Die Eröffnung des  11. Seniorentages vom 2. bis 4. Juli auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 3

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Daß offenbar die Alten immer stärker der gesellschaftlichen Beachtung wert sind, hat nicht nur damit zu tun, daß sie immer älter werden und somit auch als Wähler und Konsumenten immer länger zur Verfügung stehen, es hat auch damit zu tun, daß sich Alter heute in unglaublichem Ausmaß differenziert:

 

Wenn schon 50 plus dazuzählt, andererseits aber die Hundertjährigen keine Einzelsensation mehr bleiben, weiß jeder, daß die Vielfalt von Altern Ausgangspunkt für Handeln und die Ansprache an die Alten ist. Vielleicht durchaus erschreckend: der Mensch zählt bald durchschnittlich 30 Jahre und mehr als Senior und Seniorin!

 

Vielfältig waren auch die Reden zur Eröffnung, wo mehr Frauen sprachen, als es sonst bei solchen Veranstaltungen üblich ist. Im Bild die diesmal weibliche Troika. Gut so. Daß mit Angela Merkel gleich die Bundeskanzlerin die Schirmherrschaft übernommen hatte und anwesend war, zeigt die politische Bedeutung des Themas, zumal diese Seniorentage nur alle drei Jahre stattfinden. Träger ist die BAGSO, das ist die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, deren Vorsitzende Ursula Lehr ist, die einerseits aus ihrer Zeit als Familienministerin der CDU bekannt ist, aber auch als Altersforscherin, was sie mit gerade 85 Jahren (5. Juni 1930 In frankfurt am Main geboren) weiterbetreibt.

 

Sie begrüßte die weiteren Gäste, darunter die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, den Hessischen Sozialminister Stefan Grüttner und den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann. Merkel ging in ihrer Ansprache vor allem auf die Thematik von Jung und Alt ein und wie wichtig der Rat der Alten ist, die aus Lebenserfahrung sprächen. Dabei geht es nicht nur um Zuhören, sondern darauf gerichtetes Handeln. „Unsere Gesellschaft ist nur menschlich, wenn sie wirklich alle Generationen ernst nimmt.“

 

Zuvor hatte Ursula Lehr das Motto des Seniorentages gedeutet. War ursprünglich bei „gemeinsam“ vor allen an so etwas wie einen Generationenvertrag gedacht worden, in dem Alt und Jung für das soziale und emotionale Klima verantwortlich sind, so kommt dem Begriff des Gemeinsamen in diesen religiös-politisch aufgeheizten Zeiten eine weitere Bedeutung zu. „ Unsere Zeit verlangt Flexibilität, ein Sich-Umstellen-Können, Offenheit gegenüber Neuem, Toleranz und Solidarität von uns allen....Welcher Ort wäre für eine solche Thematik besser geeignet als Frankfurt am Main, diese weltoffene, tolerante Stadt, in der die Bundesversammlung des Deutschen Bundes und 1848/49 das erste frei gewählte deutsche Parlament ihren Sitz hatten. Frankfurt, die Stadt Johann Wolfgang von Goethes, der feststellte: 'Ei, bin ich denn 80 Jahre geworden, daß ich immer dasselbe denken soll? Ich strebe vielmehr, täglich etwa anderes, Neues zu denken, um nicht langweilig zu werden. Man muß sich immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu vertrocknen' – ein guter Rat an alle Älterwerden!“

 

Peter Feldmann nahm die Steilvorlage von Ursula Lehr unmittelbar auf: „Frankfurt ist eine gute Wahl, die richtige Wahl für einen Seniorentag. Frankfurt ist eine Großstadt mit hoher Lebensqualität. Frankfurt wächst. ..auch Ältere entdecken die Stadt wieder für sich. Sie ziehen im Ruhestand nicht mehr aus der Stadt raus.Einige ziehen sogar wieder in die Stadt rein...“ Feldmann konnte auch darauf verweisen, daß bereits in den 60er Jahren ein städtischer Altenplan den Grundstein für eine moderne Seniorenpolitik gelebt habe – der erste derartige Plan in der Bundesrepublik. Sein differenzierender Blick führt zur Aussage: „80 Prozent der 80jährigen sind nicht pflegebedürftig, sie bewältigen ihren Alltag allein...Kurz gesagt: Wir müssen Politik nicht für Senioren machen, sondern mit Senioren machen.“

 

Den selbstbestimmten Ansatz für Alterspolitik nahm Minister Grüttner auf: „Ältere Menschen haben viel Lebenszeit hinter sich, viele Erfahrungen gesammelt und da ist es doch nachvollziehbar, daß sie selbstbestimmt leben und entscheiden möchten. Und sie wollen zugleich für andere nützlich sein, gebraucht werden und ihren Beitrag zum Gemeinwohl anerkannt wissen.“ Grüttner führte aus, daß ein Fünftel der hessischen Bevölkerung über 65 Jahre ist, rund 1,2 Millionen, wobei man hochrechnet auf das Jahr 2050, wo jeder Dritte dann ein Senior sein wird.

 

Der 11. Seniorentag wird noch bis zum 4. Juli mit mehr als 90 Veranstaltungen stattfinden, wozu man rund 20 000 Senioren erwartet. Gleichzeitig findet die SENNOVA statt, eine Messe rund ums Älterwerden, wobei es um Angebote auf dem Markt geht, die so vielfältig wie interessant sind, so daß wir in einem Rundgang gesondert berichten. Fortsetzung folgt.

 

P.S.

Man beschäftigt sich ja in der Regel nicht persönlich mit all den Statistiken, die auch zur durchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland nach Geschlecht und Altersgruppen erhoben werden. Aber macht man das erst einmal, wird es regelrecht spannend. Nicht nur der faktische Unterschied von Männern und Frauen, der abnimmt, sondern eben auch die prognostizierte Lebenserwartung gerade heute geborener Jungen und Mädchen. Forschen Sie selber!