G7-Gipfel in Elmau – eine notwendige Nachschau!

 

Notker Blechner

 

Elmau (Weltexpresso) - Gut 300 Millionen Euro hat Deutschland investiert, damit der G7-Gipfel mit den mächtigsten Staatschefs der westlichen Industrieländer ohne Störungen abläuft. Hat sich der Aufwand gelohnt? Für die Medien eher nicht. Sie kamen kaum an Informationen und blieben weitgehend abgeschirmt vom Geschehen im Schloss Elmau.

 

Barack Obama beim Weißbierfrühstück in der kleinen 2000-Seelen-Gemeinde Krün umringt bei strahlend blauem Himmel von Damen in Dirndl und Männern mit Gamsbart und Alphörnern - selbst Hollywood hätte keinen besseren Heimatfilm hingebracht. Besonders als Obama auch noch zugibt: "Sorry, I forgot my Lederhosen." Hätte bloß noch gefehlt, dass der US-Präsident am Ende stammelt: "Ick bin ein Bayer…"

 

 

Das Bild, das um die Welt ging

 

Die Bilder von Obamas Weißwurst-Auftritt gingen ebenso um die Welt wie die von ihm und Kanzlerin Angela Merkel. Ein Foto zeigt, wie Merkel mit weit ausgebreiteten Armen dem auf der Bank sitzenden Obama die Weltlage vor der imposanten Alpenkulisse erklärt. In den sozialen Netzwerken gab es massenweise hämische Kommentare und Collagen zur Bergidyll-Szene. Zum Beispiel: "Ich bin noch sooo lange Kanzlerin." Oder: "Sooo lange warte ich auf meine Greencard."

 

Doch außer der Kraft der Bilder hatte der G7-Gipfel wenig zu bieten. Es war lange ein Gipfel ohne Worte. Denn was sich die Staatschefs zu sagen hatten, blieb zunächst hinter verschlossenen Türen. Die Medien mussten bis Montagnachmittag warten, bis endlich die Kanzlerin und die Staatschefs vor die Presse traten - und mehr oder weniger Rede und Antwort standen.

 

 

Parallelwelt im Medienzentrum

 

Zuvor agierten die meisten Journalisten in einer Art Parallel-Welt – im Medienzentrum in Garmisch-Partenkirchen, zehn Kilometer entfernt von Schloss Elmau. Die meisten, die nicht extra für Schloss Elmau oder den Obama-Besuch in Krün akkreditiert waren, verfolgten das Geschehen über das Fernsehen - und mussten sich ihr eigenes Bild machen. Informationen über die besprochenen Themen auf dem G7-Gipfel sickerten nur scheibchenweise durch - von dpa und den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten unter Berufung auf Insider.

 

Einfacher war es, die Demonstranten zu befragen. Oder die wenig übriggebliebenen Einheimischen, die beim Anblick des gigantischen Sicherheitsspektakels zwischen Stolz und Empörung schwankten. So bekam die Öffentlichkeit drei unterschiedliche Welten präsentiert: die der G7-Mächtigen, die der vom Platzregen zermürbten Demonstranten und die der Einheimischen.

 

 

Der komplizierte Weg ins Schloss

 

Wer es doch schaffte, als Journalist in das bestgehüteste Hotel-Areal in Elmau mit Sonder-Akkreditierung zu kommen, der erlebte aus nächster Nähe die Absurdität des Sicherheitskonzepts. Auf der Straße und dem Weg zum Schloss standen kilometerlang Polizisten im Abstand von 100 Metern mit dem Rücken zur Straße und dem Blick zum Wald, um Demonstranten und Störenfriede im Extremfall abzufangen. Selbst ein Hirsch oder Wildschwein dürfte sich bei so viel Polizei-Präsenz nicht aus dem Wald getraut haben…

 

Im eigens für den G7-Gipfel hergerichteten Conference Center erklärte Kanzlerin Merkel stolz die Vielzahl der beschlossenen Maßnahmen. Und stand geduldig für alle Fragen zur Verfügung. So stellte sie klar, dass sich die Chefs auf das Zwei-Grad-Ziel beim Klimaschutz geeinigt hätten. Nicht auf zwei Prozent!

 

 

Bescheidene Auftritte von Hollande und Cameron

 

Frankreichs Präsident Francois Hollande hob als Erfolg hervor, dass die Entwicklungsländer 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz zur Verfügung gestellt bekommen. Schließlich organisiert Paris Ende des Jahres die Klimaschutz-Konferenz und braucht dringend einen Erfolg.

 

Derweil erklärte in einer parallelen Pressekonferenz Großbritanniens Premier David Cameron, wie Sicherheit und Wohlstand für die Briten miteinander verknüpft sind. Und wie wichtig deshalb der Kampf gegen die IS ist. Doch die (britischen) Journalisten interessierten sich vor allem über Modalitäten zum geplanten Europa-Referendum 2016.

 

 

Obama erhöht Druck auf Putin

 

Das letzte Wort hatte mal wieder US-Präsident Obama. Auf der abschließenden Pressekonferenz, die strenger bewacht wurde als alle anderen Konferenzen der anderen Staatschefs, betonte er, die Sanktionen gegen Russland würden so lange aufrechterhalten, bis das Land die Waffenstillstandsvereinbarungen für die Ukraine umsetze. Obama warf Russlands Präsident Wladimir Putin vor, nach früherer sowjetischer Größe zu streben. Putin müsse sich entscheiden, ob er für dieses Ziel die russische Wirtschaft zerstören wolle.

 

Voll bepackt mit diesen O-Tönen konnten die Journalisten doch noch Konkretes aus der Scheinwelt von Schloss Elmau berichten. Und die Öffentlichkeit dürfte begriffen haben, warum die Politik der Symbole und der schönen Bilder so wichtig ist für einen Gipfel-Erfolg. Was sind da schon 300 Millionen Euro!!!

 

 

INFO:

 

G7

https://www.g7germany.de/Webs/G7/DE/Home/home_node.html