist.“ Erster Kogon-Preisträger war der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. Der Eugen-Kogon-Preis für das Jahr 2012 war dem ehemaligen Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, dem Schriftsteller Václav Havel, zuerkannt worden. Der Preis wurde posthum am 22. Februar 2013 verliehen, die Laudatio hielt der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Zu den Trägern des Eugen-Kogon-Preises der Stadt Königstein gehören auch Stéphane Hessel, Hildegard Hamm-Brücher, Hans Maier sowie das Maximilian-Kolbe-Werk.



Das Kuratorium des Eugen-Kogon-Preises


Wolf-Gunther Brügmann, Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, Prof. Dr. Diether Döring, Prof. Dr. Gottfried Erb, Prof. Dr. Peter Euler, Hermann  Groß, Dr. Bernd Heidenreich, Bürgermeister Leonhard Helm, Bertram Huke, Dr. Michael Kogon, Peter Lückemeier, Prof. Dr. Thomas Meyer, Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr, Klaus Schwope, hr-FS-Chefredakteur Aloys Theisen, Günther Vieser und Stephan Zalud